Festakt zum Abschluss eines Kulturabkommens zwischen Schleswig-Holstein und dem Land Italien - Gemeinsame Meldung der CAU und des MBWK
Hoher Besuch an der Kieler Förde: Oberstleutnant Paolo Salvatori von der italie-nischen „Tutela Patrimonio Culturale" nahm gestern (14.09.) vier Vasen aus der Antikensammlung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entgegen. Schles-wig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien und CAU-Präsidentin Prof. Dr. Simone Fulda überreichten die Kunstobjekte im Rahmen eines Festaktes vor rund 80 geladenen Gästen, darunter seine Excellenz der italienische Botschafter in Deutschland, Armando Varricchio.
Die Übergabe in der Kunsthalle zu Kiel bildete den feierlichen Abschluss eines Kulturabkommens zwischen Schleswig-Holstein und dem Land Italien.
Kultusministerin Karin Prien: „Raubkunst in unseren Museen und Sammlungen ist eine Tatsache, der wir uns stellen. Das Wissen darum verdanken wir einer steti-gen Aufarbeitung der Herkunft von Kunstobjekten und Beständen. Daraus ergibt sich für alle, die Verantwortung tragen, über gesetzliche Vorgaben hinaus die moralische Pflicht zur Rückgabe von Kulturgütern an das Herkunftsland.
Ich bedanke mich ausdrücklich bei Frau Prof. Dr. Haug, die den Prozess der Rückgabe der Vasen an das Land Italien aktiv und erfolgreich vorangetrieben hat. Der neue Kooperationsvertrag mit dem Land Italien stärkt die Zusammenarbeit beider Länder und ist ein Zeichen für die Qualität des Kulturstandortes Schleswig-Holstein.“
Rückgabe: Enge Zusammenarbeit mit Italien
Bereits im Jahr 2018 waren die italienischen Verantwortlichen mit den Rückgabe-wünschen an das Land Schleswig-Holstein herangetreten. Denn die Vasen – ein Glockenkrater, ein Gnathia-Krater, eine apulisch-rotfigurige Kanne und eine Loutrophore – stammen höchstwahrscheinlich aus Raubgrabungen in der Region Apulien. Sie wurden seinerzeit zwar legal erworben. Da ihre Provenienz aber prob-lematisch ist, wurde vereinbart, die Objekte im Rahmen eines Kulturabkommens zurückzugeben.
„Die heutige Übergabe setzt den Schlusspunkt unter einen Prozess, den Schles-wig-Holstein und Italien vor vielen Monaten begonnen haben“, so CAU-Präsidentin Prof. Dr. Simone Fulda. „Er ist zu einem partnerschaftlichen Aus-tausch gewachsen, für den ich mich bei den Beteiligten herzlich bedanke. Ich freue mich, dass wir mit dem heutigen Abend das Kulturabkommen und die Rückgabe der Objekte feierlich zum Abschluss bringen.“
Auf deutscher Seite hatte Prof. Dr. Annette Haug, Leiterin der Kieler Antiken-sammlung und Professorin für Klassische Archäologie, die Details des Abkom-mens in enger Abstimmung mit dem Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur erarbeitet.
Prof. Dr. Annette Haug: „Die Objekte sind in den 80er und 90er Jahren nach da-mals geltendem, deutschem Recht zwar legal erworben worden und man ist rückwirkend nicht zur Rückführung der Objekte verpflichtet. Wir haben aber eine moralische Verantwortung, diese Stücke zurückzugeben.“ Die Kieler Antiken-sammlung stehe für einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihren Samm-lungsbeständen. „Wir tragen einerseits dem kulturellen Erbe Rechnung, das uns anvertraut ist. Andererseits stellen wir uns aber auch der internationalen Verant-wortung, die solche Objekte jetzt und auch in Zukunft mit sich bringen.“
Im Zuge der Restaurierung der Kunsthalle zu Kiel wird die Antikensammlung zunächst schließen. Nach Wiedereröffnung stellen die italienischen Museen der Antikensammlung jeweils für einen befristeten Zeitraum gleichwertige Leihgaben zur Verfügung.
Anlässlich des Festakts macht die Antikensammlung im Rahmen einer kleinen Kabinettausstellung auf die problematische Provenienz von Objekten aufmerk-sam. Das zurückgegebene Prunkstück, die Loutrophore, wird hier als 3D-Replik präsentiert. Auch nach Wiedereröffnung des Hauses soll die Geschichte hinter den ausgestellten Gefäßen zum Thema gemacht werden.
Zukünftiger Ankauf nur noch mit geklärter Provenienz
Heute verfolgt die Kieler Antikensammlung eine andere Vision als noch vor einigen Jahren. Die alten Objekte, die rechtmäßig in die Sammlung gelangt sind, sollen im Rahmen von Sonderausstellungen auf aktuelle Fragestellungen hin zugeschnitten werden. Im Zuge des Kulturabkommens wird es zudem mög-lich, immer neue Funde in der Sammlung zu präsentieren. Neuerwerbungen wer-den sich künftig auf Gipsabgüsse antiker Originale beschränken.
„Raubgrabungen zerstören weltweit wissenschaftliche Erkenntnisse. Erst wenn Museen und Privatleute auf den Erwerb solcher Objekte konsequent verzichten, ist ein entscheidender Schritt zum Schutz von Kulturgütern und auch zum Ver-ständnis anderer Kulturen getan“, bekräftigt Prof. Dr. Annette Haug. Mit der Rückgabe der vier Vasen wolle man entsprechend ein Zeichen setzen.
Fotos stehen zum Download bereit:
http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2023/217-verpacken-vasen.jpg
Die letzte Versandkiste für den Transport nach Italien wurde symbolisch von CAU-Präsidentin Professorin Simone Fulda, Oberstleutnant Paolo Salvatori der italienischen „Tutela Patrimonio Culturale" und Kulturministerin Karin Prien ver-schlossen.
© Lorenz Oberdoerster
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Seine Exzellenz der italienische Botschafter in Deutschland, Armando Varric-chio, dankte allen Beteiligten für ihre Bemühungen, die Kulturgüter wieder nach Italien zu bringen.
© Lorenz Oberdoerster
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Professorin Annette Haug, Leitung der Antikensammlung, CAU-Präsidentin Professorin Simone Fulda und Kulturministerin Karin Prien nahmen seine Exzel-lenz, den italienischen Botschafter Armando Varricchio und Oberstleutnant Pao-lo Salvatori von der italienischen „Tutela Patrimonio Culturale" in Empfang.
© Lorenz Oberdoerster
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Eine 3D-Replik der zurückgegebenen Loutrophore besichtigte die Delegation während einer Führung durch die Antikensammlung.
© Lorenz Oberdoerster
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Annette Haug
Leitung Antikensammlung
E-Mail: ahaug@klassarch.uni-kiel.de
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse, Kommunikation und Marketing, Eva Sittig, Text/Redaktion: Susann Wilke / Christin Beeck
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Prof. Dr. Annette Haug
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Die letzte Versandkiste für den Transport nach Italien wurde symbolisch von CAU-Präsidentin Professo ...
Lorenz Oberdoerster
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
überregional
Kooperationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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