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12.07.2023 10:33

Digitales Training für interkulturelle Kompetenz: Uni Osnabrück beteiligt sich an internationaler Forschungskooperation

Dr. Oliver Schmidt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

    Wie lässt sich ein Online-Lern-Tool für kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Europa entwickeln? Und ganz konkret: Wie kann dieses eine motivierende Lernerfahrung bieten, um die interkulturelle Kompetenz von Nutzenden zu fördern? Mit diesen Fragen befassen sich in einem Kooperationsprojekt Forschende des Fachgebiets Arbeits- und Organisationspsychologie mit Schwerpunkt Interkulturelle Wirtschaftspsychologie der Universität Osnabrück.

    Sie arbeiten zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Università degli Studi di Milano-Bicocca, Italien, der Université Gustave Eiffel, Frankreich, der Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu, Polen, sowie der Universiteit Twente aus den Niederlanden.

    Das vom Erasmus+-Programm durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit 400.000 Euro geförderte Projekt trägt den Titel „CAPIRE“, italienisch für „verstehen“. Als Abkürzung steht es für „Cultural Adjustment Project for Improving Relations in Europe“. „Gemeinsam wollen wir ein digitales Training entwickeln, das Lernende bei der Entwicklung interkultureller Kompetenzen unterstützt“, erklärt der Osnabrücker Psychologe Prof. Dr. Karsten Müller. Und seine Kollegin Dr. Svenja Schumacher ergänzt: „Mit diesem Tool sollen Nutzende auf praxisnahe Art mehr über fünf verschiedene Kulturen in Europa lernen. Besonders Studierende und Lehrende sollen davon profitieren, denn das Tool wird frei zugänglich sein und kann so auch in der Lehre eingesetzt werden, um zukünftige Generationen auf den internationalen Arbeitsmarkt vorzubereiten.“

    Gegenüber bestehenden Culture Simulators bietet das neu entstehende Format den Vorteil, dass es digital und kostenfrei zugänglich ist. Bisher gab es den Culture Simulator vorwiegend auf Papier, mit ca. 20 Situationen zum Üben. Das CAPIRE-Tool bietet mit 80 Situationen pro Land die Möglichkeit, die Situationen thematisch zu filtern. Vorgängerformate konzentrieren sich bisher vor allem auf das Erlernen von Kulturstandards, d.h. kulturspezifischen „Dos and Don'ts“. Das neue Tool wird darüber hinausgehen, indem es die tieferen Sinnzusammenhänge der Kulturen vermittelt und sie miteinander in Verbindung bringt. Die gemeinsame Erstellung des Instruments mit Forschenden aus beiden involvierten Kulturen ermöglicht dabei stets die Betrachtung aus beiden kulturellen Perspektiven.

    Durch den kostenfreien Zugang und die praxisnahe Ausrichtung des Tools soll die Förderung interkultureller Kompetenz aber auch über den Hochschulkontext hinaus für andere Zielgruppen der schulischen und beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung nutzbar sein.

    Der Culture Simulator präsentiert dem Nutzer zum Beispiel eine Situation am Arbeitsplatz, in der Menschen zweier Kulturen aufeinandertreffen. In der Situation passiert etwas, was aus der Sicht des Nutzenden überraschend, rätselhaft oder sogar verärgernd wirkt. Ziel ist es, die Situation richtig zu interpretieren und zu verstehen, warum die Akteure beider Kulturen so handeln wie in der Situation. „Durch das Auflösen vieler verschiedener Situationen hintereinander lernt der Nutzende mehr über die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten und erschließt Möglichkeiten, in solchen Situationen interkulturell kompetent zu handeln“, so Anna Wiegand, die in dem Projekt forscht.

    Für die Erstellung des Tools interviewt das Forschungsteam eine große Anzahl von Menschen aus den fünf europäischen Ländern, die in einem der anderen vier Länder arbeiten - sogenannte Expatriates. In den Interviews werden kritische Situationen im Miteinander der beiden Kulturen ermittelt. Kennzeichnend für kritische Situationen ist dabei, dass sie wiederholt vorkommen oder besonders aufschlussreich sind, um über die beiden involvierten Kulturen zu lernen. Diese Situationen werden in enger Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern der jeweils beteiligten Länder, also immer aus zwei kulturellen Perspektiven, analysiert und bilden die Basis für die Situationen im CAPIRE-Tool. Ein Beispiel: Eine deutsche Person, die über die Kultur in Frankreich lernen möchte, wird aus den echten Erfahrungen anderer Deutscher lernen, die in Frankreich leben und arbeiten. Mit diesem qualitativen Ansatz des kulturellen Perspektivwechsels liefert das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Erforschung interkultureller Arbeitssituationen: Es vertieft die Erkenntnisse unterschiedlicher kultureller Bedeutungsrahmen und untersucht, wie diese in interkulturellen Situationen zutage treten.

    Mehr Informationen zum Projekt: https://www.utwente.nl/en/bms/iebis/foe/OBCC/research/research-projects/CAPIRE/

    Weitere Informationen für die Redaktionen:
    Prof. Dr. Karsten Müller, Universität Osnabrück
    Arbeits- und Organisationspsychologie mit
    Schwerpunkt Interkulturelle Wirtschaftspsychologie
    E-Mail: karsten.mueller@uos.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Kulturwissenschaften, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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