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15.06.2004 11:28

Bremer Absolventen der Wirtschaftssinologie sprachen über Karrierechancen und Erlebnisse

Ulrich Berlin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Bremen

    "Bundeskanzler Schröder in Südchina begrüßt"

    Renate Tietjen denkt noch gerne an das vergangene Jahr zurück. Bundeskanzler Schröder war gerade mit einer großen Wirtschaftsdelegation in China unterwegs. In Guangzhou, im Süden Chinas war es dann soweit: Als Vorsitzende der Deutschen Handelskammer hatte sie die Ehre, den Bundeskanzler zu begrüßen. "Das war sicherlich ein Höhepunkt meiner Karriere", schwärmt sie noch heute vor 60 interessierten Zuhörern in der Hochschule Bremen. Zusammen mit Peter Bornschein berichtete sie in ihrer "alten Hochschule" über ihr Studium und ihre Karriere. Beide sind Absolventen des Internationalen Studienganges Angewandte Wirtschaftssprachen und Internationale Unternehmensführung (AWS), Schwerpunkt Wirtschaftssinologie.

    Peter Bornschein nahm 1989, zu einer Zeit in der es weltweit Diskussionsbedarf um China gab, sein Studium an der Hochschule Bremen auf. "Es war eine Zeit der Unsicherheit auf Grund des Tiananmen Massakers, auf der anderen Seite auch eine zusätzliche Herausforderung wegen der unklaren politischen Lage", gab Peter Bornschein zu. Als er 1991 sein Auslandsjahr in Peking begann, gab es im Stadtbild Pekings noch keine Mc Donalds-Läden oder andere westliche Fast-Food-Anbieter.

    Der 37-Jährige sammelte zunächst drei Monate lang Erfahrungen in einem rein chinesischen Verlag, China im Bild, und lernte schnell die Vor- und Nachzüge einer chinesischen "Danwei" (Arbeitseinheit) kennen. Nach drei Monaten im Kollektiv wechselte er zu einem amerikanischen Verlag, um sein Praktikum abzuschließen. In seiner Diplomarbeit beschäftigte sich der AWS-Absolvent 1994 mit der "Wirtschaftspolitischen Entwicklung der Tumenfluss-Region im nordostasiatischen Kontext". Der frisch gebackene Absolvent fand seinen Berufseinstieg in Deutschland bei der Firma Daimler Benz, nachdem er 40 bis 50 Bewerbungen geschrieben hatte und zu einigen Bewerbungsgesprächen eingeladen wurde. Im Anschluss arbeitete er zwei Jahre für eine amerikanische Software Firma im Vertrieb in China. Heute ist er nach mehr als zehn Jahren Tätigkeit für den Softwareanbieter Scala in Beijing, Kuala Lumpur und Shanghai Managing Director von Scala Business Solutions Germany in Frankfurt. Als Perspektiven für die angehenden AWS-Absolventen zeichnete der erfolgreiche Geschäftsmanager die folgenden Wege auf: "Entweder beginnen Sie ihre Karriere in Deutschland, sammeln erste praktische Kenntnisse und werden als so genannte Expatriates (im Ausland arbeitende Experten) von ihrer Firma entsandt, oder Sie versuchen Ihr Glück direkt in China." Er fügte hinzu, dass der zweite Weg sicherlich risikoreicher sei, aber bessere und schnellere Aufstiegschancen biete.

    Renate Tietjen begann ihr AWS Studium 1993 nach einer abgeschlossenen Lehre zur Kaufmannsgehilfin im Außenhandel und sechs Berufsjahren. Sie stellt die Karriereplanung anschaulich anhand eines Hausbaus dar: Nach der Auswahl der Häuserart, d.h. des Studiums folgen die Schritte zur Fertigstellung. Die ersten 2 Jahre des AWS Studiums vergleicht Frau Tietjen mit dem Fundament und den Mauern des Karriere-Hauses. Neben den Grundlagen der BWL/VWL, Recht, EDV, Außenwirtschaft und Wirtschaftsenglisch werden Chinesisch in Wort und Schrift sowie die Landeskunde Chinas vermittelt. Der dann folgende 1-jährige Chinaaufenthalt steht im Hausbau für die Fertigstellung der Fenster, Türen und nicht zuletzt der Innenausstattung. Häufig werden in diesem Jahr die Weichen für die berufliche Zukunft der AWS Studenten gestellt und eine gewisse "China-Tauglichkeit" geprüft: "Einige meiner Kommilitoninnen sind aus dem Jahr mit der Erkenntnis "China nie wieder" zurückgekehrt". Die ehemalige AWS-Studentin betont speziell für ihre weitere Laufbahn die Wichtigkeit des Sprachstudiums an der chinesischen Partneruniversität. Die erworbenen einschlägigen Sprachkenntnisse halfen ihr bei der Integration während ihres Praktikums bei der Firma C. Melchers GmbH & Co. in Shanghai. Das Abschlussjahr an der Hochschule Bremen steht für das Dach des Karrierehauses. Hier werden die Eindrücke des Auslandsjahres abschließend mit der Theorie verknüpft. Der Hausanstrich könnte die Diplomarbeit mit aktuellem wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bezug darstellen, mit der sich die Absolventen potentiellen Hauskäufern - sprich: Arbeitgebern - präsentieren. Frau Tietjen konnte ihren einjährigen Chinaaufenthalt als Sprungbrett für ihre weitere Karriere verwerten. Sie erhielt im Anschluss an ihr Studium ein Angebot für eine Festanstellung bei der Firma C. Melchers GmbH & Co. in Shanghai, in der sie fünf Jahre lang die Einkaufsabteilung leitete. Seit 2002 leitet Frau Tietjen die Büros in Guangzhou und Chongqing. Ihre Firma, Hauptsitz in Bremen, unterstützt seit vielen Jahren den AWS-Studiengang aktiv und beschäftigt derzeit 13 AWS Absolventen. "Ich würde mich auch heute wieder für das AWS-Studium an der Hochschule Bremen entscheiden, da es eine solide Karrieregrundlage bietet" beschloss Frau Tietjen ihre Rede.

    Die wirtschaftliche Entwicklung und Veränderung des chinesischen Arbeitsmarktes in Bezug auf qualifizierte lokale Mitarbeiter veranlasste die chinesische Regierung eine Liberalisierung der Besetzung von Managerpositionen in Staatsunternehmen zu beschließen d.h. ausländische Mitarbeiter können jetzt die Leitung bzw. Schlüsselpositionen in Unternehmen übernehmen. Ein Blick in die Stellenangebote in China zeigt, dass neben Ingenieuren, Technikern und dem gehobenen Management besonders im Finanz- und Controllingwesen Bedarf an qualifizierten ausländischen Kräften mit chinesischen Sprachkenntnissen besteht. Dies könnte sich zukünftig als Perspektive für AWS Absolventen herausstellen.

    Bei der Frage nach den zukünftigen Berufsaussichten waren sich die beiden Absolventen einig. Das AWS-Studium qualifiziert nicht nur für Jobs in China, sondern auch für die Region Südostasiens. "Hier ist weniger die Sprache entscheidend, es wird überwiegend Englisch gesprochen, sondern die Beachtung der kulturellen Werte spielt eine wesentliche Rolle" bestätigte Peter Bornschein.

    Eine Frage interessierte das aufmerksame Publikum im Besonderen: "Gibt es Absolventen, die nichts mehr mit China zu tun haben?" Renate Tietjen stellte fest, dass lediglich vier von 16 Absolventen aus ihrem Jahrgang noch direkt etwas mit China zu tun haben. Viele Absolventen gehen direkt nach dem Studium nach China. Peter Bornschein wies auf den hohen Frauenanteil im AWS Studiengang und den Balanceakt zwischen Karriere und Familie hin. "Eine große Anzahl von Absolventinnen hat sich für die Familie entschieden und hat China verlassen." Tatsächlich haben einer Umfrage aus dem Jahr 2001 nach immer noch 80% aller Absolventen in irgendeiner Art und Weise etwas mit China zu tun.

    Hinweise für Redaktionen:
    Für Fragen steht Prof. Dr. Monika Schädler gern zur Verfügung: 0421-5905-4123;
    schaedlr@fbw.hs-bremen.de
    Informationen über den Studiengang AWS finden Sie unter: www.hs-bremen.de, Stichwort: Lehre, Studium, Weiterbildung.


    Weitere Informationen:

    http://www.hs-bremen.de
    Stichwort: Lehre, Studium, Weiterbildung


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur, Wirtschaft
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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