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22.06.2023 08:52

Digitale Typen: 3D-Visualisierung von Weimarer Fossilfunden

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

    Im Rahmen eines durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft finanzierten Projektes wurden einmalige Fossilien aus der Typensammlung der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie Weimar digitalisiert. 120 3D-Modelle von ausgewählten Fossilpräparaten – fotogrammetrisch detail- und maßgenau in Echtfarben aufgenommen sowie anschließend visualisiert – stehen nun einer internationalen forschungsinteressierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

    Mit wenigen Räumen hat vor 61 Jahren alles begonnen – heute ist die Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar eine weltweit führende, hochmoderne Wissenschaftseinrichtung und beherbergt die umfangreichste und vielfältigste quartärpaläontologische Sammlung Europas. Die Weimarer Wissenschaftler*innen forschen weltweit – von der Arktis und Alaska über China, Indien und Georgien bis hin nach Israel, Deutschland und Spanien. Dabei beschäftigen sie sich mit der Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt im Quartär – der Zeitspanne der letzten etwa 2,6 Millionen Jahre bis heute –, der Rekonstruktion von Paläoökosystemen, der natürlichen Klimavariabilität und der zunehmenden Einflussnahme des Menschen.
    „Über 84.000 Funde, Präparate und Serien lagern – dreifach staubgeschützt und akribisch in digitalen Datenbanken erfasst – in unseren hunderten passgenau angefertigten Sammlungsschränken“, erläutert der vor einem Jahr in den Ruhestand verabschiedete Leiter der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke und fährt fort: „Davon sind zahlreiche Präparate sogenannte Typusexemplare, also weltweit einzigartige Fossilfunde, anhand derer neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten erstmals verbindlich definiert werden.“

    Die Typen oder Typusexemplare sind dementsprechend für die internationale Forschung von höchster wissenschaftlicher Bedeutung. Sie bilden die Grundlage transregionaler bis kontinentübergreifender paläontologischer und paläoökologischer Forschungen. Die Typen-Fossilien aus Weimar – von Knochen einer erst kürzlich entdeckten, ausgestorbenen eurasischen Puma-Unterart über Zähne von Südelefanten und Steppenmammuten bis hin zu einem komplett überlieferten Zieselskelett – wurden nun im Rahmen eines durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft finanzierten Projektes fotogrammetrisch detail- und passgenau in Echtfarben digitalisiert sowie anschließend visualisiert. „Mittels diverser Tools können die interaktiven Objekte aus allen Perspektiven betrachtet und um definierte Achsen rotiert werden. Auch die Vergrößerung beliebiger Oberflächendetails ist möglich, ebenso eine äußerst präzise Vermessung von individuell definierbaren Messstrecken im dreidimensionalen Raum. Zudem wurden Datensätze erstellt, aus denen im 3D-Druckverfahren maßgetreue Reproduktionen für Forschungs-, Lehr- und Ausstellungszwecke hergestellt werden können“, erklärt der Technisch-Konservatorische Leiter der Forschungsstation John-Albrecht Keiler und weiter: „Bei Untersuchungen des einzigartigen und somit äußerst wertvollen Typus-Materials muss zukünftig nicht mehr in jedem Fall am empfindlichen Original gearbeitet werden, da vermessbare, originalgetreue Digitalisate zur Verfügung stehen.“

    Den Nutzer*innen der 3D-Modelle wird zudem über Permalinks ein direkter Zugriff auf die jeweiligen Erstbeschreibungen der Typen ermöglicht, soweit dies Urheber- und Nutzungsrechte derzeit zulassen. „In den nächsten Jahren möchten wir das 3D-Digitalisierungsprojekt fortführen, um das gesamte Typusmaterial aus den Weimarer Sammlungen virtuell nutzbar zu machen“, gibt Keiler einen Ausblick.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    John-Albrecht Keiler
    Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie Weimar
    Tel. 03643 49309 3334
    jakeiler@senckenberg.de


    Weitere Informationen:

    https://quartaertypen.senckenberg.de/startseite.html Zur Typensammlung


    Bilder

    Fotogrammetrische Vermessung des Gesichtsschädels einer heute ausgestorbenen Bärenart aus Flusssanden der Werra, die vor über einer Million Jahren in Südthüringen abgelagert wurden.
    Fotogrammetrische Vermessung des Gesichtsschädels einer heute ausgestorbenen Bärenart aus Flusssande ...
    digitus.art
    digitus.art/Senckenberg Weimar

    Mithilfe einer Fotogrammetrie-Software berechnetes 3D-Modell des Gesichtsschädels einer heute ausgestorbenen Bärenart aus Flusssanden der Werra.
    Mithilfe einer Fotogrammetrie-Software berechnetes 3D-Modell des Gesichtsschädels einer heute ausges ...
    digitus.art
    digitus.art/Senckenberg Weimar


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Fotogrammetrische Vermessung des Gesichtsschädels einer heute ausgestorbenen Bärenart aus Flusssanden der Werra, die vor über einer Million Jahren in Südthüringen abgelagert wurden.


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    Mithilfe einer Fotogrammetrie-Software berechnetes 3D-Modell des Gesichtsschädels einer heute ausgestorbenen Bärenart aus Flusssanden der Werra.


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