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23.10.2023 13:57

Wissenschaftsrat | Voraussetzungen für wissenschaftliche Qualifizierung in den Gesundheitsfachberufen verbessern

Georg Scholl Geschäftsstelle
Wissenschaftsrat

    Die Gesellschaft wird älter, kränker und pflegebedürftiger. Zugleich ist das Gesundheitssystem vom Fachkräftemangel betroffen und konkurriert um gut ausgebildetes Personal, das immer anspruchsvollere Leistungen erbringen muss. Der Wissenschaftsrat (WR) hat Empfehlungen erarbeitet, wie die wissenschaftliche Qualifizierung in den Gesundheitsfachberufen verbessert werden kann und wie diese Berufe zugleich attraktiver werden können.

    Die Anforderungen an die Gesundheitsfachberufe, also die Pflege-, Hebammen- und Therapieberufe, zu denen Physiotherapie- und Ergotherapie sowie Logopädie und Sprachtherapie zählen, steigen. So werden immer mehr Aufgaben aus dem stationären in den ambulanten Sektor verlagert und erfordern mehr fachliche und kommunikative Kompetenz, etwa zur Aufklärung über Themen wie Prävention, Rehabilitation und palliative Versorgung. Auch die zunehmende Technisierung und Digitalisierung machen eine Ausbildung auf hohem Niveau erforderlich. Der WR empfiehlt deshalb eine vermehrte wissenschaftliche Qualifikation. Er spricht sich dafür aus, dass neben der Vollakademisierung der Hebammen künftig bis zu 20 % der weiteren Angehörigen der Gesundheitsfachberufe akademisch ausgebildet sind. Dabei sollte der Fokus weiterhin auf den Auf- und Ausbau primärqualifizierend-dualer Studiengänge gerichtet sein.

    In seinem Papier zeigt der WR die schon jetzt gravierende Personalsituation in manchen Bereichen auf. So führt die mangelnde pflegerische Versorgung kritischer Bereiche in manchen Kliniken bis hin zu deren Schließung. Zugleich haben erhöhte Zuweisungen aus Pflegeheimen in Notaufnahmen eine Überlastung der Notfallambulanzen zur Folge. Auch droht eine Unterversorgung mit Gesundheitsleistungen in ländlichen oder strukturschwachen Gebieten.

    „Wenn wir unsere Gesundheitsversorgung auf dem heutigen Niveau halten und möglichst verbessern wollen, brauchen wir attraktive Gesundheitsfachberufe mit einer größeren Autonomie und Entscheidungskompetenz, wie es in vielen Ländern außerhalb Deutschlands bereits üblich ist. Um die dringend benötigten hochschulisch qualifizierten Kräfte auszubilden, müssen sich die dahinterstehenden wissenschaftlichen Disziplinen weiterentwickeln. Dafür müssen entsprechende Voraussetzungen rasch geschaffen werden“, betont der Vorsitzende des WR, Wolfgang Wick.

    Als wichtige strukturbildende Maßnahme empfiehlt der WR die Einrichtung und Förderung von Zentren für Forschung, Lehre und Versorgungssteuerung, die vorhandene Expertise zusammenführen und stärken.

    Außerdem sollten die Gesundheitsfachberufe stärker institutionell an den Universitäten verankert werden. Der Ausbau der Forschung und die Ausbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in frühen Karrierephasen sind dabei wesentliche Voraussetzungen, um auch das Studienangebot auszubauen. Die Attraktivität der Studiengänge soll steigen, beispielsweise durch eine Vergütung der Praxiseinsätze im Pflegestudium, analog zur bereits bestehenden Vergütung in der nichtakademischen Ausbildung. Gleichzeitig sind besondere Anstrengungen notwendig, um den Übergang in die Berufspraxis erfolgreich zu gestalten. Wichtig ist es, berufliche Zielpositionen für hochschulisch qualifizierte Gesundheitsfachpersonen mit Bachelor-, Master- und Promotionsabschluss zu entwickeln und dadurch Karrierewege in Versorgung und Wissenschaft aufzuzeigen.

    Die Gesundheitsfachberufe stellen mit rund 2,3 Millionen Beschäftigten mehr als ein Drittel aller Beschäftigten im Gesundheitssystem. Die Empfehlungen des WR sind daher besonders dringlich. Sie sprechen die Hochschulen und die politischen Entscheidungsträger auf Bundes- und Länderebene genauso an wie Krankenhäuser, Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen sowie die Sozialversicherungsträger. Der WR ruft mit seinen Empfehlungen alle beteiligten Akteure auf, die Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe im Rahmen ihrer Verantwortlichkeiten zu unterstützen.


    Originalpublikation:

    Zu den Empfehlungen - https://doi.org/10.57674/6exf-am35


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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