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06.06.2004 01:31

Generation Klio: Doktoranden der Neueren und Neuesten Geschichte präsentieren ihre Ergebnisse

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Dass historisches Fragen und Argumentieren wenig Aktualität und Relevanz besitze, ist ein gängiges Vorurteil: Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, sei in die Jahre gekommen. Mit der neuen Vortragsreihe "Generation Klio. Doktoranden präsentieren ihre Ergebnisse" beweist der Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg (Prof. Dr. Andreas Wirsching) das Gegenteil: Junge Historikerinnen und Historiker werden an vier Abenden des laufenden Sommersemesters die Ergebnisse ihrer gerade abgeschlossenen Dissertationen vorstellen und einen Einblick in aktuelle Forschungsdiskussionen bieten. Das Panorama der Themen reicht dabei von der Zwischenkriegszeit bis hin zur Geschichte der DDR in den siebziger und achtziger Jahren.

    29. Juni 2004

    BABETTE BAUER: "... dieser Diktatur noch mal hinter die Kulissen schauen..." - Staatliche Kontrolle und Repression in der DDR im Kontext individualbiographischer Erfahrungsmuster

    Zu einem genauen Blick hinter die Kulissen der DDR fordert Babette Bauer auf. Sie analysiert im Kontext der Aufarbeitung der Repressionsgeschichte in der ehemaligen DDR, genauer in der Ära Honecker, den Zusammenhang von Diktaturerfahrung und individueller Identitätsbildung. Dazu korreliert sie selbständig erhobene, individualbiographische Quellen in Form von Interviews mit personenbezogenen Akten des Ministeriums für Staatssicherheit. Auf diese Weise kann sie individuelle Lebenswirklichkeiten und Entscheidungsprozesse in der konkreten Konfrontation mit differenzierten Formen staatlicher Kontrolle und Repression aufzeigen. Im Mittelpunkt der Analyse steht das Verhältnis von Alltag und Diktatur innerhalb der sich konstituierenden und ständig transformierenden Gesellschaft der DDR.
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    6. Juli 2004

    PEER VOLKMANN: Heinrich Brüning im amerikanischen Exil. Nationalist ohne Heimat

    Bis zum heutigen Tage sind die Vita und das Wirken von Heinrich Brüning (1885-1970), Reichskanzler von 1930 bis 1932 und letzter Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei, nach dessen Flucht aus Deutschland im Mai 1934 nur skizzen- und bruchstückhaft untersucht worden. Gestützt auf den umfangreichen Nachlass des Altreichskanzlers an der Harvard Universität und zahlreiche weitere Nachlässe und Aktenbestände sowie einige Unterlagen, die zwischenzeitlich als verschollen galten, zeichnet Peer Volkmann den Weg und die Aktivitäten Brünings im Exil nach, wobei er ebenfalls auf die Biographie des katholischen Politikers vor 1934 eingeht. Brüning, der sich u.a. in London lange Zeit bemüht hatte, einen europäischen Waffengang abzuwenden, reiste wenige Tage vor Kriegsbeginn an die amerikanische Ostküste, wo er von 1939 bis 1951/52 eine Professur an der Harvard Universität inne hatte. Das "Enigma in Exile" (Newsweek) betätigte sich dort u.a. als stiller und unermüdlicher Anwalt eines "soft peace" zugunsten seines "Vaterlandes". Nach der Kapitulation Deutschlands nutzte der nationalkonservative Exilant seine guten Kontakte zu Teilen der politischen Elite in Washington, D.C., um u.a. für ein Ende der alliierten Demontage- und Entnazifizierungspolitik zu werben. Von 1951 bis 1955 lehrte Brüning an der Universität Köln, eine Rückkehr in die deutsche Politik blieb ihm jedoch versagt. Resigniert verließ der entschiedene Gegner der Adenauerschen Außenpolitik im Herbst 1955 die BRD und begab sich ein zweites Mal in die US-Emigration.
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    13. Juli 2004

    ELKE SEEFRIED: "Reich" und "Stände". Ideen und Wirken des deutschen politischen Exils in Österreich 1933-1938

    Österreich diente zwischen 1933 und dem "Anschluss" an das Deutsche Reich 1938 als Refugium für deutsche Emigranten, die vor dem Nationalsozialismus flohen. Dem hat die geschichtswissenschaftliche Forschung bislang kaum Beachtung geschenkt. Hintergrund ist eine Disparität innerhalb der Exilforschung, welche die katholische und konservative Emigration vernachlässigte, die aber im katholischen österreichischen "Ständestaat" eine gleichsam kongeniale Operationsbasis vorfand. Neben einer Einordnung Österreichs als Exilland (Umfang der Emigration, Asylpolitik) macht Elke Seefried einen ideengeschichtlichen Ansatz fruchtbar und verknüpft somit Exilforschung und Forschung zur Weimarer Republik, die bislang separiert nebeneinander standen. Zwei Leitideen, die sich eng mit dem Exilland Österreich verbanden, rücken in den Fokus der Betrachtung: sowohl übernational, national oder nationalistisch unterlegte Vorstellungen eines mitteleuropäischen Reiches als auch die Idee einer "ständischen Ordnung" als Ergänzung oder Alternative zum demokratischen Parlamentarismus. "Reich" und "Stände" fungierten somit als programmatische Integrationsklammern für die Zusammenarbeit von katholisch-konservativen und konservativ-revolutionären Emigranten.
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    20. Juli 2004

    BERNHARD GOTTO: Administrative Normalität. Die Augsburger Stadtverwaltung im örtlichen NS-Herrschaftssystem

    Die kommunalen Verwaltungsorgane gelten zu Unrecht als eine Größe im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, die man gegenüber den Parteiorganisationen vernachlässigen kann. Am Augsburger Beispiel zeigt Bernhard Gotto hingegen, dass die Stadtverwaltung erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung und das alltägliche Funktionieren der nationalsozialistischen Herrschaft vor Ort ausübte. Durch den unmerklichen, aber effektiven Wandel der Verwaltungsziele und durch die Einbindung des gesamten Verwaltungshandelns in die Zielvorgaben des NS-Regimes wandelte sich die administrative Normalität in ein Instrument der Herrschaftssicherung, -durchsetzung und -stabilisierung. Dies soll konkret am Augsburger Beispiel sowohl für die Zeit zwischen 1933 und 1939 als auch - und damit wird weitgehend unerforschtes Neuland betreten - für die völlig veränderte Situation nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs gezeigt werden. Dabei wird nicht nur die Rolle der Institution zur Sprache kommen, sondern auch das Zusammenspiel der zahlreichen Akteure in- und außerhalb der Stadtverwaltung. Denn administrative Normalität war das Ergebnis eines funktionalen Zusammenspiels von Herrschern und Beherrschten. Insofern wird sich erweisen, dass der Nationalsozialismus seinen Sitz mitten in der Gesellschaft hatte.
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    Alle Vorträge beginnen jeweils um 18.15 Uhr im Hörsaal 2110 des Gebäudes der Philosophischen Fakultäten, Universitätsstraße 10
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    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Martina Steber
    c/o Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte
    Universität Augsburg, 86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-5552
    martina.steber@phil.uni-augsburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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