idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.12.2023 08:33

Durchbruch für die Untersuchung von Flüssigkeiten durch KI an der Universität Bayreuth

Anja-Maria Meister Pressestelle
Universität Bayreuth

    Bayreuther Wissenschaftler*innen entwickeln eine neue Methode für die Untersuchung von flüssiger und weicher Materie mittels Künstlicher Intelligenz. In einer jetzt im renommierten Magazin „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlichten Studie öffnen sie mit der "Neuronalen Funktionaltheorie" ein neues Kapitel der Dichtefunktionaltheorie.

    Wir leben in einer hochtechnologisierten Welt, in der Grundlagenforschung Motor von Innovation ist, in einem dichten und komplexen Gefüge von Zusammenhängen und Abhängigkeiten. Dies publizierte Forschung stellt neue Methoden zur Verfügung, die großen Einfluss haben können auf weit verbreitete Simulationstechniken, so dass man komplexe Substanzen am Computer schneller, genauer und weitreichender untersuchen kann. Dies könnte perspektivisch Einfluss auf Produkt- und Prozessgestaltung haben. Dass sich die Struktur von Flüssigkeiten nun so vorzüglich repräsentieren lässt durch die neu formulierten neuronalen mathematischen Beziehungen, ist ein großer Durchbruch, der eine Bandbreite von Möglichkeiten zur Gewinnung von tiefen physikalischen Einsichten eröffnet.

    „In der Studie zeigen wir modellhaft, wie künstliche Intelligenz verwendet werden kann, um fundamentale Theoretische Physik zu betreiben. Betrachtet und behandelt wird dabei das Verhalten von Flüssigkeiten und weiteren komplexen Systemen der weichen Materie“, sagt Prof. Dr. Matthias Schmidt, Inhaber des Lehrstuhls Theoretische Physik II an der Universität Bayreuth, und erläutert: „Wir haben ein fortgeschrittenes wissenschaftliches Verfahren zur Untersuchung von Materie auf atomarer und (makro)molekularer Ebene entwickelt, wobei maschinelles Lernen und mathematische Methoden kombiniert werden, um komplexe physikalische Eigenschaften zu berechnen.“

    Die Bayreuther Forscher*innen präsentieren ein Hybridschema, basierend auf klassischer Dichtefunktionaltheorie und maschinellem Lernen, zur Bestimmung der Gleichgewichtsstruktur und der Thermodynamik von verschiedenartig zusammengesetzten Fluiden. Schmidt berichtet: „Wir demonstrieren die Verwendung von neuronalen Netzwerken in der selbstkonsistenten Berechnung von Dichteprofilen. Die Qualität der Ergebnisse übertrifft den State-of-the-art der Fundamental-Measure-Dichtefunktionaltheorie. Die Resultate etablieren das maschinelle Lernen von Funktionalen als ein effizientes Werkzeug zur multiskaligen Beschreibung von weicher Materie.“ So werden fundamentale Einsichten in die Struktur von Materie gewonnen. Hierbei kann der Typ von Materie alltäglich sein kann, aber auch die Grundlage von technologischen Prozessen und kommerziellen Produkten bilden. „Diese schlagkräftige Kombination von im Grunde einfachen Basistechniken hat ein neues Kapitel der Dichtefunktionaltheorie aufgeschlagen“, sagt Schmidt, „denn die durch Simulationsdaten trainierten Netzwerke sind genauer als die gegenwärtig ‚von Hand‘, also mit Papier und Bleistift entworfenen theoretischen Näherungen.“

    Schmidt betont: „Neben der Bedeutung für das engere Fachgebiet von Statistischer Mechanik von weicher Materie wirft unsere Methode meines Erachtens auch grundlegende Fragen zum menschlichen Selbstverständnis unserer intellektuellen Tätigkeit auf. Für mich selbst gibt unsere Studie viel Hoffnung auf eine positive Entwicklung und dass die Künstliche Intelligenz uns eben gerade nicht ersetzt, sondern eher auf für mich sehr überraschende Weise erweitert.“

    Die Studie wurde im Rahmen eines DFG-Projekts gefördert.

    Die Forscher*innen der Universität Bayreuth stellen zur PNAS-Publikation auch breiter zugängliches Tutorial-Material zur Verfügung. Dies beinhaltet einen weiteren einführenden Artikel („Why neural functionals suit statistical mechanics“ von Florian Sammüller, Sophie Hermann and Matthias Schmidt, sowie online verfügbaren Programmiercode, mit dem Interessierte selbst ausprobieren und auch arbeiten können.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Matthias Schmidt
    Inhaber des Lehrstuhls Theoretische Physik II
    Universität Bayreuth
    Tel.: +49 (0) 921 55-3313
    E-Mail: matthias.schmidt@uni-bayreuth.de


    Originalpublikation:

    Neural functional theory for inhomogeneous fluids: Fundamentals and applications
    Florian Sammüller, Sophie Hermann, Daniel de las Heras, and Matthias Schmidt,
    Proc. Nat. Acad. Sci. 120, e2312484120 (2023).
    https://doi.org/10.1073/pnas.2312484120

    Why neural functionals suit statistical mechanics
    Florian Sammüller, Sophie Hermann, and Matthias Schmidt, arXiv:2312.04681
    https://doi.org/10.48550/arXiv.2312.04681

    Neural functional theory for inhomogeneous fluids - Tutorial
    Florian Sammüller,
    https://github.com/sfalmo/NeuralDFT-Tutorial


    Bilder

    Die Forscher*innen v.l.n.r.: Prof. Dr. Matthias Schmidt, Sabrina Süss, Florian Sammüller, M.Sc., Prof. Dr. Daniel de las Heras, Dr. Sophie Hermann.
    Die Forscher*innen v.l.n.r.: Prof. Dr. Matthias Schmidt, Sabrina Süss, Florian Sammüller, M.Sc., Pro ...
    UBT
    UBT

    Die Illustration zeigt den Workflow der Neurofunktionalen Theorie, beginnend von der Datengewinnung durch Teilchen-basierte Computersimulationen.
    Die Illustration zeigt den Workflow der Neurofunktionalen Theorie, beginnend von der Datengewinnung ...
    UBT
    UBT


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Chemie, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Die Forscher*innen v.l.n.r.: Prof. Dr. Matthias Schmidt, Sabrina Süss, Florian Sammüller, M.Sc., Prof. Dr. Daniel de las Heras, Dr. Sophie Hermann.


    Zum Download

    x

    Die Illustration zeigt den Workflow der Neurofunktionalen Theorie, beginnend von der Datengewinnung durch Teilchen-basierte Computersimulationen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).