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19.12.2023 09:17

Laura Otto hat ländliche Lebens- und Wirtschaftsweisen im Blick

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Wie leben und arbeiten Menschen an Seen und Teichen in Bayern? Das ist ein Forschungsschwerpunkt der empirischen Kulturwissenschaftlerin Laura Otto. Sie baut die neue Juniorprofessur für Anthropologie des Ländlichen auf.

    In der Region Mittelfranken gibt es viele Karpfenzuchtbetriebe. Doch der Mensch hat tierische Konkurrenz in diesem Wirtschaftszweig: Kormorane gehen gerne an den üppig gefüllten Fischteichen auf die Jagd, und sie können in kurzer Zeit sehr viele Fische fressen. Dazu kommt, dass die Bestände dieser geschützten Vögel in den vergangenen Jahren zugenommen haben.

    Wie geht die Teichwirtschaft mit den Kormoranen um? Wie steht der Tier- und Umweltschutz dazu? Für Konfliktlinien wie diese interessiert sich die Kulturwissenschaftlerin Laura Otto. Sie hat die neu geschaffene Juniorprofessur für Anthropologie des Ländlichen an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg inne.
    Laura Otto wird in Würzburg unter anderem das Forschungsprojekt „AquaNaturenKulturen“ etablieren und sich dabei auf das Wirtschaften und Leben an und mit Stillgewässern in Bayern konzentrieren.

    Neben der Karpfenzucht in Franken nimmt die Forscherin auch die Seefischerei am Chiemsee in den Blick sowie Aquaponik-Anlagen rund um München und Algenzuchtfarmen, in denen Algen als Nahrungsmittel, für Kosmetikprodukte und andere Zwecke kultiviert werden. Stets geht es ihr bei dieser Arbeit um die Produktionspraktiken und Konfliktlinien, die sich vor dem Hintergrund zunehmender anthropogener Umweltveränderungen ergeben.

    Intensive Beziehungsarbeit mit kleinen Gruppen

    Wie die Wissenschaftlerin an ihre Forschungsthemen herangeht? „Mein Ansatz ist ethnografisch und bedeutet immer eine intensive Beziehungsarbeit mit den Forschungspartner:innen im Feld“, sagt sie.

    Wichtig dabei: das teilnehmende Beobachten. Laura Otto verbringt immer längere Zeit in der Umgebung, die sie erforscht und mit den dort lebenden Menschen – das können auch einmal mehrere Monate sein. Sie wird also beispielsweise vor Ort in einem fränkischen Karpfenzuchtbetrieb sein und dort auch tatkräftig mitarbeiten.

    Dieser Zugang ermöglicht ihr ein tiefes Verständnis dafür, wie der Mensch mit Tieren und Pflanzen wirtschaftet, welche Narrative und Gegennarrative das jeweilige Umfeld kennzeichnen. Laura Otto vervollständigt das gewonnene Bild durch Interviews mit Akteurinnen und Akteuren sowie durch Diskursanalysen – dabei untersucht sie, wie Medien die jeweiligen Themen bearbeiten und kommunizieren.

    Gewässer haben auch in der bisherigen Forschungsarbeit von Laura Otto eine tragende Rolle gespielt – womöglich liegt das daran, dass sie ein „Kind der Küste“ ist. Sie wurde 1989 in Bremen geboren und hat in ihrer Heimatstadt Kulturwissenschaft mit Fokus auf Ethnologie studiert; auch ihre Doktorarbeit schloss sie 2020 an der Universität Bremen ab. Internationale Erfahrungen sammelte sie bei Studien- und Forschungsaufenthalten auf Malta, Barbados, in den USA und anderen Ländern.

    Experimentelle Beigaben zur klassischen Lehre

    Die JMU-Studierenden des Faches Europäische Ethnologie / Empirische Kulturwissenschaft können auf die Lehrveranstaltungen von Laura Otto gespannt sein. „Ich mag es, experimentelle Projekte in die Lehre einzubauen“, sagt die neue Professorin. Und sie hat den Eindruck, dass die Würzburger Studierenden gerne dabei mitmachen.

    In ihrem Seminar zu Grundbegriffen der Europäischen Ethnologie können sich die Studierenden zum Beispiel daran versuchen, in Zweierteams einige dieser Grundbegriffe wie „Gender“ oder „Identität“ in kurzen Videos zu erläutern. Die Herausforderung dabei: Die Begriffe sollen beim gemeinsamen Kochen anschaulich anhand des Kochvorgangs erklärt werden: „Ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse!“

    DFG-Projekt über Algenplage an der Küste Mexikos

    Von Bremen wechselte Laura Otto als Postdoc nach Frankfurt, ans Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Goethe Universität. Dort leitete sie ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt, das sie nun nach Würzburg mitbringt: „Making Algae (In-)Visible: Tourism, Responsibility and Governance along the Caribbean Coast of Mexico“.

    Dabei geht es um die Herausforderungen, die eine Algenplage an der mexikanischen Karibikküste mit sich bringt. „Transformationsprozesse an Küsten sind ein Thema, das mich schon lange sehr interessiert“, sagt die Forscherin. Das Projekt läuft noch bis 2025; die Würzburger Studierenden können zum Beispiel in Form von Abschlussarbeiten mitforschen.

    Weitere Schwerpunkte der Juniorprofessur

    Die Juniorprofessur „Anthropologie des Ländlichen“ ist in Deutschland einzigartig. Sie wurde zum Wintersemester 2023/24 am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Empirische Kulturwissenschaft der JMU eingerichtet. Die Forschungsschwerpunkte der Stelleninhaberin liegen auf den Bereichen Klimawandel, Mensch-Natur-Beziehungen, Multi-Spezies-Studien, Kommodifizierung von Natur und Regulierungspraktiken von Gewässern.

    Laura Otto erforscht „Ländlichkeiten“ der Gegenwart aus kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Dabei eröffnen sich viele Anknüpfungspunkte für interdisziplinäre Dialoge mit benachbarten Fächern, etwa mit der Geografie, den Literatur- und Geschichtswissenschaften, der Soziologie, den Agrar-, Forst- und weiteren Naturwissenschaften.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Laura Otto, Juniorprofessur für Anthropologie des Ländlichen, Universität Würzburg, T +49 931 31-88071, laura.otto@uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Prof. Dr. Laura Otto
    Prof. Dr. Laura Otto
    Sandra Eckart
    Universität Würzburg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Laura Otto


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