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09.11.2023 10:19

Studie zeigt: Präzisionsfermentation ist Chance für die Ernährungswirtschaft

Simone Angster Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

    Präzisionsfermentation bietet große Chancen als zusätzliche Säule der Ernährungswirtschaft in Niedersachsen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die die DECHEMA im Auftrag der LI Food – Landesinitiative Ernährungswirtschaft Niedersachsen erstellt und mit ihr gemeinsam veröffentlicht hat.

    Im Mittelpunkt der Studie steht die gezielte biotechnologische Herstellung von Proteinen und Lipiden, vor allem solchen, die tierische Produkte ersetzen können. In ihrer Zusammensetzung und Funktion sind sie identisch mit Proteinen und Fetten tierischen Ursprungs, werden aber statt aus Milch und Ei mit Hilfe von Bakterien, Hefen oder anderen Pilzen hergestellt. Gegenüber Ersatzprodukten aus pflanzlichen Quellen haben sie den Vorteil, dass sie die gleichen Eigenschaften und Funktionen wie die tierischen Produkte aufweisen, weil sie chemisch absolut identisch sind. Das macht sie besonders interessant für die Weiterverarbeitung, bei der zum Beispiel die strukturgebenden Eigenschaften von Proteinen eine wichtige Rolle spielen.

    Im Rahmen der Studie untersuchten die Autor:innen den aktuellen Stand und die Perspektiven der Präzisionsfermentation allgemein und setzten sie in Bezug zu den Voraussetzungen, die Niedersachsen mit seiner ausgeprägten Land- und Ernährungswirtschaft bietet. Besonders gut sind diese hinsichtlich der Bereitstellung von Rohstoffen und Zwischenprodukten sowohl für die Fermentation als auch für die Formulierung der Lebensmittel. Engpässe gibt es derzeit vor allem bei den Anlagenkapazitäten, die bei Weitem nicht ausreichen, um das erwartete und notwendige Wachstum abzubilden.

    Die Autor:innen betonen besonders, dass es bei der Präzisionsfermentation nicht darum geht, Vollmilch oder Vollei in der Breite zu ersetzen. Die Frage sei nicht „Kuh oder Fermenter“, sondern für welche Anwendung sich welcher Weg besonders eignet. Durch die intelligente Kombination von traditioneller Viehwirtschaft, pflanzlichen Alternativen und Produkten aus der Präzisionsfermentation werde es möglich, Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig Niedersachsen als starken Standort der Ernährungswirtschaft zu sichern und auszubauen.

    Die Studie sieht vor allem im Bereich der Anlagenkapazitäten Handlungsbedarf, hier müssen Finanzierungsmodelle gefunden werden, die besonders Anlagen zum Upscaling, also zur Entwicklung von Herstellungsprozessen im großen Maßstab, möglich machen. Das ist vor allem notwendig, weil die Branche sehr stark von Start-ups geprägt ist, die diese Mittel allein nicht aufbringen können. Sie leiden auch besonders unter den derzeit oft langwierigen Genehmigungs- und Zulassungsverfahren – hier könnte durch schnellere Abläufe und mehr Transparenz bezüglich einzureichender Informationen die Entstehung einer neuen Branche deutlich erleichtert werden. Niedersachsen sollte sich daher um eine klare und europaweit einheitliche Umsetzung der Novel-Food-Richtlinie bemühen.
    Die Studie wurde am 11. Oktober 2023 im Rahmen der Jahresveranstaltung der LI Food vorgestellt und ist unter https://www.li-food.de/potenziale-der-praezisionsfermentation-fuer-niedersachsen kostenfrei erhältlich.

    Über die LI Food:
    Die Landesinitiative Ernährungswirtschaft Niedersachsen – LI Food unterstützt die Lebensmittelbranche durch aktive Vernetzung von Wirtschaft, Forschung, Politik und Gesellschaft bei den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen. Diese beziehen sich insbesondere auf die fünf Handlungsfelder Lebensmittelverarbeitung, Wertstoffströme, Digitalisierung, Alternative Proteine und Gesunde Ernährung. In Niedersachsen hat sich auf Grundlage einer leistungsfähigen Agrarwirtschaft eine bedeutende Ernährungswirtschaft entwickelt. Diese ist durch heterogene Strukturen und eine Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen geprägt, welche die Basis dieses bedeutenden Wirtschaftszweiges bilden. Die LI Food unterstützt und fördert mit unterschiedlichen Maßnahmen Unternehmen und treibt zielgerichtete Innovationen in der Ernährungswirtschaft voran. Die LI Food hat ihre Geschäftsstelle bei der DIL Technologie GmbH.

    Über die DECHEMA
    Die DECHEMA ist das kompetente Netzwerk für chemische Technik und Biotechnologie in Deutschland. Sie vertritt als gemeinnützige Fachgesellschaft diese Gebiete in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Seit 1926 fördert die DECHEMA den technisch-wissenschaftlichen Austausch, um wissenschaftliche Erkenntnisse in die wirtschaftliche Anwendung zu übertragen. Die Erfahrungen und Expertise aus zahlreichen F&E&I-Projekten bündelt die unabhängige Fachgesellschaft unter dem Dach von „DECHEMA Analysis + Consulting“. Das Produktportfolio von DECHEMA A+C – so die Kurzform – reicht von der Technologiebewertung über die Marktanalyse bis zur Lebenszyklusanalyse. Die Expert:innen der unabhängigen Fachgesellschaft stehen ihren Kund:innen aus Wissenschaft und Industrie auch im Rahmen von DECHEMA A+C als (technologie-)neutrale Gesprächspartner:innen auf Augenhöhe mit tiefem Methoden- und Branchenwissen zur Verfügung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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