idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.07.2023 16:22

Artenschutz durch Braukunst: Forschungsprojekt zeigt Eignung der seltenen Dicken Trespe für die Bierherstellung

Christian Wißler Pressestelle
Universität Bayreuth

    Die Dicke Trespe (Bromus grossus) ist eine uralte Getreideart, die nachweislich schon in der Bronzezeit kultiviert und als Nahrungsmittel genutzt wurde. Heute zählt sie zu den vom Aussterben bedrohten Arten. In gemeinsamen Forschungsarbeiten haben die Universität Bayreuth, das Bezirkslehrgut Bayreuth und die Firma IREKS in Kulmbach untersucht, ob sich diese Pflanze zum Bierbrauen eignet. Das Ergebnis sind zwei schmackhafte Biere: ein Pils und ein Hefe-Weizen. Sie wurden am 20. Juli 2023 zum erfolgreichen Abschluss des von der Oberfrankenstiftung geförderten Projekts auf dem Campus der Universität Bayreuth verkostet. Die Bierproduktion könnte ein Weg zum Erhalt der Dicken Trespe sein.

    „Die Dicke Trespe hat sich im Verlauf der letzten Jahrtausende immer stärker an die besonderen Bedingungen des Ackerbaus angepasst. Schnelle Keimung und eine sehr hohe Keimungsrate machen sie für die Herstellung von Malz besonders geeignet. Die Körner der Dicken Trespe sind fast so groß wie die von anderen Getreidearten“, erklärt Dr. Pedro Gerstberger vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie der Universität Bayreuth, der das Forschungsprojekt geleitet hat. Ein großer Vorteil der Dicken Trespe besteht darin, dass die Körner – im Unterschied zu Wildgräsern – nach der Reife nicht aus der Rispe fallen, sondern an der Pflanze haften bleiben. So können sie ohne Verluste geerntet werden.

    „Weil die Dicke Trespe keine eigene Saatgutreserve im Boden bildet, muss sie jährlich neu ausgesät werden. Genau hier liegt die Chance, den Erhalt dieser seltenen und gefährdeten Pflanzenart durch eine dauerhafte Nutzung für die Bierherstellung zu sichern. Die Dicke Trespe ist zwar durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der Europäischen Union und die Bundesartenschutzverordnung streng geschützt, aber ohne ihren stetigen Anbau würde sie letztlich aussterben“, sagt Gerstberger.

    Die für das Forschungsprojekt an der Universität Bayreuth verwendeten Körner stammten aus einem Anbau der Dicken Trespe auf dem Gelände des Bayreuther Bezirkslehrguts, das zu den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gehört. Das verwendete Saatgut war von den Botanischen Gärten in Bonn und in Frankfurt am Main zur Verfügung gestellt worden. Die Firma IREKS, ein international tätiges Unternehmen der Lebensmittelbranche in Kulmbach, übernahm unter der Leitung von Dipl.-Ing. Matthias Hansen die Herstellung des Braumalzes.

    Am Lehrstuhl für Bioprozesstechnik, der über eine breite Expertise auf dem Gebiet der Braukunst und einen eigenen modernen Braukessel verfügt, wurden schließlich unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Freitag insgesamt 45 Liter Pils hergestellt. 40 Liter Hefe-Weizen wurden vom Team um Dr. Benjamin Gilfedder, Limnologische Station der Universität Bayreuth, gebraut. Das Ergebnis, zwei vollmundige Craft-Biere, überzeugte alle Teilnehmer*innen der Verkostung – nicht zuletzt auch die Mitglieder des Vereins „UniBrauTechnik e.V.“, der sich 2012 auf dem Campus der Universität Bayreuth gegründet hat.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Pedro Gerstberger
    Lehrstuhl für Pflanzenökologie
    Universität Bayreuth
    E-Mail: gerstberger@uni-bayreuth.de

    Prof. Dr. Ruth Freitag
    Lehrstuhl für Bioprozesstechnik
    Universität Bayreuth
    Tel: +49 (0)921 55-7370
    E-Mail: ruth.freitag@uni-bayreuth.de


    Bilder

    Ähren der Dicken Trespe.
    Ähren der Dicken Trespe.
    Foto: Pedro Gerstberger.

    Stefan Seewald, Oberfrankenstiftung; Dr. Pedro Gerstberger, LS Pflanzenökologie, Univ. Bayreuth; Dipl.-Ing. Matthias Hansen, IREKS, Betriebslabor Malz; Thomas Steiner, UniBrauTechnik e.V. und Doktorand am LS Bioprozesstechnik, Univ. Bayreuth (v.l.).
    Stefan Seewald, Oberfrankenstiftung; Dr. Pedro Gerstberger, LS Pflanzenökologie, Univ. Bayreuth; Dip ...
    Foto: Christian Wißler.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Ähren der Dicken Trespe.


    Zum Download

    x

    Stefan Seewald, Oberfrankenstiftung; Dr. Pedro Gerstberger, LS Pflanzenökologie, Univ. Bayreuth; Dipl.-Ing. Matthias Hansen, IREKS, Betriebslabor Malz; Thomas Steiner, UniBrauTechnik e.V. und Doktorand am LS Bioprozesstechnik, Univ. Bayreuth (v.l.).


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).