Ein Workshop für Ärzte und Leistungserbringer
Am kommenden Mittwoch, 16. Juni 2004, 15.15h - 18.15h
FH Jena, Carl-Zeiss-Promenade 2, 07745 Jena,
Haus 5, III. Etage, Medienlabor [Raum 05.03.11]
Schwere psychische Erkrankungen bringen es häufig mit sich, dass sich vertraute Strukturen um den erkrankten Menschen auflösen: Der gewohnte Alltag gelingt nicht mehr, die Arbeit geht verloren, Beziehungen, Freundschaften werden vernachlässigt. Die Familie ist überfordert, der Freundeskreis verunsichert. Auch der Arztbesuch ist nicht mehr wichtig. Damit beginnt ein Teufelskreis des Rückzugs.
Oft wird in dieser Situation eine stationäre Behandlung verordnet. Sie fängt die medizinischen Probleme auf, der Alltag des Patienten bleibt jedoch in der Regel außen vor.
Stattdessen gewinnt der Klinikaufenthalt an Inselcharakter, der die Rückkehr in die eigenen vier Wände mit Stress belegt und den Krankheitsverlauf wieder verschlechtern kann.
Ein neuer Klinikaufenthalt steht an...
Für diese "Drehtür-Patienten" ist die ambulante Soziotherapie gedacht. Sie sollen mit der soziotherapeutischen Unterstützung lernen, ihr Lebensumfeld wieder selbst zu gestalten,
den Alltag zu managen und eigenständig ambulante Hilfen in Anspruch zu nehmen.
Ambulante Soziotherapie ist eine krankenkassenfinanzierte Leistung, auf die jeder Versicherte einen gesetzlichen Anspruch hat. Sie ist im Sozialgesetzbuch § 37a SGB V
festgehalten. Die Verordnung dürfen nur Fachärzte für Psychiatrie oder Nervenheilkunde vornehmen, Vertragsärzte anderer Fachgruppen können einen infragekommenden Patienten jedoch überweisen.
Die soziotherapeutischen Leistungen werden von qualifizierten Diplom-Sozialarbeitern/Sozialpädagogen und Fachpflegekräften für Psychiatrie [Soziotherapeuten] erbracht.
Maximal sind 120 Stunden innerhalb von drei Jahren verordnungsfähig.
Erster Arbeitsschritt in der ambulanten Soziotherapie ist, den Betreuungsplan und die soziotherapeutische Verordnung zusammen mit dem erkrankten Menschen und dem Arzt aufzustellen. Der Betreuungsplan umfasst unter anderem die Therapieziele, Maßnahmen und einen Zeitplan. Es gilt, diesen Therapieentwurf einzuhalten.
Koordinationsaufgaben [Case Mangement], die die ambulante Soziotherapie leistet, sind daher:
Die verschiedenen Maßnahmen zu planen, die medizinische Behandlung zu ermöglichen und einzuhalten und unterschiedliche Hilfemaßnahmen zu verzahnen.
Ambulante Soziotherapie ist Arbeit im häuslichen Umfeld. Damit die betreuten Menschen in ihren gewohnten Lebensumfeldern bleiben können, setzt sich der Soziotherapeut mit der häuslichen, sozialen und beruflichen Situation auseinander. Sie werden auch Familienangehörige und Freunde mit einbeziehen. Sie entwickeln vor Ort Lösungsansätze für Konflikte und helfen dem Patienten wichtige Alltagskompetenzen zu erlernen. Außerdem werden sie die erkrankten Menschen motivieren, auch Hilfeangebote von anderen psychosozialen Anbietern in der Region wahrzunehmen.
Die Kooperation sowohl mit Ärzten und Kliniken, aber auch sozialpsychiatrischen Diensten, Tagesstätten und den Ämtern und vielen mehr gehören zu ihrem Versorgungsauftrag.
Sie werden die Betroffenen durch den Dschungel von Leistungsangeboten führen, mit ihnen Entsprechendes zusammenstellen und Unterstützung leisten, wenn sie aktiv werden.
Oberstes Ziel der ambulanten Soziotherapie ist es dabei, die erkrankten Menschen zur Selbstständigkeit anzuleiten.
Obwohl die ambulante Soziotherapie bereit im Rahmen der Gesundheitsreform 2000 in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (§ 37a SGB V) aufgenommen wurde, ist sie bis heute in Thüringen noch nicht umgesetzt worden und steht so den betreffenden Patienten in der außerklinischen psychiatrischen Versorgung nicht zu Verfügung.
Die angekündigte Weiterbildungsveranstaltung der Fachhochschule Jena gemeinsam mit der Jenaer Akademie Lebenslanges Lernen e.V. soll die Implementation der ambulanten Therapie im Freistaat voranbringen. Vertragsärzte, erfahrene und zukünftige soziotherapeutische Leistungserbringer, Kostenträger und Fachvertreter werden den Workshop nutzen, um nach Wegen der praktischen Umsetzung in Thüringen zu suchen.
Prof. Dr. Klaus-Dieter Dresler
Anmeldung und Auskunft: Klaus-Dieter.Dresler@fh-jena.de oder 03641-205 811
Der Workshop ist bereits überbucht und musste in angemessene Räumlichkeiten verlegt werden:
Haus 5, III. Etage, Medienlabor [Raum 05.03.11]
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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