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18.12.2023 08:00

Landwirtschaft 4.0: Deutsche wollen mehr Nachhaltigkeit im Einkaufskorb

Florian Klebs Pressearbeit, interne Kommunikation und Social Media
Universität Hohenheim

    Verbraucher:innen würden für Milchprodukte mehr zahlen, die pestizidfrei, aber mit Mineraldünger produziert wurden – so eine Studie der Uni Hohenheim

    Gut ein Fünftel der Deutschen würden Lebensmittel kaufen, die ohne chemischen Pflanzenschutz, aber mit gezieltem Mineraldüngereinsatz hergestellt wurden. Und: Sie wären bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen. Das haben Wissenschaftlerinnen der Universität Hohenheim in Stuttgart am Beispiel von Milch und Milchprodukten untersucht. Denn die Vermarktungsfähigkeit der aus dem sogenannten NOcsPS-Anbausystem resultierenden Lebensmittel ist eine Voraussetzung für dessen Etablierung.

    Es könnte das Agrarsystem der Zukunft werden: Ein Anbausystem, das keinen chemisch-synthetischen Pflanzenschutz zulässt, gleichzeitig aber gezielten Mineraldüngereinsatz ermöglicht. Es vereint Vorteile der konventionellen und der ökologischen Landwirtschaft und reduziert deren jeweiligen Nachteile. Ein solches Anbausystems zu entwickeln ist Ziel des Forschungsvorhabens „LaNdwirtschaft 4.0 Ohne chemisch‐synthetischen PflanzenSchutz“ (NOcsPS, Aussprache: nʌps) an der Universität Hohenheim.

    Doch damit ein solches System zwischen konventionell und ökologisch sich etablieren kann, muss eine Voraussetzung gegeben sein: „NOcsPS-Produkte können sich langfristig nur am Markt durchsetzen, wenn eine Verbraucherakzeptanz und auch eine Mehrzahlungsbereitschaft vorhanden sind“, erklärt Marie-Catherine Wendt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Verbraucherverhalten in der Bioökonomie. Sie hat in einer repräsentativen Online-Befragung von 1.010 Personen die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher:innen für NOcsPS-Produkte ermittelt und die Größe sowie Charakteristika einer potenziellen Zielgruppe in Deutschland analysiert.

    Vor allem Frauen und Ältere würden NOcsPS-Produkte kaufen…

    Die Studienergebnisse zeigen: Etwa 23 Prozent der deutschen Bevölkerung können den „Zukünftigen Konsument:innen“ zugeordnet werden. Dieses Verbrauchersegment zeichnet sich durch eine grundlegende Ablehnung gegenüber dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Lebensmittelproduktion aus.

    „Weiterhin finden wir hier einen höheren Anteil weiblicher und älterer Konsument:innen“, erläutert Wendt. Außerdem zeige diese Gruppe ein ausgeprägtes Bewusstsein für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln sowie möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit.

    …und dafür mehr Geld ausgeben

    Die Verbraucher:innen wären laut der Studie auch bereit, für NOcsPS-Lebensmittel mehr zu bezahlen, hält Wendt fest: „Im Durchschnitt würden sie für NOcsPS-Milch 31 Prozent, für NOcsPS-Käse 23 Prozent und für NOcsPS-Butter 24 Prozent mehr ausgeben als für konventionelle Vergleichsprodukte.“

    „Entscheidungsträger:innen in der Agrar- und Ernährungsindustrie können unsere Erkenntnisse nutzen“, ergänzt Jun.-Prof. Dr. Ramona Weinrich, Leiterin des Fachgebietes Verbraucherverhalten in der Bioökonomie. „Sie sollten eine verständliche Kennzeichnung von Produkten entwickeln und sicherstellen, dass diese Produkte in der Gesellschaft glaubwürdig sind.“

    HINTERGRUND: Verbundprojekt „LaNdwirtschaft 4.0 Ohne chemisch‐synthetischen PflanzenSchutz“ (NOcsPS)

    Das Projekt „Hypothetische Zahlungsbereitschaftsanalyse und Zielgruppenanalyse für Milch- und Milchprodukte hergestellt ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz“ mit der Studie „Consumer Segmentation for Pesticide-free Food Products” startete 2022. Es ist ein Ergänzungsprojekt zum Verbundprojekt NOcsPS.

    Der Startschuss für NOcsPS fiel im Juni 2019, es läuft bis November 2024. An den verschiedenen Aspekten der Entwicklung des NOcsPS-Anbausystems arbeiten insgesamt 28 Verbundprojekte. Das Themenspektrum ist breit: Von der Produktion im Rahmen von System-, Exakt- und on-farm Versuchen auf Parzellen-, Feld-, Betriebs- und Landschaftsebene über die ökologische, ökonomische sowie soziale Bewertung bis hin zur Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft entlang der Wertschöpfungskette.

    Die Universität Hohenheim koordiniert das Projekt. Weitere Projektpartner sind das Julius-Kühn-Institut (JKI) und die Georg-August-Universität Göttingen. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderprogramm „Agrarsysteme der Zukunft“ mit knapp 5,3 Mio. Euro, davon rund 4,5 Mio. Euro für die Universität Hohenheim. Die Verbundkoordination liegt in der Hand von Prof. Dr. Enno Bahrs vom Fachgebiet Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim.

    - Studie „Consumer Segmentation for Pesticide-free Food Products in Germany”: https://doi.org/10.1016/j.spc.2023.10.005
    - Projekthomepage NOcsPS: https://nocsps.uni-hohenheim.de/
    - Pressemitteilung zum Auftakt von NOcsPS vom 18.6.2019: https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=43804

    Zu den Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
    http://www.uni-hohenheim.de/presse

    Text: Elsner


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Marie-Catherine Wendt, Universität Hohenheim, Fachgebiet Verbraucherverhalten in der Bioökonomie
    T +49 711 459 23503, E mariecatherine.wendt@uni-hohenheim.de

    Jun.-Prof. Dr. Ramona Weinrich, Universität Hohenheim, Fachgebiet Verbraucherverhalten in der Bioökonomie
    T +49 711 459 22876, E ramona.weinrich@uni-hohenheim.de


    Bilder

    NOcsPS-Produkte – also ohne Pflanzenschutzmittel, aber mit Mineraldünger hergestellte Lebensmittel – würden gut ein Fünftel der Deutschen kaufen. Und sie wären bereit, dafür mehr zu bezahlen.
    NOcsPS-Produkte – also ohne Pflanzenschutzmittel, aber mit Mineraldünger hergestellte Lebensmittel – ...
    Oskar Eyb
    Universiät Hohenheim


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    NOcsPS-Produkte – also ohne Pflanzenschutzmittel, aber mit Mineraldünger hergestellte Lebensmittel – würden gut ein Fünftel der Deutschen kaufen. Und sie wären bereit, dafür mehr zu bezahlen.


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