Hannover – Jedes Jahr am 26. Januar findet der Tag des Patienten statt. Mit dem Motto: „Ihre Gesundheit, Ihre Stimme: Der schnelle Weg zu Recht und Hilfe im Krankenhaus!“ verfolgt der diesjährige Aktionstag das Ziel, die Situation und Rolle von Patienten zu stärken und zu optimieren. Die Deutsche Leberstiftung unterstützt den Tag des Patienten. Sie nimmt den Aktionstag zum Anlass, über das weltweite Gesundheitsproblem Lebererkrankungen zu informieren, das oft mit Vorurteilen und negativen Bewertungen einhergeht, die zur Stigmatisierung führen.
Imageprobleme kennen wir alle. Ob Star, Unternehmen, Marke oder Produkt – das Image ist wichtig und muss positiv sein. Hat jemand oder etwas einen schlechten Ruf, hält sich dieser oft hartnäckig und es ist schwer, diesen in der öffentlichen Meinung wieder zu beseitigen. Und häufig spielt es auch keine Rolle, ob das entstandene negative Bild überhaupt der Realität entspricht. Genauso verhält es sich auch bei Krankheiten. Es gibt Krankheiten, die in Deutschland in der öffentlichen Wahrnehmung ohne Vorurteile bewertet werden wie beispielsweise Herzerkrankungen. Ein Organ, dessen Erkrankungen jedoch mit sehr negativen Vorurteilen besetzt sind, ist die Leber. Lebererkrankte sind daher noch immer häufig von Stigmatisierung betroffen.
Dass diese unterschiedliche Wahrnehmung und Beurteilung von Krankheiten auch länderspezifische Ausprägungen hat, erklärt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung: „In unterschiedlichen Nationen gibt es ganz unterschiedliche Krankheitswahrnehmungen bestimmter Organe. Europäer sind eher herzfokussiert. In Asien spielt die Leber aufgrund der höheren Anzahl von Lebererkrankungen eine größere Rolle im öffentlichen Bewusstsein. Bei uns in Deutschland ist kein gutes Bewusstsein für Lebererkrankungen ausgeprägt. Dies betrifft nicht nur die Patienten, sondern auch viele hausärztliche Praxen. Ich habe eine große Anzahl von Patienten, bei denen teilweise über Jahrzehnte erhöhte Leberwerte festgestellt worden sind, bevor man überhaupt über Ursachenforschung nachgedacht hat. Wir haben eine Vernachlässigung des Organs Leber in Deutschland. Und Lebererkrankungen haben ein schlechtes Image. Um dem entgegenzuwirken, engagiert sich die Deutsche Leberstiftung unter anderem für mehr öffentliches Bewusstsein für das lebenswichtige Organ.“
Noch immer sind Patienten, die an der Leber erkranken, häufig dem Vorwurf ausgesetzt, selbst an der Erkrankung schuld zu sein – beispielsweise durch übermäßigen Alkoholkonsum. Auch im Bereich der Bekämpfung von Virushepatitis liegen medizinische und gesellschaftspolitische Themen eng beieinander, was dazu führt, dass Patienten mit einer Virushepatitis oftmals von Stigmatisierung betroffen sind. Zusätzlich zur Angst vor dem Stigma ist auch fehlendes Wissen ein Grund für viele Betroffene, sich der Diagnose nicht zu stellen. Die falsche Annahme, dass keine wirksamen oder aber nur mit sehr starken Nebenwirkungen behaftete Medikamente zur Verfügung stünden, ist noch immer sehr verbreitet. In vielen Fällen können Leberschädigungen oder Lebererkrankungen bereits in einem frühen Stadium nachgewiesen und erfolgreich behandelt werden – vorausgesetzt, Arzt und Patient sind für das lebenswichtige Organ und seinen Gesundheitsstatus sensibilisiert.
Um bei der Bekämpfung des weltweiten Gesundheitsproblems der steatotischen Lebererkrankung (SLD, bislang als Fettlebererkrankung bezeichnet), von dem auch in Deutschland schätzungsweise jeder Vierte betroffen ist, mögliche Hindernisse durch stigmatisierende Bezeichnungen zu beseitigen, wurden im Juni 2023 neue Fachbegriffe veröffentlicht. Zukünftig dient „Steatotische Lebererkrankungen“ als neuer Klammerbegriff, der alle Fettlebererkrankungen einschließt – unabhängig von der Ursache. Die bislang als nicht-alkoholische Fettlebererkrankung bezeichnete Krankheit wird zur Metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease (MASLD). Eine aufgrund einer Stoffwechselstörung entzündete Leber, von der in Deutschland vier Prozent betroffen sind, wird in der neuen Nomenklatur als Metabolische dysfunktions-assoziierte Steatohepatitis (Metabolic dysfunction-associated steatohepatitis, MASH) geführt und wurde vormals als nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) bezeichnet. Neben dem Vorteil, dass die neue Terminologie nicht mehr als stigmatisierend empfunden werden kann, ermöglichen die neuen Fachbegriffe exaktere Diagnosen, die zudem treffsicherer benannt werden können.
Damit sind weitere Schritte getan, das Image-Problem und die Stigmatisierung bei Lebererkrankungen zu beseitigen. Die Deutsche Leberstiftung wird sich weiterhin engagieren – über die Leber und ihre Erkrankungen aufklären und die Verbesserung der Versorgung von Patienten mit Lebererkrankungen vorantreiben. Kein von einer Lebererkrankung Betroffener sollte sich im ärztlichen Gespräch oder persönlichen Umfeld rechtfertigen müssen oder das Gefühl haben, die Erkrankung selbst verschuldet zu haben. Wichtig ist die offene Kommunikation über die vielfältigen Gründe für Lebererkrankungen, die tatsächlich jeden treffen können. Fundierte Aufklärung über etwaige Risikofaktoren kann das Bewusstsein für die Lebergesundheit schärfen, damit die Patienten Vorsorgeuntersuchungen frühzeitig in Anspruch nehmen und die Chancen für die vielfältigen Möglichkeiten einer kurativen Behandlung steigen – und Lebererkrankungen endgültig entstigmatisiert werden.
Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung, Forschungsvernetzung und wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung in medizinischen Fragen. Auf der Website finden Sie umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter: https://www.deutsche-leberstiftung.de.
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