Europäische Kommission beschließt Einrichtung der Trägerinstitution
Das Low Frequency Array (LOFAR) ist das weltweit größte Radioteleskop für den Empfang von Radiokurzwellen und Ultrakurzwellen. Bisher war LOFAR als niederländische Stiftung organisiert. Diese wird nun in eine internationale Rechtsform überführt: ein Konsortium für eine europäische Forschungsinfrastruktur (European Research Infrastructure Consortium, ERIC). LOFAR ERIC ist heute (22.01.2024) mit der ersten Sitzung des LOFAR-ERIC-Rats offiziell gegründet worden. Die Europäische Kommission hatte aufgrund der europaweiten Bedeutung des Radioteleskops entschieden, LOFAR als ERIC einzurichten.
Die Universität Bielefeld betreibt zusammen mit der Universität Hamburg ein LOFAR-Antennenfeld. Der Bielefelder Kosmologe Professor Dr. Dominik Schwarz hat als Vertreter der deutschen Wissenschaft im Aufbaugremium die Gründung des LOFAR ERIC mit vorangetrieben.
Vor zehn Jahren nahm das LOFAR-Radioteleskop seinen Betrieb auf. Heute ist es ein gesamteuropäisches Projekt mit 52 Antennenstationen in acht europäischen Ländern. Das Gemeinschaftsprojekt entwickelte die niederfrequente Radioastronomie grundlegend weiter und führte zu einer Fülle von wissenschaftlichen Publikationen.
Bundesrepublik gehört zu den Gründungsmitgliedern
Sechs EU-Staaten hatten bei der Europäischen Kommission beantragt, LOFAR ERIC einzurichten und sind damit dessen Gründungsmitglieder: Bulgarien, Deutschland, Irland, Italien, die Niederlande und Polen. Die neue Forschungsorganisation kooperiert mit Instituten in Frankreich, Lettland, Schweden und dem Vereinigten Königreich. Ihr Hauptsitz ist Dwingeloo in den Niederlanden. Dort wurde LOFAR ERIC heute gegründet – mit der ersten Sitzung des Rates der neuen Forschungsorganisation, die in Dwingeloo am Niederländischen Institut für Radioastronomie (NWO-I/ASTRON) angesiedelt ist. Am NWO-I/ASTRON wurde das LOFAR-Radioteleskop ursprünglich konstruiert. In Deutschland sind zehn Universitäten und Forschungsinstitute am Betrieb von LOFAR-Stationen und des LOFAR-Datenarchivs beteiligt. Deutschland wird im LOFAR ERIC in Zukunft durch die Thüringer Landessternwarte vertreten.
Die Forschungsorganisation soll die verteilte Infrastruktur des Radioteleskops erheblich aufrüsten und der Astronomie hochmoderne Beobachtungs- und Datenverarbeitungssysteme bereitstellen. Schon jetzt bietet das Teleskop ein riesiges Himmelssichtfeld, beispiellose Empfindlichkeit und Bildauflösung sowie die neuartige Möglichkeit, gleichzeitig in mehreren Richtungen zu beobachten.
Halbes Jahrzehnt Vorarbeit für die europäische Forschungsorganisation
„Dass LOFAR ERIC das Fenster zu den Sternen öffnet, ist nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die europäische Forschungspolitik von großer und herausragender Bedeutung“, sagt Professor Dr. Dominik Schwarz von der Universität Bielefeld. Als Vertreter des Deutschen Konsortiums zur Messung langer Radiowellen (German Long Wavelength Consortium, GLOW) hat er maßgeblich an der Einrichtung der neuen Forschungsorganisation mitgewirkt – als Vize-Vorstandsvorsitzender des Verbund International LOFAR Telescope (ILT) wie auch als Vertreter der deutschen Wissenschaft im Aufbaugremium des LOFAR ERIC. „Wir haben ein halbes Jahrzehnt auf die Verstetigung von LOFAR hingewirkt. Das ist jetzt belohnt worden“, erklärt Schwarz.
Dr. René Vermeulen vom Niederländischen Institut für Radioastronomie ist Gründungsdirektor von LOFAR ERIC. „Die Gründung von LOFAR ERIC festigt Europas weltweite Spitzenposition in einem wichtigen Forschungsbereich“, sagt der Physiker. „Mit seiner konkurrenzlosen verteilten Forschungsinfrastruktur und seiner starken europaweiten Partnerschaft wird LOFAR ERIC dem Europäischen Forschungsraum als ein Leistungszentrum an der Spitze der astronomischen Wissenschaft und Technologie beitreten, das das Potenzial hat, zu umfassenderen komplexen Aufgaben beizutragen.“
Einblicke in Frühzeit des Universums wie auch auf das Weltraumwetter
Die neue LOFAR-Trägereinrichtung soll Wissenschaftler*innen befähigen, groß angelegte innovative Untersuchungen zu verfolgen. Dazu gehören die Erforschung der Frühphase des Universums, der Entstehung und Entwicklung von Galaxien, der Physik von Pulsaren und vorübergehenden Radiophänomenen. Weitere Forschungsthemen sind die Beschaffenheit kosmischer Teilchen mit ultrahoher Energie, die Bedingungen im interstellaren Raum und die Struktur der kosmischen Magnetfelder. Darüber hinaus erlaubt das Radioteleskop einzigartige wissenschaftliche Erkenntnisse zu gesellschaftlich bedeutsamen Themen, von Blitzen über ionosphärische Störungen bis hin zu Weltraumwetter.
Als auf Dauer angelegte Forschungsorganisation bietet LOFAR ERIC der europäischen und weltweiten Gemeinschaft künftig einen zuverlässigen Zugang zu zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsservices. Ihre umfangreichen wissenschaftlichen Daten stellt sie über ein nutzungsfreundliches und öffentlich zugängliches Archiv bereit.
Die an LOFAR ERIC beteiligten Universitäten und Forschungsinstitute aus Deutschland sind: die Universitäten Bielefeld, Bochum, Erlangen-Nürnberg, Hamburg und Würzburg sowie das Forschungszentrum Jülich, das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, das Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching, das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und die Thüringer Landessternwarte Tautenburg.
Prof. Dr. Dominik Schwarz, Universität Bielefeld
Fakultät für Physik
Telefon: +49 521 106-6226
E-Mail: dschwarz@physik.uni-bielefeld.de
https://uni-bielefeld.canto.de/b/JM69G Das Bildmaterial ist hier abrufbar
https://www.lofar.eu/ Website von LOFAR ERIC
https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/naturwissenschaften/grossgeraete/lofar/lof...
https://www.glowconsortium.de/index.php/en/lofar-about-new LOFAR-Website des GLOW
https://blogs.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/neue_himmelskarte_e...
Prof. Dr. Dominik Schwarz von der Universität Bielefeld hat den Aufbau von LOFAR zu einer eigenständ ...
Foto: Universität Bielefeld/Sarah Jonek
Die LOFAR-Superterp – das Kernstück des riesigen, hochmodernen Radioteleskops, das sich über Europa ...
Foto: NWO-I/ASTRON
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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