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15.11.2023 12:56

Ein Fünftel der Tiere und Pflanzen in Europa bedroht

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Umweltplanerin Melanie Bilz erklärt im Interview die Hintergründe zu den alarmierenden Zahlen einer kürzlich u.a. von ihr veröffentlichten internationalen Studie. Lebensraumverlust durch Landwirtschaft, Bebauung und Umweltverschmutzung sind Hauptursachen für Artensterben in Europa.

    Eine kürzlich veröffentlichte internationale Studie, initiiert von TU-Alumna Dr. Melanie Bilz während ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit am Institut für Landschaftsplanung, zeigt alarmierende Trends beim Artensterben in Europa. Lebensraumverlust durch Landwirtschaft, Bebauung und Umweltverschmutzung erweisen sich als Hauptursachen für den bedrohlichen Rückgang der biologischen Vielfalt in der Region.

    Die Studie analysierte 14.669 Arten in Europa. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Ein Fünftel der Tiere und Pflanzen in Europa ist bedroht, wobei das Aussterberisiko für Pflanzen (27 %) und Wirbellose (24 %) höher ist als für Wirbeltiere (18 %).

    Hintergründe und Datengrundlage

    Dr. Melanie Bilz, Zweitautorin der Studie, erklärt die Hintergründe: „Die Europäische Union hat seit 2006 Rote Listen erstellen lassen, die eine breite Palette von Arten abdecken, darunter Säugetiere, Amphibien, Reptilien, Fische, Insekten und Pflanzen. Die umfassende Datenlage ermöglichte es uns, die Bedrohungslage für insgesamt 14.669 Arten zu bewerten." Die Basis dieser Daten wurden von hunderten Expert*innen aus verschiedenen Universitäten, Museen und Botanischen Gärten Europas zusammengetragen.

    Lesen Sie das ausführliche Interview mit Dr. Melanie Bilz zu den Hintergründen und Ergebnissen der Studie https://www.tu.berlin/go243313/

    Ein weiteres Ergebnis der Studie: Weltweit sind etwa zwei Millionen Arten gefährdet, doppelt so viele wie bisher angenommen. Dies liegt unter anderem an der vorsichtigen Schätzung des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) bezüglich Insektenarten. Dr. Bilz betont die Notwendigkeit, auch Data-Deficient-Arten, zu denen also noch keine Informationen vorliegen, in die Bewertung einzubeziehen, da diese höchstwahrscheinlich ebenfalls gefährdet sind.

    Ursachen und Verantwortung

    Die intensive wirtschaftliche Nutzung von Landflächen und Meeren wurde als größte Bedrohung und Ursache für das Artensterben identifiziert. Besonders betroffen sind Lebensräume in den Bergen, die viele endemische Arten beherbergen. Melanie Bilz unterstreicht die Verantwortung Europas für den Schutz der heimischen Arten, von denen knapp die Hälfte ausschließlich in Europa vorkommt.

    Maßnahmen und politische Forderungen

    Die Studie zeigt, dass gezielte Schutzmaßnahmen wie die Schaffung von Schutzgebieten und Überwachungsprogramme notwendig sind, um das Artensterben zu stoppen. Nur regelmäßige Evaluierungen können den Erfolg von Schutzmaßnahmen überprüfen. Melanie Bilz begrüßt die Initiative der Europäischen Union, bis Dezember 2024 etwa 10.000 der untersuchten Arten erneut zu evaluieren. Das Artensterben in Europa erfordere jedoch dringende Maßnahmen und eine verstärkte politische Berücksichtigung der biologischen Vielfalt als Grundlage menschlichen Lebens.

    Hoffnung und gesellschaftliches Engagement

    Trotz der besorgniserregenden Zahlen zeigte sich Melanie Bilz hoffnungsvoll angesichts des wachsenden Bewusstseins in der Gesellschaft. „Die Untersuchungen zum Insektensterben haben bereits zu einem Umdenken geführt. Jeder kann seinen Ressourcenverbrauch überdenken und damit indirekt den Druck auf Arten und Lebensräume reduzieren."

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:

    Dr. Melanie Bilz
    E-Mail: melanie.bilz@alumni.tu-berlin.de

    Informationen zur Studie:
    Hochkirch A, Bilz M, Ferreira CC, Danielczak A, Allen D, Nieto A, et al. (2023) A multi-taxon analysis of European Red Lists reveals major threats to biodiversity. PLoS ONE 18(11): e0293083.
    https://doi.org/10.1371/journal.pone.0293083


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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