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22.06.2004 10:10

Nothilfe für ausländische Studierende

Dr. Andreas Archut Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Junge Ausländer kommen gerne zum Studium nach Bonn. Hier müssen sie sich nicht nur mit Fachinhalten in einer fremden Sprache, sondern auch in einer fremden Lebensweise zurechtfinden. Bei ihrer Einreise haben sie nachzuweisen, daß sie ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Wenn aber im Heimatland der Ernährer arbeitslos wird oder stirbt, bei Währungsverfall oder Devisenausfuhrverbot, wenn Krieg oder Naturkatastrophen die Lebensgrundlage der Familie vernichtet haben, können sie unverschuldet in wirtschaftliche Bedrängnis geraten. Oft Tausende von Kilometern weit weg von zu Hause, mit rechtlich eingeschränkten Möglichkeiten zum Jobben, brauchen sie dann menschliche wie finanzielle Unterstützung. Das dachte sich vor 20 Jahren der damalige Leiter des Studienkollegs für ausländische Studierende an der Universität Bonn, Franz Stadelmaier. Mit seinem Kollegium rief er den gemeinnützigen Verein "Nothilfe für ausländische Studierende" ins Leben.

    Das Studienkolleg unter Leitung von Oberstudiendirektor Helmut Graff bereitet pro Semester knapp 200 an der Universität immatrikulierte Ausländer auf ein reguläres Fachstudium vor. Zwei Hauptziele hat der von Graffs Vorgänger im eigenen Hause initiierte Verein: die Studierenden des Kollegs bei der Bewältigung materieller Probleme durch Stipendien zu unterstützen - und der Öffentlichkeit die Probleme ausländischer Studierender vor allem aus Entwicklungsländern nahe zu bringen.

    Der "Preis für bürgerschaftliche Selbsthilfe in der Stadt Bonn" für 1989, verliehen durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Hans Daniels, machte den Verein bekannter und brachte eine Finanzspritze von 5.000 DM für den guten Zweck. Bis zum zehnjährigen Bestehen stieg die Mitgliederzahl auf etwa 80 an; Ende der neunziger Jahre konnten 20 Studierende jährlich mit der Höchstsumme von 500 DM monatlich für drei oder vier Monate gefördert werden. Heute sind es 50 Engagierte, die den Studierenden helfen. Zurückgegangen ist folglich auch das Spendenaufkommen, so dass zum Teil nur noch halbe Stipendien vergeben werden können. Die Solidarität neuer "Nothelfer" ist also sehr erwünscht und willkommen.

    Generelle Voraussetzung für die Gewährung eines Stipendiums ist, dass die in eine materielle Notlage geratenen Studierenden in ihrem ersten Semestermindestens befriedigende Leistungen und eine gute Arbeitshaltung gezeigt haben - das heißt, sie sind studierfähig und haben Aussicht auf einen erfolgreichen Abschluss. Im Jahr 2003 konnten in Not geratene Studierende mit insgesamt 18.000 Euro gefördert werden, hinzu kamen Darlehen von knapp 3.500 Euro. Für das Wintersemester 2003/04 gingen Anträge von 32 Studierenden ein. Fünf von ihnen erhielten für diesen Zeitraum ein volles Stipendium über 270 Euro monatlich, weitere acht ein halbes. Von den nicht berücksichtigten Antragstellern wurden sechs der Evangelischen Studierendengemeinde zur Förderung empfohlen und zwei dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) für ein Semesterstipendium benannt.

    Unterstützung ist in der Vorbereitungsphase am nötigsten

    Der AStA unterstützt die Arbeit des Vereins mit zwei Stipendien pro Semester und erheblichen Spendenbeiträgen. Chrysou Joufack aus Kamerun vom Ausländerreferat sagt dazu: "Wer am Studienkolleg ist, hat rechtlich wenig Möglichkeiten zu jobben, nur die begrenzten Schulferien stehen dafür offen. Während des Hochschulstudiums ist das anders. Deshalb unterstützen wir auf finanziellem Weg gerade Studierende in der Vorbereitungsphase, weil sie es eben oft am nötigsten brauchen. Am Studienkolleg wird gute Arbeit geleistet und die Studierenden dort sollen sich wirklich auf die Arbeit konzentrieren können."

    Mariam Kirvalidze aus Georgien war 2003 im Studienkolleg und erhielt ein ganzes Stipendium. Inzwischen studiert sie Jura an der Universität Bonn. "Ich hatte zuerst einen Job mit 100 Euro im Monat. Damit musste ich auskommen", sagt sie. "In solcher Situation kann man nicht studieren. Mein Vater ist zu der Zeit auch arbeitslos geworden. Wenn ich das Stipendium nicht bekommen hätte, hätte ich das Studienkolleg vielleicht nicht geschafft. Ich habe vorher, im 1. Semester, oft bis vier Uhr morgens lernen müssen, trotzdem hatte ich nicht genügend Zeit und die Konzentration war auch ein großes Problem."
    Auch Safieh Nowroozi aus dem Iran hat es geschafft: Sie studiert inzwischen Medizin und ist nach bestandenem Physikum im Hauptstudium. Je ein halbes Stipendium im Wintersemester 2000 hatte ihr und ihrer Zwillingsschwester geholfen. Sie erinnert sich: "Als die Schecks vom Verein kamen, waren wir froh über diese Grundsicherung. Wir mussten genau rechnen, konnten aber die Jobs reduzieren. Jedenfalls war so eine gute Vorbereitung für die Abschlussprüfung am Studienkolleg möglich."

    Ansprechpartner:
    Dr. Jürgen Voigt, Vorsitzender des Vereins "Nothilfe für ausländische Studierende" e.V.
    Telefon: 0228/73-7550 (Sekretariat) Studienkolleg für ausländische Studierende
    E-Mail: studienkolleg@uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Organisatorisches, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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