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14.04.2023 14:44

Wie der Religionstatsache in der Sozialen Arbeit begegnen? | Internationale Tagung an der Universität Vechta

Friedrich Schmidt Pressestelle
Universität Vechta

    Mehr als 50 Wissenschaftler*innen, Studierende und Praktiker*innen aus unterschiedlichen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit haben an der Universität Vechta getagt. Dabei wollten die Teilnehmenden dem Verhältnis von Sozialer Arbeit und Religion in einer postsäkularen Gesellschaft – in der Religion nicht verschwindet, sondern sich vielmehr wandelt und eine nach wie vor einflussreiche Rolle spielt – auf die Spur kommen. Namhafte Sozialwissenschaftler*innen, Soziolog*innen, Sozialpädagog*innen und Theolog*innen stellten in insgesamt 18 Beiträgen ihre Überlegungen und Thesen vor, die u. a. in vier thematisch fokussierten Panels diskutiert worden sind.

    In den Diskussionen wurde zum einen die Frage aufgegriffen, inwiefern Soziale Arbeit der Religion als wesentlichem Bestandteil des Alltags Rechnung tragen kann oder sogar muss. Hintergrund dafür bildet sowohl eine wachsende Migrationsgesellschaft als auch die zunehmende Individualisierung und Pluralisierung des Religiösen, angesichts der die professionelle Handlungspraxis Sozialer Arbeit stärker mit religiösen Fragestellungen in Berührung kommt. Dieser gesellschaftliche Transformationsprozess, bei dem die Religion ihren Ort zunehmend von den Institutionen in das Innere der Menschen verlagert, während die Kirchen einen erheblichen Bedeutungsverlust erfahren, geht mit erheblichen Herausforderungen für die Soziale Arbeit einher. Demzufolge könnte – laut einer These – die existenzielle Dimension sozialer Problemlagen bzw. die Auseinandersetzung mit der Sinnfrage stärker in den einzelnen Handlungsfeldern Sozialer Arbeit thematisch werden.

    Zum anderen rückten die Trägerstrukturen der Sozialen Arbeit in den Mittelpunkt der Debatten, da die Kirchen in Form der bedeutenden Wohlfahrtsverbände von Diakonie und Caritas nach wie vor die größten Arbeitgebenden im Bereich Sozialer Dienstleistungen darstellen. Dies wirft zugleich die Frag auf, wie die konfessionellen Wohlfahrtsverbände ihrem diakonischen Auftrag, der immer auch die Vermittlung christlicher Werte einschließt, gerecht werden können; insbesondere, wenn von einer konfessionellen Bindung der Mitarbeiter*innen in der postsäkularen Gesellschaft nicht mehr wie selbstverständlich ausgegangen werden kann. In diesem Zusammenhang wurden auch die Herausforderungen formuliert, die die gegenwärtigen religiösen Transformationsprozesse für kirchliche Hochschulen mit sich bringen.

    Darüber hinaus trug eine historische Perspektive dazu bei, die enge Verknüpfung von Religion und Sozialer Arbeit zu beleuchten, während es zugleich auch um die Abgrenzungsbemühungen der Wohlfahrtspflege im Zuge der Verberuflichung in den 1920er-Jahren ging. In diesem Zusammenhang stellten mehrere Beiträge heraus, dass sich eine solche Tendenz bis heute innerhalb der Sozialen Arbeit fortsetzt, indem die Thematik des Religiösen weitgehend nur eine Randstellung einnimmt.

    Insgesamt verdeutlichte die Tagung den großen Diskussionsbedarf um das Phänomen der Religion und des Religiösen im Hinblick auf den weiteren Professionalisierungsprozess Sozialer Arbeit, die bislang diese Thematik – so eines der abschließenden Statements – tabuisiert hat. Als ein Ergebnis der Tagung ist deshalb geplant, eine entsprechende Fachgruppe „Religion und Soziale Arbeit“ einzurichten, um die aufgeworfenen Fragestellungen zu vertiefen und die Auseinandersetzung mit der Religionstatsache in den disziplinären Diskurs einzurücken.

    Die Tagung wurde durch die katholische Kirche im Oldenburger Münsterland, die Universitätsgesellschaft Vechta e.V. sowie durch die Kommission Forschung, Nachwuchsförderung und Transfer unterstützt. Prof.in Dr.in Walburga Hoff, deren Stiftungsprofessur an der Universität Vechta von der Katholischen Kirche finanziert wird, organisierte in Kooperation mit Prof.in Dr.in Stefanie Duttweiler von der Berner Fachhochschule die Veranstaltung.


    Bilder

    Prof. Dr. Kim-Patrick Sabla-Dimitrov, Vizepräsident der Universität Vechta, begrüßt die Tagungsteilnehmer*innen.
    Prof. Dr. Kim-Patrick Sabla-Dimitrov, Vizepräsident der Universität Vechta, begrüßt die Tagungsteiln ...

    Prof.in Dr.in Walburga Hoff führt mit ihrem Eröffnungsvortrag "Religion und Soziale Arbeit" - Bestandsaufnahmen und Überlegungen zu einem ungeklärten Verhältnis" in die Tagung ein.
    Prof.in Dr.in Walburga Hoff führt mit ihrem Eröffnungsvortrag "Religion und Soziale Arbeit" - Bestan ...


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Religion
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Kim-Patrick Sabla-Dimitrov, Vizepräsident der Universität Vechta, begrüßt die Tagungsteilnehmer*innen.


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    Prof.in Dr.in Walburga Hoff führt mit ihrem Eröffnungsvortrag "Religion und Soziale Arbeit" - Bestandsaufnahmen und Überlegungen zu einem ungeklärten Verhältnis" in die Tagung ein.


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