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16.06.2004 13:17

Ein Ohrgerüst aus Polyethylen

S. Nicole Bongard Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    In der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in Großhadern werden seit etwa einem Jahr Ohrmuschelrekonstruktionen durchgeführt, die in ihrer Methode bundesweit bisher einmalig angeboten werden. Der Direktor der Klinik, Professor Dr. Alexander Berghaus, und sein Oberarzt Dr. Andreas Naumann stellen die fehlenden Anteile des Ohrmuschelgerüstes aus porösem Polyethylen-Material statt - wie sonst üblich - aus körpereigenem Rippenknorpel wieder her.

    In Deutschland gibt es eine Ohrfehlbildung auf etwa 2000 Geburten. Die Fehlbildung ist meist einseitig und kommt bei männlichen Patienten häufiger vor. Zusätzlich kommen Patienten mit posttraumatischen Ohrmuscheldefekten (zum Beispiel nach Autounfall, nach fehlgeschlagenen Vor-OPs oder Bissverletzungen) zur Ohrmuschelrekonstruktion. Die gängige OP-Methode ist es, die Ohrmuschel aus dem eigenen Knorpel-Material zu rekonstruieren. Dem Vorteil der guten Biokompatibilität des Knorpels, bei der keine Transplantatabstoßung zu erwarten ist, stehen gravierende Nachteile gegenüber: Die Resorption, Verbiegung oder Schrumpfung von körpereigenem Knorpelgewebe, überschießende Narbenbildung und Brustkorbdeformität (der Entnahmestelle) und die möglichen operativen Komplikationen wie Pneumothorax oder Infektion. Zudem sind bis zum endgültigen Resultat drei bis vier Operationen erforderlich, was es bei dem hohen Anteil von Kindern zu vermeiden gilt.

    "Dies sind alles Gründe, für die ich schon vor 20 Jahren Polyethylen als künstlichen Ersatz für den Knorpel vorgeschlagen habe," so Berghaus, dessen wissenschaftliche Schwerpunkte auch in der Neu- und Weiterentwicklung von Biomaterialien liegen. Der Kunststoff hat inzwischen auch Ärzte in den USA überzeugt, wo jetzt die Implantate in Zusammenarbeit mit Berghaus hergestellt werden. "Poröses Polyethylen hat eine gute Biokompatibilität und erlaubt durch die Porosität das rasche Einwachsen von umgebenden körpereigenem Gewebe. Zudem erreichen wir eine individuell optimale Formgebung und -stabilität. Ein großer Vorteil ist aber auch, dass in der Regel nur ein OP-Schritt benötigt wird, der stationäre Aufenthalt liegt zwischen 6 und 8 Tagen," führt Berghaus aus. Das chemisch reine Material ist sehr gut verträglich und seit über zehn Jahren zur Rekonstruktion von Ohrmuscheldefekten, Nasenverformungen, Mittelgesichtsrekonstruktionen oder Schädelknochendefekten im klinischen Einsatz.

    Dr. Andreas Naumann beschäftigt sich seit Jahren mit der Züchtung von Knorpelgewebe. "Trotz ermutigender Ergebnisse der Gewebezüchtung stellen bisher verfügbare Zellen für ein zu rekonstruierendes Ohr aber vorläufig noch keine Alternative dar," kommentiert Naumann die Erwartungen, die oft an Tissue Engineering gestellt werden.

    Die Vorstellung dieses Verfahren ist ein Teil des Internationalen Kongress für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie des Ohres und der Nase vom 21. bis 25. Juni 2004 am Klinikum der Universität München in Großhadern. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.otorhino.de.

    Bildmaterial kann bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden.

    Bei Rückfragen:

    Dr. med. Andreas Naumann
    Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum der Universität München - Tel.: 089/7095-3882 - E-Mail: andreas.naumann@med.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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