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12.07.2023 13:30

Anteil von Frauen in Chefetagen kommunaler Unternehmen in Baden-Württemberg besonders gering und rückläufig

Rainer Böhme Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zeppelin Universität

    Die Führungsetagen kommunaler Unternehmen bleiben in Baden-Württemberg weiter fest in Männerhand – Frauen sind dort nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Mit einem Anteil von 19,7 Prozent besetzen baden-württembergische Städte im Schnitt nur jede fünfte Spitzenposition in ihren kommunalen Unternehmen mit einer Frau und liegen damit hinter den von der Politik formulierten Zielen. Im Vergleich aller 16 Bundesländer liegt Baden-Württemberg unterhalb des Gesamtschnitts von 21,5 Prozent auf dem 11. Platz. Dies geht aus der aktuellen Studie „Frauen in Top-Managementorganen öffentlicher Unternehmen – Ein deutschlandweiter Städtevergleich“ der Zeppelin Universität (ZU) in Friedrichshafen hervor.

    Sogar bei den Neubesetzungen von vakanten Spitzenpositionen in kommunalen Unternehmen wurden im vergangenen Jahr nur 21,9 Prozent mit Frauen besetzt. In Baden-Württemberg liegt der Wert bei 22,2 Prozent und damit unter den Spitzenwerten von kommunalen Unternehmen aus den Ländern Sachsen-Anhalt (30,0 Prozent) und Brandenburg (29,4 Prozent), aber deutlich über den Werten von Sachsen (6,7 Prozent) und dem Saarland (0 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet Baden-Württemberg bei den Städten im Bundesländervergleich mit 2,2 Prozentpunkten den höchsten Rückgang bei weiblich besetzen Positionen; Bayern (4,3 Prozentpunkte) und Sachsen-Anhalt (2,9 Prozentpunkte) weisen die größten Anstiege auf.

    „Die Repräsentation liegt in der Gesamtschau erstmalig unter den Werten der DAX-40-Unternehmen, was besonders starke Diskussionen geben dürfte. Auch die substanziellen Unterschiede bei den Neubesetzungen sind besonders diskussionswürdig. Daseinsvorsorge und soziale Nachhaltigkeit müssen zusammen gedacht werden, um die fachlich und charakterlich besten Talente für die Zukunftsgestaltung zu bekommen. Ein Kernthema guter Unternehmensführung ist, dass Chancengerechtigkeit besteht und nur geeignete Personen in Führungspositionen gelangen“, erklären Professor Dr. Ulf Papenfuß und Dr. Christian Arno Schmidt vom Lehrstuhl für Public Management & Public Policy an der ZU.

    Den aktuellen Status quo bei der Repräsentation von Frauen in öffentlichen Unternehmen haben Papenfuß und sein Forscherteam im April 2023 erneut untersucht. In allen 16 Bundesländern wurden die Daten von 69 Städten und 1430 Unternehmen mit 2089 Führungskräften auf Frauen in leitenden Organen wie Geschäftsführung, Geschäftsleitung und Vorstand analysiert. Einbezogen waren neben den Landeshauptstädten und den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen auch die jeweils vier größten Städte der Länder. Daneben wurden auch die öffentlichen Unternehmen der Bundes-/Landesebene analysiert. Das Forscherteam richtete dabei den Blick auf Unternehmen, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist, wie etwa Stadtwerke, ÖPNV, Krankenhäuser, Messen oder Sozialeinrichtungen.

    Den höchsten Anteil an Frauen im Top-Management erreichten abermals die Städte ostdeutscher Bundesländer: in Thüringen (26,6 Prozent), Sachsen-Anhalt (26,5 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (25,2 Prozent) und Brandenburg (24,5 Prozent). Auch die Stadtstaaten Berlin (37,3 Prozent) und Bremen (31,1 Prozent) konnten ihre Spitzenpositionen beibehalten. Hingegen bilden die Städte in Niedersachsen (13,1 Prozent) und dem Saarland (13,1 Prozent) vor Rheinland-Pfalz (11,2 Prozent) die Schlusslichter.

    In der Studie der 69 untersuchten Städte belegt von den baden-württembergischen Städten wie in den Vorjahren Freiburg mit einem Anteil von 32,0 Prozent wieder einen Platz im vorderen Bereich. Karlsruhe (21,4 Prozent) und Mannheim (21,1 Prozent) liegen in diesem Jahr knapp unter dem Durchschnitt. Dahinter folgt Stuttgart mit 16,7 Prozent. Heidelberg hat nach einer weiblichen Neubesetzung nun einen Anteil von 4,3 Prozent. Insgesamt gestaltet sich die Repräsentation von Frauen zwischen den Städten sehr unterschiedlich.

    „Neben viel Kulturarbeit und nachhaltiger Personalentwicklung sollten zeitnah Public Corporate Governance Kodizes in jeder Gebietskörperschaft etabliert werden, in denen die Anforderungen aus dem zweiten Führungspositionen-Gesetz zur Mindestbeteiligung von Frauen in Top-Managementorganen und zu Zielgrößen für die obersten Managementebenen als Empfehlung aufgenommen werden“, bemerkt Papenfuß. „Einen Kodex mit klaren Regelungen kann jede Gebietskörperschaft kurzfristig einführen und muss nicht auf den Gesetzgeber warten. In der Diskussion um gesetzliche Vorschriften oder Regulierungsalternativen sind Public Corporate Governance Kodizes ein Schlüsselthema.“

    Die Studie wurde vom „zfm – Zentrum für Management und Personalberatung“ in Bonn und der „AKDB – Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern“ gefördert und bei der Diskussion des Themas in der Praxis begleitet.

    Die vollständige Studie zum Download und die Möglichkeit zur Anmeldung zu einer kostenlosen Online-Paneldiskussion am Freitag, 14. Juli, von 9 bis 10.30 Uhr zu den Befunden der Studie und Gestaltungsfragen unter puma.zu.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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