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11.04.2023 13:26

Forschungsverbund zur Seelenarbeit im Sozialismus

Susanne Schimke, Unimedizin Rostock Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Unimedizinen Rostock und Greifswald präsentieren Arbeitsergebnisse zur Psychiatrie in der DDR.

    Rostock – Hilfe, Verwahrung oder Missbrauch – die Rolle der „Psycho“-Fächer im Gesundheitswesen der DDR ist umstritten. Seit 2019 forschen Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an fünf deutschen Hochschulstandorten, darunter auch an den Unimedizinen Rostock und Greifswald, zur Geschichte der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie in der DDR. Im April 2023 läuft die erste Förderperiode durch das Bundesforschungsministerium aus. Zeit, um bei einem vorläufigen Abschluss-Symposium Bilanz zu ziehen, Ergebnisse zu präsentieren und zu diskutieren. Der Forschungsverbund setzte sich mit Entwicklungen und Konzepten, ideologischer Einflussnahme und möglichen Nischen sowie dem therapeutischen Alltag in der DDR auseinander. Im Zentrum der Forschung standen auch ethische Aspekte – etwa Fragen zum Missbrauch oder der klinischen Versorgung.

    In dem an den Universitätsmedizinen Rostock und Greifswald angesiedelten Teilprojekt ‚Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung und Missbrauch?‘ unter Leitung von Prof. Ekkehardt Kumbier und Prof. Hans J. Grabe stießen die Wissenschaftler auf ein widersprüchliches Bild. Die Psychiatrie fungierte einerseits als medizinisch-helfende, manchmal sogar schützende Institution. Auf der anderen Seite ist ihr repressiver Charakter erkennbar: Medizinisch nicht notwendige Einweisungen, Verletzungen der Schweigepflicht durch medizinisches Personal, Vernachlässigungen des Fachgebietes und damit der Insassen durch politische Entscheidungsträger sind allerorts nachweisbar. „Wie nicht selten in der Diktatur“, so die Rostocker Historikerin Dr. Kathleen Haack, „wurde auch in der Psychiatrie der DDR ein Geflecht von Autoritäten geknüpft, in dem der einzelne DDR-Bürger gleichzeitig aufgefangen und gefangen war“.

    Die anderen Arbeitsgruppen fokussierten sich auf die Psychotherapie, auf Psychologie unter politischem Diktat und Justiz sowie auf bestimmte Aspekte des DDR-Gesundheitswesens. Sie werteten Unterlagen staatlicher und institutioneller Archive sowie Literatur aus und führten Interviews mit einstigen Verantwortlichen und Patienten. Aktuell wurden noch Befragungen größerer Stichproben von Ost- und Westdeutschen sowie „Binnenmigranten“ zu den Themen des Verbundes durchgeführt. Ein wesentliches Ziel der Verbundforschung war und ist, die Ergebnisse für die Öffentlichkeit aufzuarbeiten und entsprechende Erkenntnisse in künftige Forschung und Bildungsprogramme zu integrieren. Beantragt wurde bereits eine zweite Forschungsperiode, in der unter anderem eine Ausstellung zur Entwicklung der „Psycho“-Disziplinen in der DDR entwickelt werden soll.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ansprechpartnerin für die Presse:
    Universitätsmedizin Rostock,
    Susanne Schimke,
    Tel.: +49 (0) 381 494 50 90,
    susanne.schimke@med.uni-rostock.de


    Weitere Informationen:

    http://Vorläufiges Abschluss-Symposium, 25./26. April 2023 in Weimar
    http://Weitere Informationen unter: http://seelenarbeit-sozialismus.de/start.html
    http://Zum Flyer: https://geschmed.med.uni-rostock.de/fileadmin/Institute/medgeschichte/Veranstalt...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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