idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.09.2023 09:08

Wie beeinflusst das Sozialverhalten von Weizenpflanzen die Getreideproduktion?

Christian Schafmeister Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

    Forscher des IPK Leibniz-Instituts haben untersucht, wie das Verhalten einer einzelnen Weizenpflanze unter einschränkenden Lichtbedingungen die Leistung der gesamten Gemeinschaft beeinflusst. Sie bewerteten morphologische und biomassebezogene Phänotypen von Einzelpflanzen, die in Mischungen unter Sonnenlicht und simuliertem Schatten angebaut wurden, sowie die Relevanz dieser Phänotypen für die Monokulturgemeinschaft im Feld.

    Eine der wichtigsten Triebkräfte für die Evolution der Kulturpflanzen ist die veränderte Auslese, die mit dem Übergang der Pflanzen aus einer sehr heterogenen und artenreichen natürlichen Umgebung in eine homogene Monokulturumgebung einhergeht. Der Wettbewerb um Ressourcen gilt als eine vorherrschende Kraft bei der Strukturierung von Pflanzenpopulationen im Rahmen der natürlichen Selektion, die häufig die wettbewerbsfähigsten Einzelpflanzen in einer bestimmten Umgebung begünstigt. Die Plflanzenarchitektur und das Verhalten erfolgreicher Genotypen als Einzelpflanzen unterscheiden sich von denen der Genotypen, die in einer Gemeinschaft gedeihen. Die individuelle Pflanzenfitness wird durch „egoistische“ Merkmale erhöht, die sich, wie beim Menschen, negativ auf die Leistung der Gemeinschaft auswirken können.

    „Landwirtschaft ist auf Gemeinschaftsleistung angewiesen“, betont Prof. Dr. Thorsten Schnurbusch, Leiter der Forschungsgruppe „Pflanzliche Baupläne“ am IPK Leibniz-Institut. „Aber die Umwelt, in der Pflanzen angebaut werden, also ihre Ökologie im landwirtschaftlichen Kontext, ihre Agrarökologie, ist kaum erforscht und noch wenig verstanden. Es ist erstaunlich, wie wenig wir über die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen wissen, die in einer dichten Gemeinschaft unter praxisnahen Anbaubedingungen wachsen.“

    Heute werden Nutzpflanzen in dichten Beständen angebaut, in denen sie aufgrund der gegenseitigen Beschattung nur begrenztes Licht erhalten. „Durch die Simulation der Beschattung können wir uns den Bedingungen annähern, die Pflanzen in dichten Beständen auf dem Feld vorfinden, was für die Untersuchung und Auswahl von Pflanzen für höhere Getreideerträge hilfreich sein kann“, sagt Dr. Guy Golan, Erstautor der aktuellen Studie. „Kooperative Verhaltensweisen und sehr fruchtbare Blütenstände in einer lichtbegrenzten/schattigen Umgebung sind für eine ertragreiche Getreidepflanzengemeinschaft am wichtigsten.“

    Die Forscher stellten fest, dass Verhaltensweisen, die die Fitness der einzelnen Pflanze fördern, nicht vorteilhaft und in einigen Fällen sogar schädlich für die Leistung der gesamten Gemeinschaft sind. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Zeitschrift „Plant, Cell & Environment“ als Teil der Sonderausgabe „Tradeoffs in Plant Responses to the Environment“ veröffentlicht. Darüber hinaus sagen die Forscher, dass mehrere Phänotypen, die unter simuliertem Schatten erreicht werden, die Gemeinschaftsleistung der Weizenpflanze besser erklären könnten, und plädieren für die Verwendung von simuliertem Schatten bei der Züchtung von Hochertragssorten.

    „Tiefere Einblicke in diese Wechselwirkungen und insbesondere das Verständnis ihrer molekularen und genetischen Komponenten sind sehr wichtig, um widerstandsfähigere und ressourceneffizientere Nutzpflanzen für die Zukunft zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Thorsten Schnurbusch. „Die Anwendung eines agrarökologischen Genetikansatzes kann den gemeinschaftlichen Ertrag optimieren, indem die Pflanzen besser an ihre Umwelt angepasst werden, entweder als Monokultur oder als Mischung.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Thorsten Schnurbusch
    Tel.: +49 39482 5341
    schnurbusch@ipk-gatersleben.de


    Originalpublikation:

    Golan et al.: (2022) Exploring the trade‐off between individual fitness and community performance of wheat crops using simulated canopy shade. Plant, Cell & Environment
    DOI: 10.1111/pce.14499


    Bilder

    Forscher des IPK Leibniz-Instituts haben untersucht, wie das Verhalten einer einzelnen Weizenpflanze unter einschränkenden Lichtbedingungen die Leistung der Gemeinschaft beeinflusst.
    Forscher des IPK Leibniz-Instituts haben untersucht, wie das Verhalten einer einzelnen Weizenpflanze ...
    Thorsten Schnurbusch
    IPK Leibniz-Institut


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Forscher des IPK Leibniz-Instituts haben untersucht, wie das Verhalten einer einzelnen Weizenpflanze unter einschränkenden Lichtbedingungen die Leistung der Gemeinschaft beeinflusst.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).