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22.01.2024 13:23

Künstliche Intelligenz in der Rostocker Literaturwissenschaft

Dr. Kirstin Werner Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Wenn von künstlicher Intelligenz (KI) die Rede ist, denken die meisten Menschen an Einsatzgebiete in der Logistik oder der Medizin. Erwähnung finden ebenso Kommunikation oder Gesichtserkennung. Doch auch in der Literaturwissenschaft wird die neue Technologie künftig eine wichtige Rolle spielen. Die Universität Rostock hat bei der KI-Forschung in diesem Bereich eine Führungsrolle inne.

Gibt man in den Chatbot „ChatGPT“ die Stichworte „künstliche Intelligenz“ und „Literaturwissenschaft“ ein, ist zu lesen, dass KI-Modelle Texte analysieren können. „Auf diese Weise können in der Literatur Muster, Themen oder Stil identifiziert werden. KI kann darüber hinaus große Mengen von Texten schnell durchsuchen und relevante Informationen extrahieren.“ Zitatende.

An der Universität Rostock hat im April des vergangenen Jahres das Projekt „CANSpiN“ begonnen, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. „CANSpiN“ steht für Computational Approaches to Narrative Space in 19th and 20th Century Novels" (Computergestützte Zugänge zu narrativem Raum im Roman des 19. und 20. Jahrhundert). Im Projekt wird untersucht, wie diese neue Technologie in speziellen Anwendungsgebieten der Literaturwissenschaft eingesetzt werden kann.
Federführend ist Dr. Ulrike Henny-Krahmer, Juniorprofessorin für digitale Geisteswissenschaften am Institut für Germanistik der Universität Rostock. Sie versteht sich als Verbindungsglied zwischen den Geisteswissenschaftler:innen um den Germanistikprofessor Holger Helbich von der Uwe-Johnson-Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts und den Mathematiker:innen um Roger Laban, außerordentlicher Professor für Mathematik, die das dreijährige DFG-Projekt zusammen mit Ulrike Henny-Krahmer leiten.

Ziel der Wissenschaftler:innen ist es, Modelle für die Analyse von deutsch- und spanischsprachigen Texten aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu dem Überthema „Raum“ zu entwickeln. „Wir wollen uns die Handlungsorte oder Raumbeschreibungen anschauen und überprüfen, wie man sie mit Hilfe der KI automatisch erkennen kann“, sagte Henny-Krahmer.

Für diese Aufgabe bringt sie beste Voraussetzungen mit. Schon als Studentin arbeitete Henny-Krahmer beim „Cologne Center for eHumanities“ (CCeH), einem Kompetenzzentrum für digitale Geisteswissenschaften an der Universität zu Köln. Für ihre Promotion an der Universität Würzburg stellte sie ein Textkorpus aus 256 lateinamerikanischen Romanen des 19. Jahrhunderts zusammen und analysierte die Texte mit maschinellen Lernverfahren nach Untergattungen wie Liebesromanen, historische Romanen oder Sittenromanen.

Diese Arbeiten sind die Vorlage für die Analyse der Texte im aktuellen DFG-Projekt, in dem auch neuere KI-Methoden wie neuronale Netze zum Einsatz kommen sollen. Zunächst müssen die dazugehörigen Algorithmen entwickelt werden, die die raumbezogenen Worte und Textfelder erkennen. Dies sei das methodische Ziel des Projekts, sagt Henny-Krahmer. „Ich will nicht nur 90 Prozent in der Genauigkeit der Ergebnisse. Ich will wissen, welche Kriterien für die Entscheidung der KI wichtig waren.“ Denn die KI werde dazulernen, um dann die entscheidenden Literaturstellen zu erkennen.

Henny-Krahmer ist von den Vorteilen der KI überzeugt. So könnten künftig Verlage die neue Technologie anwenden, wenn es darum geht, Neuerscheinungen mit Schlagworten zu versehen. Literaturrecherchen für Wissenschaftler gingen immens schneller, viel mehr Texte könnten erfasst und analysiert werden. „Es können dann auch literarische Entwicklungen über mehrere Jahrhunderte hinweg auf einer großen Textgrundlage untersucht werden.“ Hier gibt es auch Anknüpfungspunkte für sprachwissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und historische Forschungen, zum Beispiel wenn literarische Werke zur kulturellen und nationalen Identitätsbildung beitragen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Ulrike Henny-Krahmer
Universität Rostock
Institut für Germanistik
Digital Humanities
Tel.: +49 381 498-2555
E-Mail: ulrike.henny-krahmer@uni-rostock.de

Dr. Kirstin Werner
Pressestelle Universität Rostock
Universitätsplatz 1
18055 Rostock
Tel.: +49 381 498-1012
E-Mail: kirstin.werner@uni-rostock.de
www.uni-rostock.de


Weitere Informationen:

http://Über das DFG-Projekt „CANSpiN“: https://www.canspin.uni-rostock.de/


Bilder

Dr. U. Henny-Krahmer, Juniorprofessorin für digitale Geisteswissenschaften am Institut für Germanistik der Universität Rostock, untersucht, wie die Künstliche Intelligenz in der Literaturwissenschaft eingesetzt werden kann
Dr. U. Henny-Krahmer, Juniorprofessorin für digitale Geisteswissenschaften am Institut für Germanist ...
Joachim Mangler
Universität Rostock


Ergänzung vom 22.01.2024

Korrektur von 2 Namen n folgendem Satz::
"Sie versteht sich als Verbindungsglied zwischen den Geisteswissenschaftler:innen um den Germanistikprofessor Holger Helbich von der Uwe-Johnson-Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts und den Mathematiker:innen um Roger Laban, außerordentlicher Professor für Mathematik..."

Die korrekten Nachnamen lauten: Prof. Holger Helbig (nicht: Helbich) und Prof. Roger Labahn (nicht: Laban).


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch


 

Dr. U. Henny-Krahmer, Juniorprofessorin für digitale Geisteswissenschaften am Institut für Germanistik der Universität Rostock, untersucht, wie die Künstliche Intelligenz in der Literaturwissenschaft eingesetzt werden kann


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