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18.04.2023 12:56

Stellungnahme des VHB zur geplanten Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG)

Bianca Volk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V.

    Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im März 2023 seine Eckpunkte zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) vorgelegt. Für die Betriebswirtschaftslehre sieht der VHB (Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft) in der geplanten Senkung der Höchstbefristungsdauer in der Postdoc-Phase von sechs Jahren auf drei Jahre eine Verschärfung der unsicheren Situation für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

    Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im März 2023 seine Eckpunkte zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) vorgelegt. Eine wesentliche geplante Änderung betrifft die Senkung der Höchstbefristungsdauer in der Postdoc-Phase von sechs Jahren auf drei Jahre.

    Für die Betriebswirtschaftslehre sieht der VHB (Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft) in der geplanten Senkung der Höchstbefristungsdauer in der Postdoc-Phase von sechs Jahren auf drei Jahre eine Verschärfung der unsicheren Situation für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

    Der VHB zählt rund 500 Nachwuchswissenschaftler:innen (Doktorand:innen und Postdoktorand:innen) in der Betriebswirtschaftslehre zu seinen Mitgliedern. In einer aktuellen Umfrage unter den VHB-Nachwuchsmitgliedern vom April 2023 zur geplanten Reform des WissZeitVG empfinden 91 % der 75 Teilnehmer:innen die Reformpläne als eine Verschlechterung (20 %) oder starke Verschlechterung (71 %) der Situation von Nachwuchswissenschaftler:innen in Deutschland. Sie schätzen den Zeitraum von drei Jahren für die Postdoc-Phase als deutlich zu kurz ein, um sich für anschließende Karrierepositionen zu qualifizieren und insbesondere neben den vielfältigen weiteren Anforderungen (z. B. Drittmitteleinwerbung, Lehre, Engagement in der akademischen Selbstverwaltung) die so wichtigen hochrangigen Publikationen zu erzielen. Hieraus resultiert nach Meinung einiger Nachwuchswissenschaftler:innen ein Wettbewerbsnachteil in Berufungsverfahren gegenüber Mitbewerber:innen aus dem Ausland, wo die Qualifikationsphase in der Regel länger angelegt ist. Zudem spiegeln zahlreiche Einschätzungen die Sorge wider, dass die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Weiterqualifizierung und Familienplanung weiter sinkt. Insgesamt fürchten die teilnehmenden VHB-Nachwuchsmitglieder eine Verschärfung der schon jetzt angespannten Situation für den akademischen Mittelbau, zunehmende frühe Perspektivlosigkeit aufgrund des Ausschlusses aus dem Wissenschaftssystem nach drei Jahren Postdoc-Phase und die Zunahme von Publikationsstrategien, die anstatt auf die nachhaltige Bearbeitung komplexer Themen auf publizierbare, schnelllebige Forschung fokussieren.

    Eine Reform des WissZeitVG, wie sie im Entwurf des BMBF vom 17.03.2023 vorgestellt wurde, gibt Anlass zur Befürchtung, dass talentierte Nachwuchswissenschaftler:innen verstärkt ins Ausland abwandern oder sich aufgrund der zunehmenden Unwägbarkeiten gegen eine wissenschaftliche Karriere entscheiden. Ein erhöhter Zeit- und Publikationsdruck wird zudem dazu führen, dass die Qualität der Forschung in unserem Fach leidet.

    Der VHB spricht sich gegen eine Senkung der Höchstbefristungsdauer in der Postdoc-Phase von sechs Jahren auf drei Jahre aus und unterstützt die Vorschläge der Allianz der Wissenschaftsorganisationen. Das von der Allianz skizzierte „4-Plus-Modell“ sieht nach einer vierjährigen Postdoc-Phase eine Weichenstellung in eine von drei Richtungen vor: (1) Übergang in den Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft, (2) entfristete Tätigkeit in der Wissenschaft ohne Berufung (z. B. in der Lehre oder im Wissenschaftsmanagement) oder (3) Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Profils mit dem Ziel der Berufung auf eine Professur. Für die Realisierung von Option (2) und somit der Schaffung einer echten Alternative für einen wissenschaftlichen Karriereweg neben der Professur ist die Erhöhung der Anzahl von Dauerstellen für Daueraufgaben im Wissenschaftssystem unerlässlich.

    Für den Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V.

    Prof. Dr. Jutta Geldermann
    Vorsitzende des Vorstandes

    Prof. Dr. Michael Wolff
    Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes

    Prof. Dr. Lena Steinhoff
    Vorstandsressort Nachwuchsarbeit


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jutta Geldermann
    Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg
    Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Produktionsmanagement
    jutta.geldermann@uni-due.de


    Originalpublikation:

    https://s.gwdg.de/GccMxF


    Weitere Informationen:

    https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/de/2023/230317-wisszeitvg.pdf?__blob=pu... Veröffentlichung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur geplanten Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes vom 17. März 2023
    https://www.allianz-der-wissenschaftsorganisationen.de/themen-stellungnahmen/fue... Stellungnahme Allianz der Wissenschaftsorganisationen


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Wirtschaft
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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