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04.12.2023 09:39

Wadenstecher – ein noch selten wahrgenommenes Schadinsekt in der Schweinezucht

Mag. rer. nat. Nina Grötschl Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Fliegen, so glaubt man, gehören zum Stall wie der Mistkäfer zum Misthaufen. Aber: Der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) – auch bekannt als Stallfliege – ist ein blutsaugender Schädling. In Österreich richtete eine massive Überpopulation des blutsaugenden Insekts schwere Schäden bei den Tieren eines Schweinezuchtbetriebs an. Der Fall wurde nun von der Veterinärmedizinischen Universität Wien als Studie präsentiert. Die Veterinärmediziner:innen appellieren, das schädliche Insekt stärker in den Fokus zu nehmen, um die Gesundheit und das Tierwohl von Schweinen zu verbessern.

    Im Oktober 2021 kontaktierte der verantwortliche Tierarzt des österreichischen Schweinzuchtbetriebs die Schweineklinik der Vetmeduni. Er berichtete, dass zahlreiche trächtige Sauen blutige Krusten auf der gesamten Körperoberfläche und blutende Hautverletzungen aufwiesen. Dem vorangegangen war ein enormer Populationsschub von Fliegen, allerdings war weder der Landwirt noch der Tierarzt in der Lage deren Art zu bestimmen.

    33 von 55 Sauen waren von mittelschweren bis schweren Hautläsionen betroffen. Die Reproduktionsleistung nahm während der Zeit der massiven Überpopulation von Wadenstechern ab. Die trächtigen Sauen zeigten ein defensives Verhalten, resignierten zu einem bestimmten Zeitpunkt sogar und duldeten folglich von den Stallfliegen gestochen zu werden. Nach der Kontrolle der Fliegenpopulation verbesserte sich die Reproduktionsleistung und übertraf sogar die Leistung vor dem Befall durch die Wadenstecher.

    Risiko für Tierwohl und -gesundheit von Schweinen

    „Wadenstecher sind eine ernsthafte Gefahr für Schweine und sollten im Hinblick auf eine bessere Tiergesundheit und ein besseres Tierwohl im Auge behalten werden“, betont Studien-Erstautor Lukas Schwarz von der Schweineklinik der Vetmeduni. „Unruhe, Schmerzen durch den Biss, Stress, Blutverlust, verminderte Futteraufnahme und lokale Hautentzündungen nach dem Biss sind direkte Auswirkungen des Wadenstechers auf betroffene Tiere“, fasst Schwarz die direkten Gesundheitsfolgen zusammen.

    Kenntnisse über die Bestimmung von Stomoxys calcitrans und die frühzeitige Erkennung einer zunehmenden Wadenstecherpopulation in Schweinehaltungssystemen, gefolgt von geeigneten Maßnahmen zur Insektenbekämpfung, sind laut den Wissenschafter:innen erforderlich, um die durch dieses schädliche Insekt verursachten Verluste zu verringern.

    Auch andere Säugetiere, Vögel und der Mensch sind direkt betroffen

    Der Wadenstecher kommt in schweinehaltenden Ländern weltweit vor, seine Rolle in der Schweineproduktion ist allerdings bislang nur unzureichend untersucht. Demgegenüber sind die Auswirkungen bei Rindern gut dokumentiert. Die Biologie des Wadenstechers unterscheidet sich trotz der großen äußeren Ähnlichkeit deutlich von der Stubenfliege und die Eiablage ist an verrottendes organisches Material gebunden.

    Zudem ist der Wadenstecher ein möglicher Vektor für eine Reihe von Krankheitserregern, die durch den Stich übertragen werden können. Unmittelbar davon betroffen ist auch der Mensch, denn der Wadenstecher nimmt seine Blutmahlzeit von ihm genau wie von anderen Säugetieren oder Vögeln.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr.med.vet. Lukas Schwarz
    Universitätsklinik für Schweine
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
    Lukas.Schwarz@Vetmeduni.ac.at


    Originalpublikation:

    Der Artikel „Bleeding skin lesions in gestating sows of a piglet producing farm in Austria“ von Lukas Schwarz, Flora Hamar, Tanja Bernreiter-Hofer, Igor Loncaric, Mirjam Arnold, Thomas Voglmayr und Andrea Ladinig wurde in „Porcine Health Management“ veröffentlicht.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37964382/#:~:text=While%20in%20cattle%20the%20im...


    Weitere Informationen:

    https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/infoservice/presseinformationen/pressei...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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