idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.11.2023 10:01

Bakterien im Speichel können schützende Antikörper gegen SARS-CoV-2 induzieren

Jacqueline Hirscher Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, ein Leibniz-Institut

    Wissenschaftler:innen des DRFZ haben gezeigt, dass ein kommensales Bakterium aus dem Speichel die Immunantwort nach einer Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus regulieren kann. Diese Ergebnisse wurden in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift Cell Host & Microbe veröffentlicht und zeigen, wie wichtig die Wechselwirkung zwischen der oralen Mikrobiota und dem Immunsystem ist, insbesondere im Zusammenhang mit Impfungen.

    Einige kommensale Bakterien, die in der menschlichen Mundhöhle vorkommen, können infektiösen Erregern strukturell sehr ähnlich zu sein. Das bedeutet, dass Antikörper, die gegen diese kommensalen Bakterien gebildet werden, auch an Erreger binden können oder umgekehrt - ein Prozess, der als Kreuzreaktion durch molekulare Mimikry bekannt ist. Wissenschaftler:innen des DRFZ haben herausgefunden, dass durch Mimikry zwischen einem kommensalen Bakterium, Streptococcus salivarius (S. salivarius), das im Speichel vorkommt, und dem Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus die schützende Immunität gegen das Virus potentiell erhöht sein könnte.

    Die Forschenden wiesen nach, dass nach der Impfung gegen SARS-CoV-2 die Häufigkeit des kommensalen Bakteriums S. salivarius im Speichel der Studienteilnehmer:innen anstieg. Die bei der Immunreaktion auf den Impfstoff gebildeten Antikörper konnten an mehrere kommensale Bakterien, einschließlich S. salivarius, binden, was auf die Ähnlichkeit der Struktur der Bakterien und des Virus zurückzuführen ist. Die Forscher:innen identifizierten auch ein bakterielles Protein mit Ähnlichkeiten zum SARS-CoV-2-Virus und injizierten es Mäusen, was zur Bildung neutralisierender Antikörper gegen das Virus führte. Diese kommensalen, kreuzreaktiven Antikörper verstärkten die Beseitigung des Virus in Mäusen, was zeigt, dass die orale Mikrobiota die Immunantwort auf das Virus beeinflussen kann. Dr. Andrey Kruglov, einer der Hauptautoren der Studie, betonte: "Diese Forschungsarbeit trägt dazu bei herauszufinden, wie die Zusammensetzung der oralen Mikrobiota möglicherweise die Anfälligkeit für Infektionen oder die Schwere der Erkrankung reguliert."

    S. salivarius ist als Probiotikum im Handel erhältlich, bekannt als BLIS K12. Innerhalb von zwei Wochen nach der Einnahme des Probiotikums wurden bei der Mehrheit der Studienteilnehmer:innen erhöhte SARS-CoV-2-Antikörper-Konzentrationen im Speichel nachgewiesen, aber nur bei zuvor geimpften Proband:innen. Interessanterweise waren die Antikörperspiegel der Probiotika-Empfänger im Blut nicht verändert, was auf eine spezifische lokale Veränderung der Immunantwort der Schleimhäute durch die Bakterien im Speichel hindeutet und nicht auf eine systemische Wirkung im gesamten Immunsystem.

    Obwohl in dieser Studie nicht untersucht wurde, ob S. salivarius den Verlauf der SARS-CoV-2-Erkrankung beeinflusst, gibt es einige Hinweise aus anderen klinischen Studien, dass die Verwendung des probiotischen S. salivarius K12-Zusatzes von Vorteil sein könnte. Dr. Kruglov ist hoffnungsvoll: "Dies ist ein weiteres Beispiel für die Bedeutung des Zusammenspiels zwischen der Mikrobiota und dem Immunsystem - etwas, das wir gerade erst zu verstehen beginnen."

    Das DRFZ ist ein Institut der Leibniz Gemeinschaft.
    Es untersucht mit grundlagenwissenschaftlichen und epidemiologischen Methoden die Entstehungsbedingungen und Folgen rheumatischer und muskuloskelettaler Erkrankungen. Ziel ist die Entwicklung von neuen und personalisierten, bestenfalls kurativen Therapien und ihre schnelle Übersetzung in den klinischen Alltag. Das DRFZ zeichnen seine enge Anbindung an die klinische Forschung der Charité, eine Vielzahl an drittmittelgeförderten Projekten und zahlreiche nationale und internationale Forschungskooperationen aus.
    Seit seiner Gründung im Jahr 1988 arbeitet hier ein internationales Team aus Grundlagenforscher:innen der Bereiche Biologie, Biochemie, Mathematik, Physik, Biotechnologie, Chemie, Tiermedizin, Statistik, Soziologie und Dokumentation, Ärzt:innen und Epidemiolog:innen zusammen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Andrey Kruglov
    Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, ein Leibniz Institut
    Charitéplatz 1
    10117 Berlin
    Tel: 030 28460 643
    E-Mail: kruglov@drfz.de


    Originalpublikation:

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1931312823004110

    https://doi.org/10.1016/j.chom.2023.10.007


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).