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15.06.2023 11:29

RWI: Konsum zieht deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr zurück ins Plus

RWI Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

    Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung senkt seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 von 0,2 auf -0,3 Prozent, für 2024 erwartet es 2,0 Prozent. Wie schnell die deutsche Wirtschaft sich erholt, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Inflation zurückgeht und infolge dessen der private Konsum wieder anspringt. Die Arbeitslosenquote dürfte 2023 bei 5,6 Prozent, 2024 bei 5,4 Prozent liegen. Die Inflation dürfte in diesem Jahr 5,5 Prozent betragen und im nächsten auf 2,0 Prozent zurückgehen. Das RWI erwartet für das laufende Jahr ein staatliches Budgetdefizit von gut 50 Milliarden Euro und für 2024 ein Defizit von knapp 18 Milliarden Euro.

    Das Wichtigste in Kürze:

    • Das RWI senkt seine Prognose des deutschen Wirtschaftswachstums für 2023 gegenüber März dieses Jahres um 0,5 Prozentpunkte von 0,2 auf -0,3 Prozent. Für 2024 erwartet es 2,0 statt 1,8 Prozent.

    • Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Deutschland ist derzeit schwach. Dies ist vor allem auf einen kräftigen Rückgang des Konsums der privaten Haushalte zurückzuführen. Aufgrund der hohen Inflation zu Jahresbeginn und der damit verbundenen sinkenden Realeinkommen schränkten die Haushalte ihren Konsum ein. Im weiteren Verlauf des Jahres dürften mit sinkender Inflation auch die Konsumausgaben der Haushalte wieder steigen.

    • Nachlassende Probleme mit den Lieferketten haben offenbar ermöglicht, dass Unternehmen aufgelaufene Aufträge abarbeiten konnten. Entsprechend wurden die Ausrüstungsinvestitionen im ersten Quartal dieses Jahres recht deutlich ausgeweitet. In diesem Jahr dürften sie um insgesamt 3,6 Prozent zulegen, im nächsten Jahr aufgrund schlechterer Finanzierungsbedingungen um 2,7 Prozent.

    • Der Arbeitsmarkt ist mit starkem Beschäftigungszuwachs ins Jahr gestartet, im ersten Quartal mit einem Plus von saisonbereinigt 150.000 Erwerbstätigen. Die positive Entwicklung wurde vor allem durch Zuwanderung getrieben, die größten Zuwächse verzeichnete die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Jüngste Arbeitsmarktindikatoren deuten jedoch auf einen Umschwung hin.

    • Durch die schwache Konjunktur ist die registrierte Arbeitslosigkeit gestiegen, sie dürfte im zweiten Quartal 2023 ihren Höhepunkt erreichen. In diesem Jahr wird die Arbeitslosenquote voraussichtlich auf 5,6 Prozent steigen, im nächsten Jahr dann wieder auf 5,4 Prozent sinken.

    • Bei den Tarifverdiensten sind im weiteren Verlauf große Steigerungen angelegt, da unter anderem in gewichtigen Bereichen wie im öffentlichen Dienst neue Tarifabschlüsse recht hohe Raten und vor allem umfangreiche Einmalzahlungen im Rahmen der Inflationsausgleichsprämie beinhalten. Über den gesamten Prognosezeitraum sind hohe Lohnzuwächse zu erwarten, während die Inflation allmählich abflaut. Folglich dürften die zuletzt gesunkenen Reallöhne ab der zweiten Hälfte dieses Jahres wieder steigen. Auf die Jahre 2023 und 2024 gesehen dürften die Tarifverdienste um 4,8 Prozent bzw. 4,6 Prozent zulegen, die Effektivverdienste (die tatsächlich von Arbeitgebern an die Arbeitnehmer gezahlten Bruttoverdienste, die außer dem Tarifverdienst die übertariflichen Leistungen enthalten), gar um 5,9 Prozent bzw. 5,0 Prozent.

    • Seit Beginn des Jahres hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr von 8,7 Prozent auf 6,1 Prozent verlangsamt. Dies liegt unter anderem daran, dass die Energiepreise durch die Einführung der Strom- und Gaspreisbremse seit Jahresbeginn kaum noch zur Teuerung beitragen. Für dieses Jahr erwartet das RWI eine Inflationsrate von 5,5 Prozent, für 2024 eine Rate von 2,0 Prozent.

    • Das staatliche Budgetdefizit dürfte in diesem Jahr mit gut 50 Milliarden Euro deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr mit 106 Milliarden Euro. Die Staatseinnahmen legen nur moderat zu, insbesondere weil sich die Steuereinnahmen schwach entwickeln. Die Staatsausgaben dürften ebenfalls nur schwach zulegen. Im Jahr 2024 dürfte das gesamtstaatliche Defizit auf knapp 18 Milliarden Euro sinken, sowohl Staatseinnahmen als auch -ausgaben dürften höher ausfallen als in diesem Jahr.

    Zu den Aussichten für die deutsche Wirtschaft sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt: „Die konjunkturelle Erholung hängt davon ab, dass die Inflation wie vorhergesagt sinkt und der private Konsum sich dadurch belebt. Ist das nicht der Fall, könnte das BIP noch weiter zurückgehen.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Torsten Schmidt, torsten.schmidt@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 81 49-287


    Originalpublikation:

    https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Konjunkturberic...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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