Am 22.09.2022 erschien das neue Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers mit den neuesten deutschlandweiten Zahlen und Fakten rund um die moderne Kinderwunschbehandlung. Dabei kommt es unter anderem auch darauf an, das richtige Alter für die erfolgreiche Kinderwunschbehandlung zu beachten.
Das richtige Alter für die erfolgreiche Kinderwunschbehandlung
Die Geburtenraten nehmen mit dem Alter von Kinderwunschpatientinnen drastisch ab. Wer auf die Reproduktionsmedizin setzt, sollte zeitnah starten, um die Chancen auf eigenen Nachwuchs zu erhöhen. „Aufschieben ist im Fall des Kinderwunsches ganz klar von Nachteil, denn bis zum 32. Lebensjahr bleibt die Schwangerschaftsrate bei über 40 Prozent pro Embryotransfer und die Geburtenrate bei über 30 Prozent“, sagt Dr. med. Andreas Tandler-Schneider, Vorstandsmitglied im Deutsches IVF-Register e.V. (D·I·R)® und ärztlicher Leiter eines Kinderwunschzentrums in Berlin.
Aktuelle Zahlen dazu liefert das jetzt veröffentlichte, aktuelle Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers (D·I·R)®. Es enthält 127.920 Behandlungen für das Jahr 2022, von denen 123.332 Behandlungszyklen aus 140 Mitgliedszentren in die Auswertungen geflossen sind.
Deutschlandweit nur acht Geburten nach Behandlungen ab dem 45. Lebensjahr
2021 wurden in Deutschland 72.279 Zyklen zur Gewinnung von Eizellen durchgeführt. „Damit liegen wir erstmalig oberhalb von 70.000 Zyklen pro Jahr“, sagt Dr. med. Andreas Tandler-Schneider. Die Schwangerschaftsrate lag bei 32,1 Prozent, was 18.149 Schwangerschaften entspricht. „Die Geburtenrate pro Transfer lag bei 23,4 Prozent, dem Vorjahr vergleichbar“, so Tandler-Schneider. Wer die Hilfe der Reproduktionsmedizin in Anspruch nimmt, sollte aus seiner Sicht das eigene Alter im Blick behalten. Bereits ab dem 33. Lebensjahr sinken die Chancen. Ein Blick in die neuesten Statistiken zeigt: Schon mit 38 Jahren ist die Zahl der Aborte höher als die Geburtenrate pro Embryotransfer in Prozent.
„Die Geburtenraten sinken ab 41 weiter massiv ab und nach dem 45. Lebensjahr kam es bei 514 Transfers lediglich zu acht Geburten. Dies liegt zum einen an der niedrigen Schwanger- schaftsrate, aber zu einem großen Teil auch an einer Abortrate von über 50 Prozent“, so der Experte. „Es ist wichtig, das zu wissen, damit eine Kinderwunschbehandlung zeitnah stattfinden kann, insbesondere in der Gruppe der 35- bis 39-Jährigen, in der sich die meisten unserer Patientinnen befinden“, erklärt Tandler-Schneider.
Dass die Ursache für eine ungewollte Kinderlosigkeit nicht immer bei der Frau liegen, sondern in über der Hälfte der Fälle beim Mann, muss ebenfalls frühzeitig in Betracht kommen. „Es handelt sich häufig um eine nicht ausreichende Spermaqualität“, erklärt Dr. med. Andreas Tandler-Schneider.
Seit 1982 dokumentiert das D·I·R rund 2,4 Millionen Behandlungen, fast 390.000 Kinder wurden nach In-vitro-Fertilisation seit 1997 geboren. Das entspricht schon heute der Summe der Einwohner von Städten wie Schwerin, Witten, Erlangen und Konstanz.
Mehrlingsgeburten nehmen ab
Wurden lange Zeit zwei Embryos im Rahmen der Behandlung von Kinderwunsch-Patientinnen transferiert, geben mittlerweile die neuen Zahlen des Jahrbuchs auch Aufschluss über die mittlerweile deutlich zunehmend Anzahl von Transfers mit nur einem Embryo (single embryo transfer). Zwillinge und Drillinge, oft mit Risiken bei der Schwangerschaft und der Geburt für Mutter und Kinder sowie deutlich zu früh geborenen Babys, zusammen machen aus diesem Grund nur noch 15,5 Prozent der Geburten aus. „Einlinge dagegen stellen den größten Anteil mit 84,5 Prozent, was 11.203 Babys bedeutet“, sagt Dr. med. Andreas Tandler-Schneider.
Auch wenn die Mehrlingsrate mit 15,5 Prozent schon deutlich niedriger als in den Vorjahren ist, ist sie im europäischen Vergleich immer noch im oberen Bereich. Viele Länder, wie die skandinavischen, die Niederlande und Frankreich haben mittlerweile Mehrlingsraten von unter 10 Prozent. „Wir sind aber in Deutschland auf einem guten Weg“, so Dr. med. Andreas Tandler-Schneider. Die Abnahme der Mehrlingsgeburten bedeutet mehr Sicherheit für Mutter und Kind, denn Frühgeburten werden seltener.
Mit zwei Embryonentransfers zum Erfolg
Für die Reproduktionsmedizin zählen auch die Schwangerschaftsraten über mehrere Zyklen hinweg, die im neuen Jahrbuch genau dokumentiert sind. „Bereits nach zwei Embryotransfers sind mehr als die Hälfte unserer Patientinnen schwanger. Nach drei Transfers sind dies sechs von zehn und nach vier Transfers bereits zwei von drei Kinderwunschpatientinnen. Bei mehr als vier Transfers werden insgesamt 70 Prozent aller Patientinnen schwanger“, erklärt der Experte Tandler-Schneider die neuesten Ergebnisse des D·I·R.
Chancen des Einfrierens nutzen
Ebenfalls in diese Betrachtung eingeschlossen sind die Zyklen, in denen der erste Embryotransfer nach Auftauen stattfand, wenn zum Beispiel ein Embryotransfer im Frischzyklus aus medizinischen Gründen nicht durchgeführt wurde. Entstand der erste Transfer aus einem Auftauzyklus, ist die Schwangerschaftsrate im Vergleich zum Frischzyklus identisch und liegt in beiden Situationen bei 34,5 Prozent.
„Wir erreichen dies durch das Einfrieren und anschließende Auftautransfers. Eine weitere Stimulation und Punktion der Eizellen sind dann nicht notwendig“, sagt der Kinderwunsch-Experte. Eine Leistung, wie das Einfrieren oder der Transfer wird in Deutschland nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Das hindert Paare, die Chancen in Anspruch zu nehmen. „So traurig ein negativer Schwangerschaftstest nach einem Transfer ist, die Tatsache, dass nach vier Transfers inklusive Kryokonservierung zwei Drittel schwanger sind, sollte Mut machen“, sagt Dr. med. Andreas Tandler-Schneider.
Mit den neuesten Zahlen und Daten zur Kinderwunschbehandlung in Deutschland liefert das Deutschen IVF-Registers (D·I·R)® einen wichtigen Überblick zu den Fortschritten in der Kinderwunschbehandlung. Kontinuierlich werden dazu umfangreiche Behandlungsdaten der Kinderwunschzentren in Deutschland ausgewertet.
Weitere Informationen, Zahlen und Analysen bietet das Deutsche IVF-Register (D·I·R)® in seinem aktuellen Jahrbuch, das am 22.09.2023 erschienen ist:
https://www.deutsches-ivf-register.de/jahrbuch.php
An gleicher Stelle finden Sie dort auch eine Sonderausgabe, die sich mit den wichtigsten neuesten Daten und Fakten in kommentierter Form an alle Paare mit einer ungewollten Kinderlosigkeit, an alle Paare, die aktuell in Kinderwunschbehandlung sind und auch allgemein an die interessierte Öffentlichkeit richtet.
Über das Deutsche IVF-Register
Die Öffentlichkeit fordert Information und Transparenz im Hinblick auf Diagnostik und Behandlungen auf dem sensiblen Gebiet der Kinderwunschmedizin. Diese Forderung ist berechtigt. Nur mit einer zuverlässigen und kontinuierlichen Auswertung der Behandlungsergebnisse möglichst vieler Kinderwunschzentren, wie sie das Deutsche IVF-Register leistet, kann dieser Forderung gefolgt werden. Darüber hinaus dient diese Auswertung wissenschaftlichen Erkenntnissen und damit verbunden Verbesserungen der medizinischen Versorgung und Ergebnisse. Aber auch bei der Beratung und letztlich der Entscheidungsfindung der ungewollt kinderlosen Paare sind die Auswertungen des Deutschen IVF-Registers von elementarer Bedeutung.
Mit der Auswertung der Behandlungen und ihrer Ergebnisse aus nahezu allen deutschen Kinderwunschzentren stellt das Deutsches IVF-Register (D·I·R)® einen einzigartigen Datenschatz dar, der mittlerweile über 2,3 Millionen Behandlungen und seit 1997 fast 390.000 geborene Kinder in Deutschland enthält. Das Deutsche IVF-Register (D·I·R)® ist ein gemeinnütziger Verein.
Dr. med. Andreas Tandler-Schneider, Vorstandsmitglied im Deutsches IVF-Register e.V. (D·I·R)® und ärztlicher Leiter eines Kinderwunschzentrums in Berlin
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Damit der unerfüllte Kinderwunsch nicht unerfüllt bleiben muss.
David Wagner
David Wagner / dw-lifestylefotografie auf Pixabay (freie kommerzielle Nutzung, kein Bildnachweis nötig)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Biologie, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Englisch
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