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07.11.2023 10:07

Pflegeroboter: Augenkontakt ist wichtig

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Der „Workerbot_9“ soll Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen unterstützen

    Augenbewegungen sind bei der Kommunikation mit Robotern wichtig – und es kann schaden, wenn ein Hilfsroboter zu niedlich aussieht. Dies sind zwei von vielen Erkenntnissen aus dem Projekt „RoMi – Roboterunterstützung bei Routineaufgaben zur Stärkung des Miteinanders in Pflegeeinrichtungen“, das die TU Berlin zusammen mit der Berliner pi4 robotics GmbH, der HU Berlin, der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin durchgeführt hat. Dabei wurde der Prototyp eines Pflegeroboters entwickelt.

    Er lächelt freundlich, trägt ein Tablett hinter seinem Rücken und bewegt sich im gemächlichen Tempo von rund einem Kilometer pro Stunde über den Flur der Station. Die Pflegekräfte haben ihm auf das aufklappbare Tablett ein Tellergericht mit Spezialkost gestellt, das er gleich an eine Patientin ausliefern wird. Zusätzlich ist er mit zwölf Wasserflaschen bestückt, die er danach an Durstige verteilt. Später wird er bei Herrn Huber klingeln und ihn fragen, ob er ihn zur nachmittäglichen Gymnastikstunde begleiten darf.

    Augen helfen Robotern bei der Kommunikation

    Er? Vielleicht ist der „Workerbot_ 9 Care-Home“ der Firma pi4 ja auch eine Sie? „Roboter haben kein Geschlecht“, meint Linda Onnasch vom Fachgebiet Handlungs- und Automationspsychologie der TU Berlin und lacht. „Roboter planen auch nichts – auch wenn wir Menschen ihnen superschnell einen eigenen Willen zuschreiben.“ In ihrer Forschungsarbeit untersucht Onnasch, welche Fallstricke es in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine gibt. „Ein Gesicht mit einer natürlich erscheinenden Augenpartie ist zum Beispiel hilfreich.“ Denn über die Augenbewegungen könnten wir am schnellsten ablesen, wohin die Aktionen eines Roboters gerichtet sind – wesentlich schneller etwa, als wenn Pfeile statt Augen das Gleiche symbolisieren.

    Pflegekräfte sollen mehr Zeit für den menschlichen Kontakt haben

    Der „Workerbot_9“ kann bereits bestellt werden, eine Vorläuferversion wurde im Projekt „RoMi – Roboterunterstützung bei Routineaufgaben zur Stärkung des Miteinanders in Pflegeeinrichtungen“ entwickelt. Unterstützt wurde das Vorhaben mit einem Volumen von 1,49 Millionen Euro zu 90 Prozent vom Bundesforschungsministerium (BMBF). „Der Projektname ist lang, aber gut. Denn er beschreibt, worum es geht: Die Pflegekräfte von arbeitsaufwendigen und stressigen Alltagsaufgaben zu entlasten, damit sie mehr Zeit mit den Menschen auf ihrer Station verbringen können“, erklärt Onnasch. „Dadurch wird dieser Beruf auch wieder attraktiver.“

    Umfangreiche Tests – auch in Patient*innenzimmern

    Um das optimale Design des Workerbots zu finden, haben die Forscher*innen der TU Berlin Online-Umfragen mit Pflegekräften und mehreren Hundert Personen durchgeführt, Testgruppen mit VR-Brillen in eine virtuelle Umgebung mit Roboter versetzt und schließlich in der Charité – Universitätsmedizin Berlin eine Teststation mit Patient*innenzimmern aufgebaut. Um für alle Situationen und Anwender*innen gerüstet zu sein, lässt sich der Workerbot durch Sprache, Touchscreen oder App steuern. „Gerade die Entwicklung der Sprachsteuerung war nicht trivial, weil wir aus Datenschutzgründen nicht auf vorhandene Sprachassistenten zurückgreifen durften“, sagt Onnasch.

    Niedliche Roboter werden geschont

    Dass der Workerbot eher einem Menschen als einem Tier ähnelt (Pferde, Bären, Pinguine und Schwäne waren im Angebot), liegt nicht nur an den Präferenzen der Befragten. „Eine zu niedliche Anmutung hat auch den Nachteil, dass Menschen das Gerät dann schonen wollen und es weniger häufig nutzen“, so Onnasch. Weil seine Größe von 1,70 Metern in den Tests nicht als bedrohlich wahrgenommen wurde, kann der Roboter nun viel transportieren und zukünftig sogar einen Arm bekommen. Einen der größten Wünsche der Pflegekräfte kann er allerdings nicht erfüllen: eine digitale Lösung, um sie von ihren zeitraubenden Dokumentationspflichten zu entlasten.

    Hinweis
    Dieser Text ist zuerst erschienen in der Beilage der Technischen Universität Berlin 10/2023 im Berliner Tagesspiegel. Dort gibt es auch weitere interessante Themen zu entdecken: https://www.tu.berlin/go170053/

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:

    Prof. Dr. Linda Onnasch
    Fachgebiet Handlungs- und Automationspsychologie
    Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft
    Technische Universität Berlin
    Tel.: +49 (0)30 314-77037
    E-Mail: linda.onnasch@tu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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