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11.12.1998 00:03

Ausschuß erkennen und beseitigen (Qualitätskontrolle bei der Gen-Expression)

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN Nr. 17 1998

    Eine Forschergruppe um Gabriele Neu-Yilik vom "Labor für pädiatrische Molekularbiologie" der Charité hat aus Untersuchungen an menschlichen Blutzellen eine Erklärung für eine seit langem bekannte, aber unverstandene, zelleigene "Qualitätskontrolle" bei der Gen-Expression ableiten können. Frau Dr. Neu-Yilik wurde dafür (zusammen mit ihren Kollegen Dipl.Biol. Rolf Thermann und cand. med. Andrea Deters) am 8. Dezember 1998 mit dem "Forschungspreis der Berliner Charité 1997" ausgezeichnet. Die Arbeit ist in der renommierten Fachzeitschrift "The EMBO (European Molecular Biology Organisation) Journal"17 [1998] 3484-3494 publiziert worden.
    Zellen sind Fabriken für Proteine. Was in der Fabrik produziert wird, hängt ab von der Erbsubstanz (DNA) des Zellkerns. Ein Bote (m-RNA) kopiert das Herstellungsmuster für ein Protein aus der Erbsubstanz und trägt es aus dem Kern ins Zellplasma, wo die Proteinproduzenten (Ribosomen) warten.
    Der Bote kann Fehler machen und falsche Anweisungen mitbringen. Seit zwei Jahrzehnten weiß man, daß Zellen rigoros mit falschen Botschaftern umgehen: Sie töten sie. Dieser Zerstörungsmechanismus, NMD (nonsense-mediated decay) genannt, ist für den Organismus entscheidend wichtig, verhindert er doch die fehlerhafte Produktion von Proteinen, die Krankheiten auslösen könnten.
    Seit zwei Jahrzehnten versuchen Forscher den Vorgang zu erhellen, der zum Untergang der falschen Boten führt. Mehrere Modelle sind entwickelt worden. Sie sollen zum Einen verständlich machen, wie die Zelle unterscheidet zwischen einem korrekten (mRNA) und einem falschem Boten (PTC-mutierte mRNA). Zum Andern sollen sie erklären, wie der falsche Bote dann veranlaßt wird, jenen Weg einzuschlagen, der unwiderbringlich zu seinem Untergang führt. Viele Befunde der letzten Jahre wiesen darauf hin, daß diese Vorgänge im Kern der Zelle ablaufen, ebenso viele sprechen für das Zellplasma als Aktionsort.
    Nach dem experimentell gut untermauerten Modell von Neu-Yilik und Mitarbeitern handelt es sich um einen zweistufigen Prozeß, der im Zellkern beim Vorgang des sogenannten Spleißens einsetzt, und im Zellplasma übergreift auf die "Übersetzung" der Bauanleitung in ein Protein. Diese notwendige Kooperation zwischen Kern und Zellplasma läuft zudem nach bekannten molekularen Mechanismen ab und bedarf keiner Theorien über "unorthodoxe" Vorgänge bei der Genexpression. Es dürfte sich außerdem um ein gemeinsames Prinzip von Zellen bei Pflanze, Tier und Mensch zur Verhinderung fehlerhafter Proteine handeln.
    Silvia Schattenfroh
    ____________________________________________________________

    Charité
    Medizinische Fakultät der
    Humboldt Universität zu Berlin

    Dekanat
    Pressereferat-Forschung
    Dr. med. Silvia Schattenfroh
    Schumannstraße 20/21
    10117 Berlin

    FON: (030) 2802-2223
    FAX: (030) 2802-3625
    e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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