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08.11.2023 15:59

In Jena entsteht ein Spitzenforschungszentrum für lichtbasierte Lösungen im Kampf gegen Infektionskrankheiten

Lavinia Meier-Ewert Kommunikation
Leibniz-Institut für Photonische Technologien e. V.

    Lichtbasierte Technologien bieten ein enormes Potential, Infektionskrankheiten zu bekämpfen und künftige Pandemien besser zu bewältigen. Bis aus den Erkenntnissen im Labor ein neues Medikament wird, vergeht jedoch viel Zeit. Mit dem Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung entsteht in Jena eine Forschungsinfrastruktur, die diese Lücke schließen wird, sodass Ergebnisse aus der Forschung schneller bei den Menschen ankommen. Über den Stand beim Aufbau der einzigartigen Infrastruktur für die Translationsforschung informierten sich BMBF-Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring und Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee am 7. November 2023 am Universitätsklinikum Jena.

    Technologische Verfahren, die Licht als Werkzeug nutzen, könnten die Diagnostik von Infektionskrankheiten grundlegend transformieren. Sie messen schnell, empfindlich und berührungslos. In Kombination mit künstlicher Intelligenz verschaffen sie damit einen entscheidenden Zeitvorteil in der Behandlung lebensbedrohlicher Infektionen und ermöglichen passgenaue Therapien.

    Um die Entwicklung dieser lichtbasierten, konkret: photonischen Verfahren voranzutreiben, stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI) in Jena eine Infrastruktur bereit, in der die Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte — der Weg vom Labor ans Klinikbett — von Anfang an mitgedacht und in einer standardisierten Prozesskette vorangetrieben wird. Auf den Weg gebracht wird das LPI von den Jenaer Leibniz-Instituten für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) sowie für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI), der Friedrich-Schiller-Universität und dem Universitätsklinikum Jena.

    Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee sieht das Leibniz-Zentrum als wichtigen Baustein zur weiteren Profilierung Thüringens und insbesondere des „Optical Valley Jena“ auf dem Gebiet der optischen Gesundheitstechnologien. Er sicherte der Einrichtung die volle Unterstützung des Landes zu. „Im LPI werden mit der Photonik und der Infektionsforschung wichtige Thüringer Kompetenzfelder zusammengeführt. Die Verknüpfung von photonischen Technologien, mikrobiologischer Grundlagenforschung und klinischer Anwendung ist in dieser Form ein echtes Alleinstellungsmerkmal des Standorts. Damit können bessere Wirkstoffe und Methoden zur Bekämpfung von Pandemien, Infektionskrankheiten und Antibiotika-Resistenzen entwickelt werden.“ Wichtigstes Ziel des LPI sei es, Ergebnisse aus der Forschung schnell in die Praxis zu überführen und damit die Entwicklungszeiten von neuen Medikamenten und Therapien drastisch zu verkürzen, so der Minister weiter. „Auf diese Weise setzt das Zentrum zugleich Impulse für mehr Wachstum und Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft und trägt letztlich dazu bei, die Technologiesouveränität Deutschlands in der Wirkstoffentwicklung und Infektionsforschung zu erhalten.“

    BMBF-Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring zeigte sich beim Besuch am Universitätsklinikum in Jena beeindruckt von den am LPI erforschten innovativen Diagnoseverfahren sowie vom Konzept des Zentrums als einem Ort, an dem Ideen für die Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten mit Licht künftig entwickelt und zügig zur Marktreife geführt werden können.

    Das LPI ist mehr als ein Forschungsinstitut. Als One-Stop-Agency bündelt es Forschung, Technologieentwicklung sowie den klinischen Alltag und stellt damit eine Infrastruktur bereit, in der alle für eine Produktentwicklung notwendigen Schritte ineinandergreifen – von der Validierung an Patientenproben bis hin zur Unterstützung beim Produktdesign und der Kleinserienproduktion. Die Einrichtung steht der nationalen wie internationalen Wissenschaftsgemeinde offen und wird auch kleinen und mittelständischen Unternehmen und Start-Ups ermöglichen, schneller zu validen Ergebnissen zu kommen. Industrie und Behörden werden von vornherein für einen reibungslosen Markteintritt neuer Diagnoseverfahren und Therapieansätze eingebunden.
    „Das LPI setzt dort an, wo vielversprechende Ergebnisse aus Forschung und Technologieentwicklung häufig zu scheitern drohen: auf dem Weg vom Labor in die medizinische Versorgung“, erläutert Prof. Dr. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-IPHT und Sprecher des LPI. „Das LPI leistet Pionierarbeit: für bessere Vorsorgemaßnahmen und Therapien für Patientinnen und Patienten — und für eine grundlegende Veränderung des Transfers von Wissen aus der Forschung in die Gesellschaft. Mit seiner weltweit einmaligen Infrastruktur kann das LPI zu einem Leuchtturmprojekt für die Infektionsforschung werden, dessen Ansatz sich auf weitere wissenschaftliche und medizinische Anwendungsbereiche übertragen lässt.“
    Entscheidend für den Erfolg des ganzheitlichen Konzepts ist die enge Anbindung des LPI an das Universitätsklinikum Jena. Ausgestattet mit S2-/S3-Sicherheitslaboren, wird das LPI-Gebäude auf dem Gelände des UKJ Nutzenden den Zugang zu den neuesten Innovationen in der Photonik — den im Rahmen des Projekts erforschten Basis-Technologien — sowie den modernsten kommerziellen optischen und molekularen Technologien ermöglichen.

    Darüber hinaus wird das LPI mit einer First-in-Patient-Unit (FiPU) eine fundamental neue Infrastruktur auf der Intensivstation bereitstellen. Diese bietet lebensbedrohlich Erkrankten die Möglichkeit, lebensrettende Lösungsansätze in Anspruch zu nehmen, die sich noch in der Erforschung bzw. marktorientierten Erprobung befinden. Derzeit läuft die Entwurfsplanung für die FiPU; mit den Umbaumaßnahmen soll Anfang 2024 begonnen werden. „Mit dieser Studienstation wird das LPI die klinische Infektionsforschung in Deutschland auf ein ganz neues Niveau heben“, betont Prof. Dr. Thomas Kamradt, der Wissenschaftliche Vorstand des UKJ und Dekan der Medizinischen Fakultät. „Die Forschungs- und Entwicklungsteams im LPI stehen von Beginn in engem Kontakt zur klinischen Praxis, an deren hohen Standards sich medizinische Innovationen letztlich messen lassen müssen.“

    Parallel zum Aufbau der technologischen Infrastruktur und der Etablierung neuartiger spektraloptischer, bildgebender Technologien und chip-basierter Methoden werden derzeit die Management- und Governance-Strukturen des LPI geschaffen sowie die Vorplanungen für den Bau vorangetrieben. Bauherr ist das Universitätsklinikum.

    Das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung Jena (LPI)

    Das LPI ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Nationalen Roadmap für Forschungsinfrastrukturen gefördertes Vorhaben. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung von marktreifen photonischen Lösungen für die Diagnose und Therapie von Infektionskrankheiten zu beschleunigen. Trägereinrichtungen des LPI sind das Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT), das Leibniz-Institut für Naturstoffe und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI), die Friedrich-Schiller-Universität sowie das Universitätsklinikum Jena. Mehr als 100 Wissenschaftler:innen arbeiten derzeit an fünf Verbundprojekten, die künftig die technologische Grundausstattung des LPI bilden.


    Bilder

    LPI-Sprecher Prof. Dr. Jürgen Popp (2. v. r.) mit BMBF-Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring (4. v. r.) und Minister Wolfgang Tiefensee (3. v. r.) im LPI-Labor in der Medizinischen Mikrobiologie am Universitätsklinikum Jena.
    LPI-Sprecher Prof. Dr. Jürgen Popp (2. v. r.) mit BMBF-Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring (4. ...
    Michael Szabó/UKJ
    Michael Szabó/UKJ


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Chemie, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

    LPI-Sprecher Prof. Dr. Jürgen Popp (2. v. r.) mit BMBF-Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring (4. v. r.) und Minister Wolfgang Tiefensee (3. v. r.) im LPI-Labor in der Medizinischen Mikrobiologie am Universitätsklinikum Jena.


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