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05.10.2023 08:38

Kiel Trade Indicator 09/23: Weltweiter Handel kraftlos, Frachtraten stark verbilligt

Mathias Rauck Kommunikation
Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Der weltweite Handel legt im September eine Verschnaufpause ein. Im Vergleich zum überraschend starken August zeigen die Werte des Kiel Trade Indicator eine Seitwärtsbewegung an (preis- und saisonbereinigt). Recht deutlich fällt die Gegenbewegung für Deutschland aus, wo Importe und Exporte im roten Bereich liegen. Insgesamt zeigt sich das Containerschiffnetzwerk stabil: Die Menge an verschifften Gütern ist hoch, Stillstand geht zurück und die Frachtraten sinken deutlich.

    Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator weist für den Welthandel im September im Vergleich zum Vormonat August mit einem Plus von 0,2 Prozent auf eine Seitwärtsbewegung hin (preis- und saisonbereinigt).

    Für Deutschland liegen die Septemberwerte sowohl für Exporte (-1,8 Prozent) als auch Importe (-1,9 Prozent) recht eindeutig im roten Bereich.

    Auch für die EU ist der Exportwert (-1,2 Prozent) negativ, die Importe (-0,2 Prozent) dürften ungefähr auf Vormonatsniveau liegen.

    In den USA hingegen, deren Konjunktur im dritten Quartal positiver verlaufen dürfte als jene der EU, liegen Exporte (+0,4 Prozent) und Importe (+0,2 Prozent) im September leicht im positiven Bereich bzw. laufen seitwärts. Chinas Exporte (+0,5 Prozent) dürften gegenüber August leicht steigen, Importe (-0,8 Prozent) leicht sinken.

    „Nachdem die Handelswerte des Kiel Trade Indicator für den August überraschend positiv ausgefallen waren, deuten sie für den Septemberhandel nun wieder tendenziell seitwärts. Besonders ausgeprägt ist die Gegenbewegung nach unten in Deutschland“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator.

    Frachtraten sinken deutlich

    Positive Nachrichten für deutsche Exporteure kommen durch stark verbilligte Frachtraten, die mittlerweile unter den Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Pandemie gefallen sind. Insbesondere auf der transatlantischen Verbindung zu Häfen der Vereinigten Staaten sind die Kosten pro Container binnen eines Jahres von über 8.000 US-Dollar auf nun etwas über 1.000 US-Dollar gesunken. Während der Pandemie waren die Transportkosten regelrecht explodiert.

    „Für deutsche Exporteure ist es nun wieder deutlich günstiger, Waren zu verschiffen. Davon dürfte auch die von hohen Energiekosten getroffene Chemieindustrie profitieren, wo Transportkosten typischerweise einen großen Teil des Handelswertes ausmachen“, so Stamer.

    Mehr Güter auf See unterwegs, Staus gehen zurück

    Insgesamt zeigt der Welthandel nach einem schwachen Jahresverlauf aber auch Zeichen der Widerstandsfähigkeit. Die geschätzte Menge an global verschifften Standardcontainern stieg im September sprunghaft an und übertraf die Marke von 14 Millionen deutlich. Dies ist auch auf die positive Entwicklung des vergangenen Monats zurückzuführen, denn im August verschiffte Ladung dürfte auf vielen Strecken auch im September noch unterwegs sein.

    Außerdem verläuft die konjunkturelle Entwicklung der asiatischen Schwellenländer inklusive Chinas vergleichsweise dynamisch. Dort ist die Nutzung von Containerschiffen das Transportmittel erster Wahl.

    Die Staus in der Containerschifffahrt gehen zurück, nur noch gut 7 Prozent aller weltweit verschifften Waren stecken derzeit fest, ein im historischen Vergleich unauffälliger Wert.

    Die nächste Aktualisierung des Kiel Trade Indicator erfolgt am 7. November (mit Medieninformation für die Handelsdaten im Oktober).

    Weitere Informationen zum Kiel Trade Indicator und die Prognosen für alle 75 Länder finden Sie auf www.ifw-kiel.de/tradeindicator (https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/internationaler-handel/kiel-trade-indi...).

    Über den Kiel Trade Indicator

    Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) von 75 Ländern und Regionen weltweit sowie des Welthandels insgesamt. Im Einzelnen umfassen die Schätzungen über 50 Länder sowie Regionen wie die EU, Subsahara-Afrika, Nordafrika, den Mittleren Osten oder Schwellenländer Asiens. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die Schiffsbewegungen in preis- und saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.

    Die Auswertung erfolgt einmal im Monat um den 5. und liefert aktualisierte Handelszahlen für den vergangenen und den laufenden Monat.

    An- und ablegende Schiffe werden dabei für 500 Häfen weltweit erfasst. Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen. Mittels Länder-Hafen-Korrelationen können Prognosen erstellt werden, auch für Länder ohne eigenen Tiefseehafen.

    Der Kiel Trade Indicator ist im Vergleich zu den bisherigen Frühindikatoren für den Handel deutlich früher verfügbar, deutlich umfassender, stützt sich mit Hilfe von Big Data auf eine bislang einzigartig große Datenbasis und weist einen im Vergleich geringen statistischen Fehler aus. Der Algorithmus des Kiel Trade Indikators lernt mit zunehmender Datenverfügbarkeit dazu (machine learning), so dass sich die Prognosegüte im Lauf der Zeit weiter erhöht.

    Medienansprechpartner:
    Mathias Rauck
    Pressesprecher
    T +49 431 8814-411
    mathias.rauck@ifw-kiel.de

    Kiel Institut für Weltwirtschaft
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 431 8814-774
    E ifw-medien@ifw-kiel.de
    www.ifw-kiel.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Vincent Stamer
    Konjunktur und Wachstum
    T +49 431 8814-228
    vincent.stamer@ifw-kiel.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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