BVL-Auswertung für 2022: Deutliche Unterschiede bei den Kulturen
Lebensmittel in Deutschland sind nur wenig mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet. Die Untersuchungsergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung aus dem Jahr 2022 bestätigen die Daten der Vorjahre. Der Blick auf einzelne Kulturen und die Herkunft der Produkte fällt jedoch unter-schiedlich aus. Erzeugnisse aus Deutschland und anderen EU-Staaten sind deutlich geringer belastet als solche aus Nicht-EU-Staaten. Dies geht aus der vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmit-telsicherheit (BVL) veröffentlichten „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2022“ hervor.
Dem Bericht liegen mehr als 8,3 Millionen Analyseergebnisse aus 21.601 Lebensmittelproben der amtli-chen Lebensmittelüberwachung des Jahres 2022 zugrunde. Bei den überwiegend risikoorientiert durchge-führten Kontrollen wurde auf 1.067 Stoffe untersucht.
Die Belastung mit Pflanzenschutzmittelrückständen variiert wie in den Vorjahren abhängig von der Her-kunft der Erzeugnisse. Bei Lebensmitteln aus Deutschland stieg die Anzahl an Überschreitungen der Rück-standshöchstgehalte im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 von 1,1 % auf 1,3 % leicht an. Bei Produk-ten aus anderen EU-Staaten sank die Überschreitungsquote auf 1,5 % (2021: 1,8 %). Lebensmittel aus Nicht-EU-Staaten sind deutlich höher belastet: Hier lag die Überschreitungsquote bei 9,8 % (2021: 10,9%).
Unterschiede bei einzelnen Lebensmittelgruppen und Kulturen
Häufig verzehrte Lebensmittel wie Karotten, Kartoffeln und Äpfel sowie beliebte saisonale Erzeugnisse wie Erdbeeren und Spargel weisen seit Jahren kaum oder keine Rückstandshöchstgehaltsüberschreitun-gen auf. Die meisten Überschreitungen (bei Lebensmitteln mit mindestens 100 untersuchten Proben) gab es bei Chiasamen (53,3 %), getrockneten Kräutertees (18,8 %), Granatäpfeln (18,7%), schwarzem und grü-nem Tee (15,5 %) sowie Bohnen mit Hülsen (13,0 %).
Bei verarbeiteten pflanzlichen Lebensmitteln sowie Obst und Gemüse sank die Überschreitungsquote. Dagegen stieg sie bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs sowie Säuglings- und Kleinkindernahrung mo-derat, bei Getreide deutlich an. Der starke Anstieg bei Getreide um das fast Sechsfache des Vorjahres ist auf die hohe Überschreitungsrate der Rückstandshöchstgehalte für Kupfer (51,4 % der Proben) bei Chiasamen zurückzuführen. In einem Projektmonitoring wurden viele Proben Chiasamen auf Kupfer un-tersucht. Kupfer wird zwar auch in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt. Chiapflanzen nehmen aber auch anderweitig im Boden enthaltenes Kupfer verstärkt auf und speichern es im Samen. Das Problem wird bereits auf europäischer Ebene diskutiert.
Wirkstoffe und Mehrfachrückstände
Bei 195 Wirkstoffen (18,3 %) wurden Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt. Die Überschreitungsquoten lagen pro einzelnem Wirkstoff bei maximal 2,0 %. Nur bei Kupfer lag sie mit 5,0 % höher. Bei rund einem Drittel aller untersuchten Proben wurde mehr als ein Wirkstoff nachgewiesen. Bei Lebensmitteln, von denen mehr als 100 Proben untersucht wurden, wiesen mehr als drei Viertel der Pro-ben Mehrfachrückstände auf. Dies betraf vor allem Kirschen, Mandarinen, Tafeltrauben, Orangen, Grape-fruit und Pfirsiche/Nektarinen, Erdbeeren, Rosenkohle, Birnen, Himbeeren und Aprikosen.
Hintergrund
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln sind nur dann zulässig, wenn sie die geltenden Rückstandshöchstgehalte nicht überschreiten und demnach gesundheitlich unbedenklich sind. Eine Überschreitung des festgesetzten Rückstandshöchstgehalts ist aber im Umkehrschluss nicht gleichbe-deutend mit einem gesundheitlichen Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Festsetzung eines Höchstgehaltes erfolgt ausgehend von der Menge an Rückständen, die bei ordnungsgemäßer Anwen-dung des Pflanzenschutzmittels zu erwarten ist. Ein Risiko für die Gesundheit darf dabei nicht gegeben sein. Daher können die Rückstandshöchstgehalte deutlich unterhalb der gesundheitlichen Bedenklichkeit liegen.
Weiterführende Informationen
• Hintergrundinformation „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebens-mitteln 2022“:
www.bvl.bund.de/psmr_2022_hintergrund
• Zusammenfassung des Berichts „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2022“:
www.bvl.bund.de/psmr_2022_zus
• Bericht zur „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2022“:
www.bvl.bund.de/psmr_2022
• Tabellen zur „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2022“:
www.bvl.bund.de/psmr_tabellen2022
• Hintergrundinformation „Bericht aus dem Europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel 2022“:
www.bvl.bund.de/RASFF_Jahresbericht_2022
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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