idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.08.2023 08:59

Der Ozean als Klimaretter? Regulierung von Technologien für negative Emissionen birgt viele Herausforderungen

Dr. Bianca Schröder Presse und Kommunikation
Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

    Der Ozean wird nach Einschätzung der Wissenschaft und des Weltklimarates IPCC ein Teil der Lösung für die Klimakrise sein. Zunehmend wird der Einsatz von Negativemissionstechnologien diskutiert, mit denen Kohlenstoff in den Meeren gespeichert werden soll. In der Fachzeitschrift „Frontiers“ beschreiben die RIFS-Forscherinnen Lina Röschel und Barbara Neumann die Herausforderungen. Der rechtliche und institutionelle Rahmen für internationale Meeres-Governance, so ihr Fazit, ist nicht für die Regulierung der Technologien ausgelegt. Es braucht einen vorausschauenden Governance-Ansatz, eine umfassende Berücksichtigung möglicher Auswirkungen und eine Einbindung von Interessengruppen.

    Der Ozean bietet nach Einschätzung der Wissenschaft Möglichkeiten für die zusätzliche Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre, zum Beispiel durch das Einbringen von alkalinen Mineralien wie Olivin in das Oberflächenwasser. Bei diesem auch als Alkalinisierung bezeichneten Verfahren wird durch chemische Prozesse das Meerwasser so verändert, dass zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen und gebunden werden kann. Andere Verfahren setzen auf die Anpflanzung oder Ausweitung von Küstenökosystemen wie Mangrovenwäldern, die CO2 aufnehmen und in darunter liegenden Sedimenten speichern können.

    Unbeabsichtigte Nebenwirkungen – auch fern des Einsatzortes

    In ihrer Studie, entstanden im Rahmen des EU-geförderten Forschungsprojektes OceanNETs, geben die RIFS-Forscherinnen zunächst einen Überblick über die potenziellen Auswirkungen von acht ozeanbasierten Negativemissionstechnologien auf die Meeresumwelt und auf Ökosystemleistungen. Darauf aufbauend analysieren sie den bestehenden Regulierungsrahmen im Hinblick auf neue Anforderungen beim Einsatz dieser Technologien.

    Ein besonderes Augenmerk richten die Forscherinnen auf unbeabsichtigte Nebeneffekte der untersuchten Technologien. Diese können, beispielsweise über Meeresströmungen, auch fern des Einbringungsortes auftreten. „In Entscheidungsprozessen dürfen sie keinesfalls außer Acht gelassen werden. Neben internationalen Abkommen, die explizit den Einsatz solcher Technologien ansprechen, fördern oder einschränken, müssen daher auch solche Abkommen in Betracht gezogen werden, die indirekt relevant sind, etwa weil sie Ziele wie den Meeresumweltschutz, den Schutz der Biodiversität oder auch sozio-ökonomische Fragen nachhaltiger Entwicklung regeln“, sagt Lina Röschel. Das derzeitige internationale Governance-System mit seiner Vielzahl an Abkommen und Regelwerken, Institutionen und Verantwortlichkeiten sei zu fragmentiert, um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden.

    Vorausschauendes Handeln ist gefragt

    Um zukünftig eine umfassende, gut abgestimmte und zielorientierte Regulierung der Technologien zu gewährleisten, bedarf es laut den Forscherinnen vorausschauenden Handelns. „Auch wenn die technologischen Verfahren vielfach noch in Entwicklung sind und die möglichen Auswirkungen nicht genau beziffert werden können, sollten politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Akteure bereits heute proaktiv an das Thema herangehen und abgestimmte Ansätze für die Steuerung und Regulierung von negativen Emissionstechnologien entwickeln“, fordert Barbara Neumann. Zielkonflikte sollten minimiert, Vorteile maximiert und gerecht unter der internationalen Staatengemeinschaft verteilt werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Lina Röschel: lina.roeschel@rifs-potsdam.de
    Dr. Barbara Neumann: barbara.neumann@rifs-potsdam.de


    Originalpublikation:

    Röschel, L., & Neumann, B. (2023). Ocean-based negative emissions technologies: a governance framework review. Frontiers in Marine Science, https://doi.org/10.3389/fmars.2023.995130


    Bilder

    Überblick über ozeanbasierte Technologien für negative Emissionen, die im Rahmen des EU-Horizon-Projekts "OceanNETs" erforscht werden
    Überblick über ozeanbasierte Technologien für negative Emissionen, die im Rahmen des EU-Horizon-Proj ...
    Artwork: Rita Erven
    GEOMAR/OceanNETs CC BY 4.0


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Überblick über ozeanbasierte Technologien für negative Emissionen, die im Rahmen des EU-Horizon-Projekts "OceanNETs" erforscht werden


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).