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19.12.2023 10:18

Sogenannte „Wiener Typen“

Nikolett Kertész-Schenk Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Naturhistorisches Museum Wien

    Was haben vier Tausendfüßer, zwei Heuschrecken, drei Parasiten-Arten, eine Gans und zwölf Fische gemeinsam? Sie sind vermutlich alle Typusexemplare aus Wien!
    Die Klassifikation biologischer Arten ist die Grundlage für das Verständnis von Biodiversität. Zu wissen, welche Arten von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen man vor sich hat, ist für viele Forschungsbereiche unerlässlich.

    Nur was man kennt, kann man schützen

    Taxonom*innen im Naturhistorischen Museum Wien beschäftigen sich mit der Klassifizierung und Benennung von Organismen.
    Ihr Ziel ist es, die Vielfalt des Lebens zu ordnen und zu strukturieren. Dabei werden Organismen in Gruppen oder Kategorien geordnet, die auf gemeinsamen Merkmalen und natürlicher Verwandtschaft basieren. Diese Gruppierung kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen, angefangen bei sehr basalen Kategorien wie dem Tierreich bis hin zu spezifischen Gruppen wie einer bestimmten Gattung oder Art.

    Egal ob Insekten, Vögel oder Säugetier, es muss ein Exemplar geben, anhand dessen eine Art identifiziert und von anderen Arten oder Unterarten unterschieden werden kann. Die Beschreibung von Arten ist angesichts der aktuellen Zerstörung von Ökosystemen und dem damit verbundenen Artensterben besonders wichtig.

    Die Beschreibung basiert dabei auf einem oder mehreren Individuen, die an einem bestimmten Ort gesammelt wurden (Typenlokalität). Im NHM Wien wurden naturgemäß auch eine ganze Reihe von Arten erstmals beschrieben, die in Wien gefunden wurden.

    Da das Naturhistorische Museum Wien kein reines Ausstellungsmuseum, sondern auch ein Forschungsmuseum mit Schwerpunkt Taxonomie ist, wird hier eine besonders große Anzahl von sogenannten Typusexemplaren aufbewahrt. Diese für die Wissenschaft wertvollen Objekte sind die Referenzexemplare für die Beschreibung einer Art oder einer Gattung und sind in den Sammlungen mit einer roten Banderole oder roten Schildern gekennzeichnet. Die Typen werden für gewöhnlich nicht ausgestellt, sondern ausschließlich für die wissenschaftliche Arbeit verwendet. Typen müssen als physische Exemplare in den Forschungsstätten vorhanden und öffentlich zugänglich sein, denn wenn Forscher*innen irgendwo z.B. Käfer aufsammeln, die nicht eingeordnet werden können, helfen die Taxonom*innen in naturkundlichen Museen weiter und können sagen, um welche Art es sich handelt. Wissen sie es nicht und ergibt auch eine Literaturrecherche keinen Hinweis, dann handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine neue Art, die neu beschrieben und benannt werden muss.


    In der Regel werden Arten nach ihrem Aussehen und ihren äußeren Merkmalen beschrieben. In den letzten Jahren ist der innovativere Ansatz, Arten auch durch genetische Daten zu bestimmen. Mit ABOL (Austrian Barcoding of Life) gibt es eine Forschungsinitiative am NHM Wien, die als langfristiges Ziel die Erstellung von DNA-Barcodes aller Tier-, Pflanzen- und Pilz-Arten Österreichs hat.

    DNA-Analysen sind bei den Wiener Typusexemplaren, also Typen, die im NHM Wien gefunden wurden oft schwierig, da es sich um historische Belege handelt. Für die Untersuchung des alten Materials sind spezielle Methoden und viel Erfahrung im Umgang mit dem oft schlecht erhaltenen Gewebe erforderlich.
    Es kommt häufig vor, dass bei ähnlichen Arten die äußeren Merkmale allein keine sichere Aussage zulassen, um welche Art es sich handelt. In diesen Fällen sind genetische Untersuchungen von großer Bedeutung, um diese sogenannten „kryptischen“ Arten voneinander zu trennen.

    Ein von der Hochschuljubiläumstiftung der Stadt Wien gefördertes Projekt unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Anja Palandačić, Sammlungsmanagerin der Fischsammlung des NHM Wien, soll nun für eine Reihe von Typen aus Wien durch neue Analysen eine fundierte Absicherung des Artenstatus bringen, oder auch die eine oder andere Überraschung!


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Priv.-Doz. Dr. Anja Palandačić


    Bilder

    Typusexemplare im NHM Wien
    Typusexemplare im NHM Wien
    © NHM Wien, C. Potter
    © NHM Wien, C. Potter


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Typusexemplare im NHM Wien


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