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01.06.2023 10:00

Ein Schreibtisch mit Geschichte

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Eine neue Ausstellung ist seit Kurzem im Zentrum für Geschichte der Psychologie der Universität Würzburg zu sehen. Sie bietet interessante Einblicke in die Wissenschaftsgeschichte – und glänzt mit einem besonderen Ausstellungsstück.

    Hermann Ebbinghaus (1850-1909) gilt als Pionier der Gedächtnisforschung. In aufwändigen und disziplinierten Selbstversuchen mit sinnfreien Silben hat er das Lernen, Erinnern und Vergessen erforscht. Er ebnete damit den Weg für die experimentelle Erforschung des Lernens und des Gedächtnisses, und die von ihm ermittelte Gedächtniskurve machte ihn in aller Welt berühmt und hat bis heute Bestand.

    Wer mehr über die Anfänge der Psychologie als experimenteller Wissenschaft erfahren und sich ein Bild von den Methoden, Apparaten und Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens am Ende des 19. Jahrhunderts machen möchte, hat jetzt an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) dazu Gelegenheit. Dort wurde am 26. Mai 2023 im Zentrum für Geschichte der Psychologie die neue Ausstellung „Das Gelehrtenzimmer“ eröffnet.

    Großes Entgegenkommen der Familie Ebbinghaus

    In ihrem Mittelpunkt steht ein besonderer Schreibtisch: der Originalschreibtisch von Hermann Ebbinghaus. Dass das Möbelstück als jüngster Zuwachs jetzt die Würzburger psychologiehistorische Sammlung ergänzt, ist der Initiative von Professor Armin Stock, dem Leiter des Zentrums für Geschichte der Psychologie, und dem großen Entgegenkommen der Familie Ebbinghaus zu verdanken.

    „Der wissenschaftliche Nachlass von Hermann Ebbinghaus wird bereits im Archiv des Zentrums bewahrt und der Forschung zugänglich gemacht“, erklärt Stock. Als er die Idee für die neue Ausstellung hatte und deshalb in Kontakt mit der Familie Ebbinghaus trat, sei man sich schnell einig geworden, dass der Schreibtisch dauerhaft als Schenkung in die bedeutende Sammlung aufgenommen werden sollte.

    Authentischer Einblick in ein Gelehrtenzimmer

    Mit dem Schreibtisch im Zentrum bietet die neue Ausstellung nun einen authentischen und detailreichen Einblick in ein „Gelehrtenzimmer“ aus der Frühphase der experimentellen Psychologie. „Es ist zwar die flächenmäßig bislang kleinste Ausstellung des Zentrums, aber nichtsdestotrotz eine inhaltlich sehr dichte“, erklärt Armin Stock. „Zunächst meint man mit einem Blick alles zu erfassen, aber dann kommen nach und nach immer neue Entdeckungen, und kleine Details eröffnen sich den Besucherinnen und Besuchern.“

    Wer anfangs den Eindruck von einem „Sammelsurium“ hat, wird schnell bemerken, dass die Zusammenstellung wohl überlegt kuratiert wurde und bis ins Detail historischen Vorbildern folgt. „Fast alle Möbelstücke, die die Exponate tragen, sind Originale ihrer Zeit aus der Psychologie. Aus dieser Ganzheitlichkeit der Ausstellung ergeben sich nicht nur historisch interessante Einblicke, sondern es entsteht auch die ganz eigene Atmosphäre eines ‚Gelehrtenzimmers‘“, erklärt Armin Stock.

    Erste Präsenzausstellung nach langer Pause

    Mit der Ausstellung „Das Gelehrtenzimmer“ meldet sich das Zentrum für Geschichte der Psychologie nach einer langjährigen Umbauphase und einer coronabedingten Pause in der Öffentlichkeit zurück. Zwar hatte das Zentrum in der Hochphase der Corona-Pandemie erstmals eine umfangreiche multimediale virtuelle Ausstellung gestaltet, aber in einer solchen Ausstellungsumgebung „verliert man den Kontakt zum Besucher“, klagte Armin Stock bei der feierlichen Eröffnung im Beisein zahlreicher Ehrengäste am 26. Mai 2023. Dabei sei ihm und seinem Team am Zentrum für Geschichte der Psychologie dieser persönliche Kontakt wichtig. Nur bei geführten Touren durch die Ausstellung könne man individuell auf die Besucher eingehen und somit „viel mehr Wissen vermitteln“.

    Grußwort des Unipräsidenten

    „Für die Psychologie habe ich immer Zeit!“: Mit diesen Worten ließ der Psychologe und mittlerweile auch Unipräsident Paul Pauli sein Grußwort beginnen. Auch er betonte die Bedeutung von Ebbinghaus‘ Forschung bis in die heutige Zeit. Schließlich erfahre die Forschung am Gedächtnis in Anbetracht einer stetig älter werdenden Gesellschaft und einer Zunahme an Demenzerkrankungen eine wachsende Bedeutung, wie der Unipräsident betonte.

    Die Ausstellung liefert nach Paulis Worten die Chance auf eine „wissenschaftshistorische Zeitreise“ und „Einblicke in eine vergangene und äußerst produktive Phase der Psychologie“. Das Zentrum für Geschichte der Psychologie stelle damit erneut seine hohe Bedeutung für die wissenschaftsgeschichtliche Forschung unter Beweis; als mindestens europaweit einzigartige Institution sei es ein „internationales Aushängeschild“ für die Universität Würzburg.

    Besuch nur mit Termin

    Ein Besuch der Ausstellung „Das Gelehrtenzimmer“ ist nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Führungen können unter zgp@uni-wuerzburg.de oder telefonisch unter T: +49 931 31-88683 vereinbart werden.


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-wuerzburg.de/zgp/startseite/ Webseite des Zentrums für Geschichte der Psychologie


    Bilder

    Der Originalschreibtisch von Hermann Ebbinghaus.
    Der Originalschreibtisch von Hermann Ebbinghaus.
    Gunnar Bartsch
    Universität Würzburg

    Mit sinnfreien Silben hat Ebbinghaus das Lernen, Erinnern und Vergessen erforscht. Seine Gedächtniskurve hat bis heute Bestand.
    Mit sinnfreien Silben hat Ebbinghaus das Lernen, Erinnern und Vergessen erforscht. Seine Gedächtnisk ...
    Gunnar Bartsch
    Universität Würzburg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Der Originalschreibtisch von Hermann Ebbinghaus.


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    Mit sinnfreien Silben hat Ebbinghaus das Lernen, Erinnern und Vergessen erforscht. Seine Gedächtniskurve hat bis heute Bestand.


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