idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.06.2023 09:23

Kollege Roboter? Studie untersucht Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Automatisierung und Künstliche Intelligenz spielen auch in Logistik und Lagerhaltung eine zentrale Rolle. Immer mehr Roboter kommen in Lagerhäusern zum Einsatz, sie bringen die Waren vollautomatisch von A nach B oder überwachen etwa als Drohnen die Lagerbestände an schwer zugänglichen Orten. Nach wie vor dabei: der Mensch. Doch was ist wichtig für eine gute Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter? Das hat eine Meta-Studie von Wirtschaftswissenschaftlern und Psychologen der Universität des Saarlandes untersucht, die in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Computers & Industrial Engineering“ veröffentlicht wurde.

    Es gibt wohl kaum ein großes Unternehmen, durch dessen Lagerhäuser nicht irgendwo irgendein Roboter flitzt und Waren ins Regal stellt oder sie herausnimmt. In anderen Hallen fliegen Drohnen in schwindelerregende Höhen, um aus der Vogelperspektive die obersten Regalreihen zu inspizieren, die von einem Menschen nur schwer zu erreichen sind. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Robotern, englisch „Human-robot collaboration“ (HRC), wird in Zukunft noch viel bedeutsamer werden: Machten Logistik-Roboter im Jahr 2017 gerade mal knapp 4 Prozent des gesamten weltweiten Robotik-Markts aus, gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass der Anteil der fleißigen Helfer in den Lagerhäusern dieser Welt bis 2025 auf stolze 32 Prozent am Gesamtmarkt steigen wird. Immer schneller müssen Waren heute, oft auf individuellen Wunsch zusammengestellt, von der Fabrik an ihr Lieferziel gelangen. Diese Anforderung sorgt in der Logistik für gewaltige Umwälzungen, die nur mithilfe von Robotern in den Griff zu kriegen sind.

    Die Aussichten auf die rasante Bedeutungszunahme der Roboter in der Logistik waren für die Wirtschaftswissenschaftler Eric Grosse, Stefan Morana, Frederic Jacob und ihren Kollegen Cornelius König aus der Psychologie der Grund, die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine genauer unter die Lupe zu nehmen. Die vier Forscher haben in einer Meta-Studie die Literatur zum Thema HRC in der Lagerhaltung gesichtet und untersucht, welche Aspekte den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die dieses Gebiet untersuchen, besonders wichtig sind. „Roboter sind heute schon mehr ‚mechanische Kollegen‘ statt technisches Hilfsmittel“, heißt es in der Studie. Aber was genau erwartet die Wissenschaft, aus der stetig neue Impulse für die Wirtschaft kommen, von Robotern und Menschen?

    „Es hat sich, wenig überraschend, gezeigt, dass der Großteil der Studien sich darum drehte, wie die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in der Intralogistik zu einer gesteigerten Leistungsfähigkeit führen kann“, fasst Eric Grosse, Juniorprofessor für Digitale Transformation im Operations Management an der Universität des Saarlandes, eine wichtige Erkenntnis zusammen.

    Neben der reinen Leistungssteigerung spielen aber auch „weiche“ Einflüsse eine Rolle. Auch solche psychosoziale Faktoren sind sehr wichtig, es gibt aber eine weniger große Zahl Studien darüber. „Die Menschen, die mit den Robotern zusammenarbeiten sollen, fürchten Über- oder Unterforderung, Stress, mangelnde Partizipation, Demotivation, Angst und so weiter. Das kann die Akzeptanz der Zusammenarbeit erheblich beeinflussen“, so der Wirtschaftswissenschaftler weiter.

    Ein weiterer Punkt, der in den Studien immer wieder zum Ausdruck kam, war die – gefühlte – Sicherheit der Logistik-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Denn wer mit einem vollautomatischen, mehrere Hundert Kilo schweren Roboter durch die Gänge der Lagerhäuser streift, hat womöglich Angst davor, dass der Roboter einen Fehler machen und jemanden verletzen könnte. „Ein großer Teil der Arbeitnehmer hat auch ganz allgemein Vorurteile gegenüber Robotern und steht Veränderungsprozessen kritisch gegenüber“, fasst Eric Grosse ein wiederkehrendes Ergebnis der Studien zusammen. „Persönliche Präferenzen, Organisations- und Führungskultur im Unternehmen, Qualifikationen der Mitarbeiter, die Teamstruktur und die Angst vor Arbeitsplatzverlust spielen hierbei ebenfalls ganz zentrale Rollen“, führt er aus.

    Sein Rat und der seiner Mitautoren an die Entscheidungsträger in den Unternehmen lautet daher: „Managerinnen und Manager sollten die Planung, Implementierung und Koordination von ‚Cobots‘ in Lagern ganzheitlich betrachten. Neben den Leistungs- und Kostenfaktoren müssen menschliche Faktoren berücksichtigt werden. Denn bei der Einführung von Cobots sind die Akzeptanz der Technologie und die menschliche Interaktion entscheidend für den Erfolg.“

    Der Artikel „Picking with a robot colleague: A systematic literature review and evaluation of technology acceptance in human–robot collaborative warehouses“ ist in der Juni-Ausgabe des Fachmagazins "Computers & Industrial Engineering" erschienen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Jun.-Prof. Dr. Eric Grosse
    Tel.: (0681) 3024830
    E-Mail: eric.grosse@uni-saarland.de


    Originalpublikation:

    Picking with a robot colleague: A systematic literature review and evaluation of technology acceptance in human–robot collaborative warehouses

    https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0360835223002863


    Bilder

    Jun.-Prof. Dr. Eric Grosse
    Jun.-Prof. Dr. Eric Grosse
    Thorsten Mohr
    Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Informationstechnik, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Jun.-Prof. Dr. Eric Grosse


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).