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29.06.2004 10:24

"Sprache ist ein berechenbarer Prozess"

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Neu an der Universität Jena: der Computerlinguist Prof. Dr. Udo Hahn

    Jena (29.06.04) Welche Hoffnung für zeitgeplagte Menschen: Man muss nicht mehr selber alle Testberichte lesen, um den besten Drucker o. ä. auszusuchen, sondern der Computer fasst die Resultate aus zahlreichen Artikeln automatisch zusammen. Noch Zukunftsmusik, "aber keine Träumerei", ist sich Prof. Dr. Udo Hahn (50) sicher. Daran, dass Rechner dies in absehbarer Zeit leisten können, forscht er jetzt an der Universität Jena. Hahn hat gerade den Ruf auf den Lehrstuhl für Angewandte Germanistische Sprachwissenschaft / Computerlinguistik angenommen und baut hier die Computerlinguistik (CL) neu auf - inklusive eines eigenen Studiengangs.

    "Sprache ist ein berechenbarer Prozess", beschreibt der gebürtige Fuldaer die Grundannahme des Fachs, die er im Überschneidungsbereich des automatischen Sprachverstehens und der Künstlichen Intelligenz testet. So entwickelt er Programme, die in vorliegenden Texten nicht nur wichtige Informationen finden, sondern sie später auch selbstständig zusammenfassen können. "In der Biologie forschen viele Gruppen an denselben Proteinen, ohne voneinander zu wissen, weil gleiche Proteine in verschiedenen Labors wegen unterschiedlicher Benennungskonventionen verschiedene Namen bekommen haben", nennt Hahn ein Beispiel. Seine Arbeitsgruppe entwickelt nun ein Programm, das Publikationen durchforstet, um Arbeiten über solche Proteine zu finden, inhaltlich auszuwerten und so doppelte biologische Forschung zu vermeiden.

    "Das Problem besteht darin, aus gleichen Eigenschaften des Proteins auf Identität oder nahe Verwandtschaft zu schließen", erläutert Hahn. Doch er ist optimistisch, dass sein Team das Problem löst - und mit dem Ergebnis eine eigene Firma gründet. Denn Existenzgründer unterstützt er und mit Spin-Offs hat er bereits Erfahrung. Drei seiner Doktoranden gründeten vor sechs Jahren eine Software-Firma in Freiburg, die bis heute ca. 20 Personen beschäftigt. In seiner großen Forschergruppe an der Universität Freiburg ist bereits ein medizinisches Dokumentenfindungssystem für deutsche, englische, portugiesische und spanische Texte entwickelt worden, dessen Vermarktung mit einer eigenen Firma er und seine Mitarbeiter derzeit vorantreiben.

    Sein Interesse an medizinischen Fragestellungen zeigt sich auch am Beispiel des automatischen Aufbaus von Landeskrebsregistern aus umfangreichen Patientenakten, einem sprachtechnologischen Projekt, dem momentan sein besonderes Augenmerk gilt. Prof. Hahn ist ein Pionier der Computerlinguistik. Als Student konnte er Allgemeine Sprachwissenschaft in Mainz und Informatik in Darmstadt nur getrennt studieren, da es CL als Studiengang noch nicht gab. Er verband die Fächer dann, woraus 1987 in Konstanz seine Promotion über lexikalisch verteilte automatische Textanalyse erwuchs. Nach drei Jahren an einem Datenbanklehrstuhl in Passau wechselte er 1990 als Professor für Linguistische Informatik an die Uni Freiburg. Den Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität hat er angenommen wegen der exzellenten Ausstattung seines neuen Lehrstuhls, wegen des offenen, interdisziplinären Klimas in Jena sowie des sehr guten Rufes und der spürbaren Dynamik im Umfeld der Jenaer Universität.

    Hier will er nun die Computerlinguistik aufbauen und vernetzen. "Ihr Studium lohnt, denn die Zukunftsaussichten für Absolventen sind durchweg positiv", bemerkt er. Aber er warnt gleichzeitig: "Das Fach ist hart", denn "ein bisschen Programmieren lernen, reicht für Computerlinguisten nicht aus". So hofft Hahn auf motivierte und leistungsfähige Studenten, um sein Jenaer Team aufzufüllen und es im bundesdeutschen CL-Ranking unter insgesamt 36 CL-Instituten mindestens wieder auf Rang 4 zu führen - den hatte er mit seiner Gruppe in Freiburg inne gehabt. Er selbst rangiert in dieser aktuellen Rankingstudie unter knapp 270 bundesdeutschen CL-Wissenschaftlern auf Rang 2.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Udo Hahn
    Institut für Germanistische Sprachwissenschaft der Universität Jena
    Fürstengraben 30, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944320 oder 0761 / 2033255
    E-Mail: hahn@coling.uni-freiburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.coling.uni-freiburg.de/~hahn/hahn.html


    Bilder

    Prof. Dr. Udo Hahn (Foto: Uni-Jena)
    Prof. Dr. Udo Hahn (Foto: Uni-Jena)

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Sprache / Literatur
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Udo Hahn (Foto: Uni-Jena)


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