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18.06.2004 10:11

Geld zählt in Europa unterschiedlich viel

Burckhard Wiebe Abteilung Kommunikation
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

    Gerade in armen Ländern kann ein gutes Einkommen glücklich machen

    (Berlin) Was braucht der Mensch für ein gutes Leben? Diese Frage beantworten die Europäer einhellig: ausreichendes Einkommen, Unterstützung durch die Familie und Gesundheit. Fragt man jedoch genauer nach, geben vor allem alte und neue EU-Bürger unterschiedliche Antworten, wie Studien des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigen. Im Auftrag der European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions in Dublin haben Wissenschaftler erstmals die Lebensbedingungen in 28 Ländern Europas miteinander verglichen.

    In den postkommunistischen Ländern hat die Zufriedenheit mit dem Einkommen den stärksten Einfluss darauf, ob die Menschen mit ihrem Leben insgesamt zufrieden sind. Für die Bevölkerung der wohlhabenderen alten Mitgliedsländer spielt der Gehaltszettel dagegen keine so prominente Rolle. Hier tragen vor allem Familie und Freunde zur Lebenszufriedenheit bei. Allerdings muss "Familie" nicht immer "Kinder" bedeuten, denn Kinder zu haben wird in den alten EU-Staaten seltener zu den essentiell wichtigen Dingen des Lebens gezählt als in den neuen.

    Die Familiensolidarität ist in den neuen EU-Mitgliedsländern stärker ausgeprägt. Sich trotz Berufstätigkeit künftig mehr um die alten Eltern zu kümmern - dazu sind unter den neuen EU-Bürgern vier von fünf Befragten bereit, unter den Bürgern der alten EU-Länder nur 59 Prozent. Allerdings gab es bereits in der EU 15 unterschiedliche "Pflege-Kulturen", die historisch im Wechselspiel von Staat und Kirche entstanden sind. Deshalb unterscheiden sich bei der Pflege die protestantischen nord- und westeuropäischen Länder vom katholischen Südeuropa und Irland.

    Obwohl Lebensstandard und Einkommen in den zehn neuen Mitgliedsstaaten zum Teil deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegen, fühlen sich die Menschen nicht stärker sozial ausgegrenzt. Dies kann durch den starken Rückhalt von Familie und Freunden erklärt werden. Außerdem wirken Arbeitslosigkeit und Armut gerade dann nicht stigmatisierend, wenn relativ viele davon betroffen sind, was in Ostmitteleuropa häufig der Fall ist. Für Skandinavien und Südeuropa stellten die Wissenschaftler fest, dass Arbeitslose besonders auf die Solidarität ihres Umfeldes zählen können. "Die Rolle, die Familie und sozialer Rückhalt bei der Vermeidung von sozialer Ausgrenzung spielen, wurde in der Vergangenheit oft unterschätzt", heißt es in der Studie.

    Allgemein sind die neuen EU-Bürger mit ihrem Leben jedoch deutlich weniger zufrieden als die alten. Während in den EU 15-Mitgliedsländern im Schnitt 88 Prozent der Befragten angeben, mit ihrem Leben zufrieden zu sein, sind es in den zehn neuen Mitgliedsländern nur 65 Prozent. Eine Ausnahme bilden die Slowenen, die mit ihrem Leben zufriedener (90 Prozent) sind als die Deutschen (86 Prozent).

    Für die Studie haben die Wissenschaftler Bevölkerungsumfragen, die sogenannten Eurobarometer, aus den Jahren 2001-2002 für 28 europäische Länder ausgewertet. Darunter waren auch EU-Anwärter wie Bulgarien und Rumänien.

    Die Studien sind online abrufbar unter:
    http://www.wz-berlin.de/ars/usi/aktuelles.de.htm

    Jens Alber/ Uli Kohler: Health and care in an enlarged Europe
    Petra Böhnke: Perceptions of social integration and exclusion in an enlarged Europe
    Jan Delhey: Life satisfaction in an enlarged Europe

    Pressekontakt:
    Claudia Roth, Pressereferat, Tel.: 030/25491-510; e-mail: roth@wz-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www.wz-berlin.de/ars/usi/aktuelles.de.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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