idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.07.2023 09:54

Codex Manesse - Detektivarbeit zu Handschriftensammlung des 14. Jahrhunderts

Michael Hallermayer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Einen wahren Schatz birgt der Codex Manesse, eine von der UNESCO im Jahr 2023 zum Weltdokumenterbe ernannte, um 1300 entstandene Handschrift, die mittelhochdeutsche Lyrik von 140 Autoren versammelt und mit 137 Bildern illustriert. Anna Kathrin Bleuler, Professorin für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters, erforscht dieses Werk.

    Einen wahren Schatz birgt der Codex Manesse, eine aktuell im Jahr 2023 von der UNESCO zum Weltdokumenterbe ernannte, um 1300 entstandene Handschrift. Auf etwa 430 Pergamentblättern, diese entsprechen 860 Buchseiten, ist mittelhochdeutsche Lyrik von 140 Autoren versammelt, ausgestaltet ist das Buch mit 137 Bildern. Es gibt heute weltweit nur wenige Faksimile (wertige Nachdrucke), die Originalschrift liegt gesichert in einem klimatisierten Tresor in der Heidelberger Universitätsbibliothek.

    „Wir gehen davon aus, dass die Zürcher Patrizierfamilie Manesse Ende des 13. Jahrhunderts mit dem Sammeln von Lyrik wie Minnegesängen begonnen hat. Ziel war offenbar eine möglichst vollständige Sammlung; zu den bekannten Autoren in dem Band gehört zum Beispiel Walter von der Vogelweide“, erklärt Anna Kathrin Bleuler, Professorin für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters. Sie wechselte zum 1. April 2023 aus Salzburg an die Universität Augsburg und brachte unter anderem dieses herausragende Forschungsprojekt, finanziert vom Österreichischen Wissenschaftsfond und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, mit: die literaturwissenschaftliche Analyse des Codex Manesse. Diese über sechs Jahrhunderte alte Lyriksammlung steht seit etwa 150 Jahren intensiv im Blickpunkt von Forschung und Politik. Sie wurde als deutsches Kulturgut idealisiert, doch bis heute wirft der Codex Manesse sehr viele offene Forschungsfragen auf.

    Lyrik von 140 Autoren

    „Es ist ein opulenter Schatz der Literatur- und Kunstgeschichte, der einen tiefen Einblick in die Lyrik seiner Zeit bietet, und zeigt, wie vielfältig die mittelhochdeutsche Lyrik war“, so Bleuler. Sie beschreibt das Forschungsprojekt als eine spannende Detektivarbeit. Denn von den 140 Autoren seien 30 bis 40 Prozent weitgehend unerforscht, man weiß außer den Namen und vorliegenden Texten nichts über sie. Selbst zur Zeit der Erstellung der Handschrift scheint es offene Fragen gegeben zu haben, denn mitunter wurde Platz für Strophen gelassen oder wurden gar freie Seiten eingezogen, die offenbar noch befüllt werden sollten. „Vollendet war das Werk Codex Manesse nicht“, erklärte die Wissenschaftlerin. Dies zeige sich auch den mehrfachen Neugliederungen, die am Codex Manesse vorgenommen wurden.

    Herausgelöst und neu einsortiert

    „Wir möchten herausfinden, wie die Anordnung der Beiträge überlieferungsgeschichtlich zustande kam, denn wir können der Handschrift ansehen, dass im Zug der Herstellung des Buches Pergamentlagen umgeordnet wurden. Manche wurden auseinander getrennt und neu zusammengefügt; etliche Doppelblätter wurden zerschnitten und in anderer Anordnung wieder zusammengenäht. Warum war das so, fragen wir uns? Welche Bewertung lag diesen herstellungstechnischen Vorgängen zugrunde?“

    Mit mehreren Mitarbeitern in Augsburg und Konstanz, aber auch durch Unterstützung aus der Universitätsbibliothek Heidelberg wird der Codex Manesse weiter erforscht. Ziel ist es, eine Datenbank über diesen zu erstellen, die eine digitale Transkription des gesamten Werkes enthält und eine Vielzahl an Informationen zur Handschrift abrufbar macht. Des Weiteren ist eine Monografie geplant, in der der Codex mit allen Autoren der Öffentlichkeit vorgestellt wird.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Anna Kathrin Bleuler
    Lehrstuhlinhaberin Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters
    Universität Augburg
    Telefon: +49 821 598 - 2780
    E-Mail: annakathrin.bleuler@uni-a.de


    Bilder

    Die Sprachwissenschaftlerin Prof. Anna Kathrin Bleuler (auf dem Foto mit einem Faksimile) erforscht an der Universität Augsburg den Codex Manesse,  eine Sammlung von mittelhochdeutscher Lyrik von 140 Autoren.
    Die Sprachwissenschaftlerin Prof. Anna Kathrin Bleuler (auf dem Foto mit einem Faksimile) erforscht ...
    Fotostelle Uni Augsburg
    Universität Augsburg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Die Sprachwissenschaftlerin Prof. Anna Kathrin Bleuler (auf dem Foto mit einem Faksimile) erforscht an der Universität Augsburg den Codex Manesse, eine Sammlung von mittelhochdeutscher Lyrik von 140 Autoren.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).