Hirntumore bei Kindern: schonendere Diagnostik durch Liquid Biopsy I Potentiale der Organoidforschung bei Nierenerkrankungen ermittelt I Einflussfaktoren für Implementierung von PEF in der Onkologie untersucht I ERC Starting Grant für Dr. Bettina Schwab I Impfstoffstudie gegen CMV: Teilnehmerinnen gesucht
Hirntumore bei Kindern: Verbesserung von Diagnostik und Therapiemonitoring durch Liquid Biopsy
Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sind an der Entwicklung einer neuen schonenderen Diagnostikmethode zur Versorgung von Kindern mit Hirntumoren beteiligt. Im Zentrum des neuen Ansatzes steht die sogenannte Nanopore-Sequenzierung, die an zellfreier DNA (cfDNA) aus dem Gehirnwasser der Patient:innen Tumorsignaturen nachweist. Auf dieser Grundlage ist, nach einem entsprechenden Abgleich mit Referenzdatensätzen, eine exakte molekulare Einordnung möglich. Zur Anwendung der neuen Methode reichen wenige Milliliter Hirn- beziehungsweise Rückenmarksflüssigkeit – bislang waren hier aufwändige und risikobehaftete neurochirurgische Eingriffe wie zum Beispiel Gewebebiopsien notwendig. Die Studie zur Entwicklung des neuen Liquid Biopsy-Ansatzes wurde unter Leitung des Forschungsinstituts Kinderkrebs-Zentrum Hamburg (FI) durchgeführt, das eng mit dem Universitären Cancer Center (UCCH) des UKE zusammenarbeitet. Ihre Studienergebnisse haben die Wissenschaftler:innen im Fachjournal Clinical Chemistry veröffentlicht.
„Dank der Liquid Biopsy-Methode können wir eine verlässliche Diagnose stellen – ohne belastenden Eingriff für das Kind. Bei Tumoren, die operiert werden müssen und können, ermöglicht die präoperative Diagnosemethode es uns zudem, die chirurgischen Eingriffe individueller zu planen und an der Tumorentität auszurichten“, sagt Prof. Dr. Ulrich Schüller, Institut für Neuropathologie des UKE und Stiftungsprofessor am FI. Da die neue Technologie zudem Nachweise über Resterkrankungen oder Rückfälle liefert, könnte sie künftig auch einen wichtigen Baustein für das Monitoring von Kindern mit einem Hirntumor bilden. Der neue Ansatz soll nun mittelfristig in klinischen Studien überprüft werden.
Literatur: Afflerbach et al. Classification of Brain Tumors by Nanopore Sequencing of Cell-Free DNA from Cerebrospinal Fluid. Clinical Chemistry. 2023. DOI: https://doi.org/10.1093/clinchem/hvad115
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Ulrich Schüller, Institut für Neuropathologie
Nierenerkrankungen: Potentiale der Organoidforschung ermittelt
Die Potentiale der Organoidforschung für die Modellierung und Erforschung von Nierenerkrankungen haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie überprüft. Bei Organoiden handelt es sich um dreidimensionale Kulturen aus menschlichen Stammzellen, die Struktur und Funktion eines menschlichen Organs nachbilden können. Die Wissenschaftler:innen konnten unter anderem feststellen, dass nach Gabe von Zytokin TNF alpha – ein Signalstoff des Immunsystems, der an Entzündungsprozessen beteiligt ist – bestimmte Reaktionsprozesse in Nierenorganoiden ausgelöst werden. Dazu gehören beispielsweise eine schnelle Vernarbung des Organoidgewebes, eine deutliche Entzündungsaktivität sowie eine Strukturveränderung bestimmter spezialisierter Nierenzellen, der Podozyten. Diese Reaktionen sind in ähnlicher Form auch in Biopsieproben von Patient:innen mit sogenannten proteinurischen Nierenerkrankungen wie beispielsweise Niereninsuffizienz nachweisbar. Die Ergebnisse der internationalen Studie, an der auch Forschende der University of Michigan, USA, und der Aarhus Universität in Dänemark beteiligt waren, haben die Wissenschaftler:innen im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.
„Unsere Studie liefert entscheidende Hinweise für die Relevanz des Nierenorganoid-Modells zur Erforschung menschlicher Nierenerkrankungen. Unsere Erkenntnisse sollen nun auf weitere Erkrankungen der Niere übertragen werden und helfen, die Diagnostik zu verbessern“, sagt der Erstautor der Studie Dr. Moritz Lassé, III. Medizinische Klinik und Poliklinik des UKE.
Literatur: Lassé et al. An integrated organoid omics map extends modeling potential of kidney disease. Nature Communications. 2023. DOI: 10.1038/s41467-023-39740-7
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Markus Rinschen, III. Medizinische Klinik und Poliklinik
Partizipative Entscheidungsfindung in der Onkologie: Einflussfaktoren für Implementierung untersucht
Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer Studie verschiedene Einflussfaktoren identifiziert, die für eine erfolgreiche Implementierung von Partizipativer Entscheidungsfindung in der Onkologie verantwortlich sind. Partizipative Entscheidungsfindung (PEF) beschreibt in der Medizin die gleichberechtigte und aktive Interaktion zwischen Patient:innen und Ärzt:innen, die auf Basis geteilter Information eine Übereinkunft ermöglichen soll, die beide Seiten gleichermaßen verantworten. In der onkologischen Versorgung ist PEF bisher nicht flächendeckend implementiert. In diesem Zusammenhang haben die Wissenschaftler:innen ein Programm zur Förderung von PEF in der Onkologie entwickelt und umgesetzt. Die Ergebnisse der Evaluierung dieses Programms haben die Forschenden im Fachjournal BMC Health Services Research veröffentlicht.
Die Einflussfaktoren auf die Umsetzung von PEF im Klinikalltag beziehen sich auf verschiedene Ebenen, die auch wechselseitig miteinander in Verbindung stehen. Aus individueller Perspektive sind beispielsweise persönliche Relevanz oder die Veränderungsbereitschaft der Ärzt:innen und Pflegenden, auf der Klinikebene zum Beispiel das Engagement von Führungspersonen sowie Ressourcen wie Zeit und Arbeitsbelastung von Bedeutung für die Implementierung. Auf Ebene des Gesundheitssystems spielt unter anderem die Wirtschaftlichkeit eine Rolle, im Rahmen der konkreten Umsetzung des Förderprogramms sind der Nutzen für die einzelne Person und die Kompatibilität mit dem Klinikalltag zentrale Einflussfaktoren. Auf Ebene der Implementierung geht es unter anderem um die Frage, inwiefern PEF in vorhandene Strukturen integriert werden kann. Die Ergebnisse der Evaluation bilden unter anderem eine Grundlage für die Planung von PEF-Implementierungsstudien in anderen Kliniken und Fachbereichen.
Literatur: Hahlweg, Lindig et al. Major influencing factors on routine implementation of shared decision-making in cancer care: qualitative process evaluation of a stepped-wedge cluster ran-domized trial. BMC Health Services Research. 2023. DOI: 10.1186/s12913-023-09778-w
Kontakt für Rückfragen: Dr. Pola Hahlweg; Dr. Anja Lindig, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie
Forschung zu Wirkungsmechanismus bei Parkinsontherapie: ERC Starting Grant für Dr. Bettina Schwab
Dr. Bettina Schwab vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) erhält einen Starting Grant des European Research Council (ERC) in Höhe von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro. Die Förderung fließt in Dr. Schwabs Forschungsprojekt „Desynchronizing weak cortical fields during deep brain stimulation – DECODE“ zum Verständnis der in der Parkinsontherapie angewandten Tiefen Hirnstimulation. Bei der Tiefen Hirnstimulation (THS) handelt es sich um eine chirurgische Behandlung der Parkinson-Krankheit und anderer neurologischer Störungen, die auf der Anwendung elektrischer Wechselströme im Gehirn beruht und weitreichende Veränderungen in der Aktivität des neuronalen Netzes bewirkt. Damit können motorische Symptome bei Parkinson-Patient:innen wie Steifigkeit oder Zittern reduziert werden. Der therapeutische Wirkungsmechanismus der THS ist jedoch bislang nicht ausreichend erforscht. Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf die Wechselwirkung der Effekte von starken und schwachen elektrischen Feldern im Zuge der THS. Ziel ist es, die therapeutischen Netzwerkmechanismen der THS besser nachvollziehen zu können und so die klinische Optimierung der THS-Therapie voranzutreiben.
Von den insgesamt rund 1,5 Millionen Euro an Fördermitteln für das Projekt entfallen rund 344.000 Euro auf das UKE; 1,2 Millionen Euro fließen an die Universität Twente in den Niederlanden als leitende Einrichtung. Die Projektdauer beträgt fünf Jahre. Die ERC Starting Grants werden vom European Research Council im Rahmen des EU-Förderprogramms „Horizon Europe“ vergeben.
Kontakt für Rückfragen: Dr. Bettina Schwab, Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie
Teilnehmerinnen für Impfstoffstudie gegen Cytomegalievirus gesucht
Wissenschaftler:innen des Bernhard-Nocht-Zentrums für Klinische Studien (BNCCT) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) suchen für eine aktuelle Impfstoffstudie gegen Cytomegalie noch Teilnehmerinnen. Das Cytomegalievirus (CMV) ist ein Herpesvirus, das weltweit verbreitet ist und eine der Hauptursachen für angeborene Fehlbildungen darstellt. CMV-Infektionen verlaufen in der Regel unbemerkt oder verursachen nur leichte Symptome. Wenn eine Frau während der Schwangerschaft mit CMV infiziert wird und sich das Virus auf das ungeborene Kind überträgt, kann dies allerdings zu einer Vielzahl von körperlichen Beeinträchtigungen beim Kind führen, wie zum Beispiel Hörverlust oder Organschäden.
Für eine internationale Studie zur Prüfung eines mRNA-Impfstoffs gegen CMV werden aktuell noch junge Frauen im Alter von 16 und 17 Jahren in gutem Gesundheitszustand gesucht. Die Gesamtdauer der Teilnahme an der klinischen Studie beträgt etwa 30 Monate und beinhaltet die Verabreichung von drei Impfdosen, etwa 14 Besuche zur Kontrolle einer möglichen CMV-Infektion und zusätzliche Telefonanrufe zur Abfrage von spezifischen Symptomen. Die Teilnehmerinnen erhalten per Zufallsentscheidung entweder den Prüfimpfstoff oder ein Placebo-Präparat. Es wird eine Aufwandsentschädigung von 120 Euro pro Besuch und 20 Euro pro Telefonanruf gezahlt.
Weitere Informationen zur Studie, Voranmeldung und Kontaktmöglichkeiten: cmvicto-ry.com/de; www.bncct.de/index.php/de/studien
Kontakt für Rückfragen: Priv.-Doz. Dr. Robin Kobbe, Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung
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