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03.08.2023 10:26

"Grüne" Brennstoffe liegen für Wasserstoffkraftwerke noch nicht ausreichend vor

B.A. Sarah Janczura Presse und Kommunikation
VDI e.V.

    VDI-Energieexperte zu den Gesprächen von Robert Habeck mit der EU-Kommission

    Wasserstoffanlagen statt Kohle- und Gaskraftwerke: Die Bundesregierung hat laut Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) in Gesprächen mit der EU-Kommission „wichtige Fortschritte“ gemacht. Staatliche Subventionen für CO2-freie Kraftwerke standen im Fokus. VDI-Energieexperte Prof. Harald Bradke mit einer Einordnung.

    Wasserstoffbetriebene Kraftwerke sollen Abhilfe schaffen, um eine klimafreundliche Energieversorgung auch während Sonnen- und Windflauten sicherzustellen. Harald Bradke, Vorsitzender des Interdisziplinären Gremiums Klimaschutz und Energiewende im VDI, sagt: „Die Hauptlast bei der Stromerzeugung wird zukünftig in Deutschland durch die fluktuierenden erneuerbaren Energieträger Windkraft und Photovoltaik getragen werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Neben einem Austausch von Strom mit unseren europäischen Nachbarländern und einer stärkeren Anpassung der Stromnachfrage an die Stromproduktion, z.B. beim Laden von Elektrofahrzeugen, bei stromintensiven Industrieproduktionen und auch der Erzeugung von Wasserstoff werden wir neben Batteriespeichern auch steuerbare Stromerzeugungsanlagen benötigen, um jederzeit genügend Strom zur Verfügung zu haben.“

    Diese werden zum Einsatz kommen, wenn hierzulande zu wenig Sonne scheint und zu wenig Wind weht und die Lastverlagerungs- und Importmöglichkeiten ausgeschöpft sind, meint Bradke. „Da diese Situationen nur in wenigen hundert Stunden im Jahr erwartet werden, spielen die Brennstoffkosten bei diesen Kraftwerken eine untergeordnete Rolle, wichtiger sind niedrige Investitionen und eine schnelle Regelbarkeit der Anlagen“, betont der Energieexperte.

    Dunkelflaute: Grüne Brennstoffe liegen noch nicht in ausreichenden Mengen vor
    „Neben dem Einsatz von Biogas zur Überbrückung dieser "Dunkelflauten" ohne Sonne und Wind soll aus erneuerbaren Energieträgern hergestellter "grüner" Wasserstoff oder seine chemischen Derivate wie z.B. Ammoniak zur Stromerzeugung genutzt werden. Da diese "grünen" Brennstoffe gegenwärtig noch nicht in ausreichenden Mengen und nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen vorliegen und sich diese Kraftwerke gegenwärtig noch nicht am Markt behaupten könnten, da es noch zu viele alte abgeschriebene Kraftwerke gibt und die Kosten für die fossilen Brennstoffe und CO₂-Emissionszertifikate vergleichsweise preiswert sind, die Errichtung dieser neuen Kraftwerke und ihrer Infrastruktur einige Zeit in Anspruch nimmt, möchte die Bundesregierung den Bau dieser Anlagen subventionieren. Hierzu ist jedoch aus Gründen des europäischen Wettbewerbsrechts die Genehmigung der EU erforderlich. Gegenwärtig liegt diese Genehmigung noch nicht vor, auch weil die genauen Ausgestaltungen dieser erforderlichen Subventionen noch nicht bekannt sind, aber die Gespräche sollen auf einem guten Weg sein.“

    Laut dem VDI-Experten sind noch einige Fragen offen. „Wo wird der erforderliche Wasserstoff hergestellt und wie kommt er zu den Kraftwerken, aber auch, wird er in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen, wie viel davon wird in Deutschland, in Europa und in anderen Ländern produziert und was wird es kosten?“

    Neben den Kraftwerken wird Wasserstoff vor allem die chemische Industrie und die Eisenschaffende Industrie sowie als Basis für synthetische Kraftstoffe für die Luftfahrt benötigt, meint Bradke. „Wie viel sollen dann noch die Kraftwerke bekommen oder wird die hohe Nachfrage bei einem niedrigen Angebot die Preise für den Wasserstoff in die Höhe treiben und die Stromkunden oder der Staat diese Kosten übernehmen müssen?“, stellt Harald Bradke infrage.

    Es sind also noch viele Fragen zu klären, nicht nur in Brüssel.

    Fachlicher Ansprechpartner:
    Jochen Theloke
    Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt
    Telefon: +49 211 6214-369
    E-Mail: theloke@vdi.de

    VDI als Gestalter der Zukunft
    Seit mehr als 165 Jahren gibt der VDI wichtige Impulse für den technischen Fortschritt. Mit seiner einzigartigen Community und seiner enormen Vielfalt ist er Gestalter, Wissensmultiplikator, drittgrößter technischer Regelsetzer und Vermittler zwischen Technik und Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Er motiviert Menschen, die Grenzen des Möglichen zu verschieben, setzt Standards für nachhaltige Innovationen und leistet einen wichtigen Beitrag, um Fortschritt und Wohlstand in Deutschland zu sichern. Der VDI gestaltet die Welt von morgen – als Schnittstelle zwischen Ingenieur*innen, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. In seinem einzigartigen multidisziplinären Netzwerk mit mehr als 135.000 Mitgliedern bündelt er das Wissen und die Kompetenzen, die nötig sind, um den Weg in die Zukunft zu gestalten.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Energie, Politik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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