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27.04.2023 10:04

Unstatistik des Monats: E-Bike-Fahren senkt Herzinfarktrisiko um 40 Prozent

RWI Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

    Die Unstatistik des Monats April ist die Berichterstattung über eine Studie der Medizinischen Hochschule Hannover zu den Auswirkungen des regelmäßigen Radelns mit einem E-Bike („Impact of electrically assisted bicycles on physical activity and traffic accident risk: a prospective observational study“). Das Risiko eines Herzinfarktes reduziere sich dadurch um 40 Prozent, berichtete beispielsweise die „Frankfurter Rundschau“ („Sportmediziner überrascht: E-Bike fahren reduziert Herzinfarktrisiko fast um die Hälfte“) am 3. April, „Regelmäßiges E-Bike-Fahren senkt das Herzinfarkt-Risiko“, schrieb auch die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“.

    Hierzu sind zwei Dinge klarzustellen: Erstens ist in der zitierten Studie von einer Senkung des Herzinfarktrisikos keine Rede. Es ging den Autoren einzig um einen Vergleich der körperlichen Belastung beim E-Bike-Fahren mit normalem Radeln, sowie um das Risiko von Verkehrsunfällen. Die Studie kommt zu dem wenig verblüffenden Ergebnis, dass Nutzer von E-Bikes etwas seltener die von der Weltgesundheitsorgansatin angemahnten 150 Minuten von „moderate to vigorous physical activity“ pro Woche erreichen, selbst wenn man berücksichtigt, dass die Nutzerinnen und Nutzer von E-Bikes älter sind und im Durchschnitt in einem schlechteren Gesundheitszustand als Nicht-E-Bike-Nutzer. Aber im Großen und Ganzen seien die Gesundheitskonsequenzen durchaus ähnlich. Die 40-Prozent-Reduktion des Herzinfarktrisikos für E-Bike-Fahrer resultiert offenbar aus einer Nebenbemerkung eines der Studienautoren in einem Spiegel-Interview zu Radfahren und Herzinfarkt ganz allgemein.

    Angaben zur Risikoreduktion sind nur mit Angabe von Alter oder Zeitraum sinnvoll

    Diese viel kolportierten 40 Prozent gelten also nicht nur für E-Bike-Fahrer oder heben diese, wie von den Medien insinuiert, sogar positiv von normalen Radlern ab. Darüber hinaus sind sie noch aus einem zweiten Grund sehr missverständlich: Dergleichen Risikoreduktionen ergeben ohne Angabe eines Alters oder eines Zeitraums keinen Sinn. An irgendetwas stirbt jeder Mensch, und sollte das Radfahren tatsächlich das lebenslange Risiko eines Herzinfarktes um 40 Prozent reduzieren, stiege damit die Wahrscheinlichkeit für einen Tod etwa durch Krebs dramatisch an. Das hört vermutlich kein Radfahrer gern. Gemeint war wohl: in jeder Altersgruppe sinkt das Herzinfarktrisiko um 40 Prozent. Irgendwann sterben dann vielleicht genauso viele Menschen wie immer am Herzkreislaufkrankheiten aller Art (aktuell rund ein Drittel aller Todesfälle), aber eben nicht so früh.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Walter Krämer, walterk@statistik.uni-dortmund.de


    Originalpublikation:

    https://www.rwi-essen.de/presse/wissenschaftskommunikation/unstatistik/detail/e-...


    Weitere Informationen:

    http://www.unstatistik.de – Hier geht es zur Homepage der "Unstatistik des Monats"


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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