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14.12.2023 15:55

Mehr Austausch im Mittelmeerraum: Internationales Forschungsteam bereitet neues Jugendwerk vor

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Kooperation und Begegnung statt Abschottung und Vorurteil: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachdisziplinen bereiten ein transmediterranes Jugendwerk vor, um die Jugend des Mittelmeerraums zusammenzubringen. Eine Méditerranée als öffentlicher Raum, der vernetzt, statt zu spalten, ist die Vision des trinationalen Forschungsprojekts, bei dem die Universität des Saarlandes mit Universitäten und Kulturinstitutionen in Tunis, Aix-en-Provence und Marseille zusammenarbeitet. Hierfür suchen die Partner nach neuen Konzepten der Kultur- und Jugendpolitik. Das Deutsch-Französische Jugendwerk fördert das Vorhaben mit rund 250.000 Euro.

    Seit jeher ist der Mittelmeerraum Treffpunkt der Kulturen dreier Kontinente. „Heute ist er insbesondere als Konflikt- und Gefahrenzone im Bewusstsein Europas und in seinen Politiken gegenwärtig“, erklärt Markus Messling, Professor für Romanische und Allgemeine Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. „Soziale Ungleichheit und gesellschaftliche Umbrüche, Umweltfragen und Migrationsprozesse sind nur einige der zahlreichen Krisen, welche die Gesellschaften der Méditerranée herausfordern – ein Raum, in dem die Europäische Union und die Staaten des Maghreb durch eine gemeinsame Kolonialgeschichte verbunden sind“, sagt der Saarbrücker Komparatist und Kulturwissenschaftler. Zahllose Menschen sterben bei ihrem Versuch, nach Europa zu gelangen. Tausende von ihnen ertrinken im Mittelmeer. Populisten schüren Ängste und Vorurteile und säen auf diesem Nährboden Hass und neue Gewalt.

    Auf Zusammenarbeit, gemeinsamen Austausch und gegenseitiges Verstehen setzt dagegen ein Projekt, das Professor Messling gemeinsam mit Dr. Franck Hofmann (ebenfalls Universität des Saarlandes) leitet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Aix-Marseille, La Manouba, Mahmoud el Materi (Tunis) und des Saarlandes sowie des Centre Franco-Allemand de Provence wollen die Jugend Europas und der Länder des südlichen Mittelmeerraums zusammenbringen. „Penser la Méditerranée ensemble (Den Mittelmeerraum gemeinsam denken) – transmediterrane Jugendpolitik“ so der Titel ihres Vorhabens. „Wir wollen das von Demarkationslinien und Konflikten durchzogene Mittelmeer als einen öffentlichen Raum konzipieren. Gemeinsam wollen wir hierfür die Méditerranée als einen Beziehungs- und Zirkulationsraum in den Blick nehmen“, erklärt Markus Messling, der auch das 2024 an der Universität des Saarlandes startende Käte Hamburger Kolleg leiten wird: Die Forschungseinrichtung wird sich kulturellen Praktiken der Reparation widmen.

    Renommierte Forscherinnen und Forscher aus Tunesien, Frankreich und Deutschland arbeiten im Méditerranée-Projekt fächerübergreifend mit wissenschaftlichem Nachwuchs und Studierenden zusammen. „Vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte und Identitätspolitiken ist es unser Ziel, konzeptuell und politisch die Gründung eines transmediterranen Jugendwerks vorzubereiten“, erläutert der Saarbrücker Komparatist und Kulturwissenschaftler Dr. Franck Hofmann, der mit Professor Messling die Forschungskooperation zwischen Aix-en-Provence, Marseille, Tunis und Saarbrücken initiierte.

    Vorausgegangen war das Projekt „Transmed! Denken der Méditerranée und europäisches Bewusstsein“: Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutierten auf Tagungen in Paris, Marseille, Neapel, Lissabon, Tunis, Istanbul und Athen die Krisen in der Méditerranée als europäische Krisen und suchten nach kultur- und gesellschaftstheoretischen Antworten auf die Herausforderungen. Notwendig erschien ihnen insbesondere auch eine neue Politik für die Jugend. In einem offenen Brief hatte sich die Forschungsgruppe bereits 2013 an die Politik gewandt und ein transmediterranes Jugendwerk vorgeschlagen. Im Folgeprojekt haben die Forscherinnen und Forscher nun den Auftrag, dieses Jugendwerk von Grund auf aufzubauen, es quasi zu erfinden.

    Hierzu ergründen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun, was es bedeutet, die Mittelmeerregion aus kulturtheoretischer, literarischer, künstlerischer, filmischer, historischer, politischer, soziologischer, philosophischer Perspektive gemeinsam neu zu denken. Sie beleuchten Voraussetzungen und Hindernisse und gehen der Frage nach, welche institutionellen und sozialen Architekturen für den Jugendaustausch notwendig und welche Programme sinnvoll sind. „Die Aufgabe der Forschungsgruppe besteht darin, programmatische und strukturelle Vorschläge zu erarbeiten, auf deren Grundlage im Mittelmeerraum Bildungskooperationen und Jugendaustausch auf Augenhöhe politisch realisiert werden können“, erläutert Azyza Deiab, wissenschaftliche Koordinatorin des Projekts am Lehrstuhl von Professor Messling. „Daher wollen wir erneut auch mit politischen Akteurinnen und Akteuren aus dem Bildungsbereich und der auswärtigen Kulturpolitik in Kontakt treten“, sagt die Romanistin. Im Rahmen des Projekts sind auch Konferenzen und Workshops geplant.

    In Tunis fand im April 2023 bereits eine erste Konferenz statt. Neben einem Podiumsgespräch zum Thema „La Méditerranée partagée : défis et opportunités pour un avenir commun“ („Der geteilte Mittelmeerraum: Herausforderungen und Chancen für eine gemeinsame Zukunft“) und einer öffentlichen Vorführung und Diskussion des Films „El Medestansi“/„Le disqualifié“ wurden auch politische Gespräche mit Vertretern des tunesischen Ministeriums für Jugend und Sport geführt. 2024 soll auch ein Treffen der Forschungsgruppe in Marseille stattfinden.

    Die Webseite des Projekts https://www.transmed-projekt.org soll eine Plattform für den Austausch bieten, auch für Interessierte, die mitwirken wollen: Forscherinnen, Forscher und Studierende aller Fächer können sich hier mit ihren Bezügen und Perspektiven zur Méditerranée auseinandersetzen und die aus ihrer Sicht drängenden Fragen, Lebensbedingungen und gesellschaftspolitischen Debatten in ihren jeweiligen Ländern thematisieren. Als Grundlage dieser Arbeit dienen die drei bisher ausgewählten Themenfelder „Grenzen und Zirkulation“, „Differenzen und Anerkennung“, „Lebensgrundlagen und Nachhaltigkeit“.


    Das Projekt wird von der Forschungsabteilung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) zunächst für drei Jahre mit rund 250.000 Euro gefördert.

    Eine arabische, englische und französische Version dieser Pressemitteilung finden Sie unter folgendem Link: https://www.uni-saarland.de/aktuell/transmediterranes-jugendwerk-29533.html


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Wissenschaftliche Leitung: Dr. Franck Hofmann und Professor Dr. Markus Messling
    E-Mail: frank.hofmann@uni-saarland.de; markus.messling@uni-saarland.de

    Fragen beantwortet:
    Azyza Deiab (Wissenschaftliche Koordinatorin):
    Tel.: +49 (0)681 302-64006; E-Mail: azyza.deiab@uni-saarland.de


    Weitere Informationen:

    https://www.transmed-projekt.org
    https://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/messling/forschung-aktivitaeten/penser-la-...


    Bilder

    Markus Messling, Professor für Romanische und Allgemeine Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes.
    Markus Messling, Professor für Romanische und Allgemeine Literatur- und Kulturwissenschaft an der Un ...

    Universität des Saarlandes

    In Tunis fand im April 2023 bereits eine erste Konferenz im Rahmen des Projektes statt.
    In Tunis fand im April 2023 bereits eine erste Konferenz im Rahmen des Projektes statt.

    Universität des Saarlandes


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Markus Messling, Professor für Romanische und Allgemeine Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes.


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    In Tunis fand im April 2023 bereits eine erste Konferenz im Rahmen des Projektes statt.


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