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01.07.2004 13:04

Akademieauszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler

Renate Nickel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

    Am Vorabend des diesjährigen Leibniztages der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften werden im Rahmen der Öffentlichen wissenschaftlichen Sitzung zum Leibniztag am 2. Juli 2004 junge Forscherinnen und Forscher für herausragende wissenschaftliche Leistungen mit Preisen und Stipendien der Akademie ausgezeichnet.

    Den Akademiepreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    erhält Professor Dr. Frédéric Merkt

    Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

    Frédéric Merkt, Jahrgang 1966, hat Chemie an der ETH Zürich studiert und 1988 sein Diplom abgelegt. Er wurde 1992 an der Universität Cambridge (England) promoviert. Es folgten Postdoktorandenzeiten an der Université de Paris-Sud, Orsay, an der Stanford University sowie in Oxford (Junior Research Fellowship). 1995 wurde er mit 29 Jahren als Assistenzprofessor an die ETH Zürich berufen und dort 1999 mit 33 Jahren zum Ordinarius für Physikalische Chemie bestellt.
    Die Forschungsarbeiten von Frédéric Merkt widmen sich der Untersuchung der strukturellen und dynamischen Eigenschaften elektronisch hochangeregter Zustände (sogenannte Rydbergzustände) von Atomen und Molekülen und deren Anwendung zur Lösung chemischer und technologischer Probleme. In den letzten Jahren wurde in seiner Gruppe an der ETH Zürich ein XUV-Lasersystem entwickelt, mit dem es durch die Kopplung der XUV-Strahlung mit hochauflösender Millimeterwellenstrahlung in Doppelresonanzexperimenten gelungen ist, Spektren von elektronisch angeregten Zuständen bei einer Auflösung von 60 kHz (0.000002 cm-1) aufzunehmen. Dieser Erfolg gilt als Durchbruch in der Elektronenspektroskopie. Dank der hohen Auflösung ist es nunmehr möglich, ungewöhnliche Eigenschaften hochangeregter Rydbergzustände empfindlich zu messen und damit sehr genaue Ionisationspotentiale und detaillierte spektroskopische Informationen über Molekülionen zu gewinnen. Erstmals spektroskopisch bestimmt werden konnte damit das für die Astrophysik wichtige Ammoniumradikal und das für die Atmosphärenchemie wichtige Methanradikalkation. Weitere fundamentale Untersuchungen wurden u. a. an Edelgasmolekülkationen durchgeführt. In neuester Zeit hat F. Merkt ein allgemeines Verfahren zur Erzeugung und Untersuchung organischer Radikalkationen in Überschallstrahlen vorgestellt.

    Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    gestiftet vom Verlag de Gruyter
    erhält Professor Dr. Ulrich Mayr

    Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

    Ulrich Mayr, Jahrgang 1961, hat Psychologie an der Universität Konstanz und an der Freien Universität Berlin studiert. 1988 hat er an der FU Berlin sein Diplom abgelegt und 1992 promoviert. 1993 folgte ein Forschungsaufenthalt am Institute of Cognitive and Decision Sciences der Universität Oregon. Ab 1994 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Potsdam, wo er sich im Jahre 2000 habilitierte. Im April 2003 wurde er auf seine jetzige Stelle an die University of Oregon als Associate Professor berufen.
    Ulrich Mayr forscht auf dem Gebiet der kognitiven Psychologie. Seine Forschungsarbeiten liefern grundlegende Erkenntnisse, die helfen, das Prinzip der intentionalen Handlung und Aufmerksamkeitskontrolle systematisch so zu fassen, daß es aus der Dynamik eines sich selbst organisierenden Systems verstanden werden kann. Ziel seiner Forschungsarbeiten ist es zu klären, wie das menschliche Gehirn Handlungspläne aktiviert und zielführend aufrecht erhält. Im Rahmen von experimentellen Untersuchungen hat er grundlegende Eigenschaften von Handlungsplänen nachweisen können. Unter anderem zeigt er, daß Handlungspläne wie andere Gedächtnisrepräsentationen auch, assoziativ miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen. In jüngster Zeit beschäftigt sich Ulrich Mayr primär mit Fragen der kognitiven Reorganisation mentaler Sets, d. h. mit der Frage, wie es unserem kognitiven System gelingt, schnell und flexibel von der Bearbeitung einer Aufgabe zur Bearbeitung einer anderen zu wechseln. Sein Ansatz gilt als einzigartig nicht nur deshalb, weil seine Theorie die Mehrzahl empirischer Befunde zum sogenannten task-switching erklären kann, sondern auch weil seine Forschung diese Prozesse auf kognitiver und neuronaler Ebene integriert und die altersbedingte Veränderung dieser Prozesse mit einbezieht.

    Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    gestiftet von der Monika-Kutzner-Stiftung zur Förderung der Krebsforschung
    erhält Professor Dr. Michael Weller

    Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

    Michael Weller, Jahrgang 1962, hat in Köln Medizin studiert, dort seine Staatsexamina abgelegt und 1989 promoviert. Die sich anschließende Zeit als Arzt im Praktikum absolvierte er bis 1990 in Tübingen (Neurologie), im Anschluß daran arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Würzburg (Psychiatrie). Auslandsaufenthalte führten ihn 1992 an das National Institute of Health, Bethesda, USA und 1993/94 an das Universitätsspital Zürich (Klinische Immunologie). Seit 1995 arbeitet Michael Weller an der Neurologischen Klinik der Universität Tübingen, zunächst als wissenschaftlicher Assistent, seit 1997 als Oberarzt und seit 2001 als leitender Oberarzt. 1996 beendete er die Facharztausbildung und habilitierte sich in Neurologie. Im Jahr 2002 wurde er zum außerplanmäßigen Professor berufen.
    Michael Weller arbeitet auf dem Gebiet der molekularen und zellulären Neuroonkologie und hat sich insbesondere mit der Charakterisierung der durch maligne Hirntumoren verursachten Schwächung des Immunsystems beschäftigt. Untersucht wurden Resistenzmechanismen maligner Gliome gegenüber Strahlentherapie und Chemotherapie sowie immunparalysierende Faktoren, die von Gliomzellen gebildet werden. Besonders hervorzuheben ist die konsequente Weiterentwicklung des potentiellen therapeutischen Einsatzes von Todesliganden für die Therapie maligner Hirntumoren. Daneben hat M. Weller durch Initiierung, Koordination und Durchführung der großen Therapiestudien der Neuroonkologie in Deutschland (NOA-03 und G-PCNSL-SG-1, primäre zerebrale Lymphome und NOA-04, anaplastische Gliome) einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der klinischen Neuroonkologie in Deutschland geleistet.

    Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    gestiftet von der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung
    erhält PD Dr. Stefan Hell

    Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und soll nach dem Wunsch der Stifterin vornehmlich für eine Arbeit aus dem Themenfeld "Mensch, Natur, Technik" vergeben werden.

    Stefan Hell, Jahrgang 1962, hat Physik in Heidelberg studiert, dort 1987 sein Diplom abgelegt und 1990 promoviert. In seiner Zeit als Postdoktorand arbeitete er von 1991 bis 1993 am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg, im Anschluß daran als Wissenschaftlicher Leiter an der Universität Turku/Finnland und als Gastwissenschaftler an der Universität Oxford. 1996 erfolgte die Habilitation an der Universität Heidelberg in Physik. Seit 1996 forscht Stefan Hell am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen, zunächst als Leiter einer Selbständigen Nachwuchsgruppe und seit Oktober 2002 als Direktor und Leiter der Abteilung NanoBiophotonik.
    Stefan Hell befaßt sich mit einem hochaktuellen Gebiet der Physik, der Fluoreszenz-Mikroskopie. Er hat die 4 Pi-confokale Mikroskopie erfunden und gezeigt, daß diese Methode die axiale Auflösung um den Faktor 4-7 verbessert. Dank seiner fundamentalen Arbeiten kann die physikalische Barriere der begrenzten Auflösung biologischer Objekte hin zu einer 3D-Auflösung verbessert werden. Er hat damit der confokalen Lichtmikroskopie entscheidende neue Anwendungsmöglichkeiten in der Zellbiologie eröffnet. Nicht-invasive Techniken in Nanometerauflösungen sind die Voraussetzungen dafür, viele noch unverstandene Prozesse der Biochemie in der Physiologie der Zelle aufklären zu können. Man nimmt an, daß diese Methode auch die Herstellung von Computerchips mit wesentlich höherer Speicherdichte ermöglichen könnte.

    Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg)
    erhält Professor Dr. Kresimir Nemec

    Der Preis ist mit 5.100 Euro dotiert und wird für herausragende Leistungen von Wissenschaftlern aus den ost- oder südosteuropäischen Ländern verliehen.

    Kresimir Nemec, 1953 in Kroatien geboren, hat Südslawische Sprachen und Literatur sowie Vergleichende Literatur an der Universität Zagreb studiert. 1981 legte er den Magister ab, 1985 wurde er promoviert. 1986 folgte die Ernennung zum Dozenten, 1991 die Ernennung zum außerordentlichen Professor und 1996 die Ernennung zum ordentlichen Professor am Lehrstuhl für neuere kroatische Literatur in Zagreb. Gastdozenturen führten ihn u. a. an die Ruhr-Universität Bochum und die Humboldt-Universität zu Berlin.
    Kresimir Nemec hat die kroatische Erzählliteratur, v. a. den Roman, neu gesichtet und damit im Urteil der Gutachter ein völlig neues Bild der kroatischen Literatur entworfen. Mit seiner Sicht auf die Literatur der Moderne hat er insbesondere die Poetik der kroatischen Prosaliteratur des 20. Jahrhunderts auf dem Stand der modernen Textwissenschaft neu erschlossen. Dies geschah insbesondere in der jetzt abgeschlossenen 3-bändigen Geschichte des kroatischen Romans, die als ein neues Standardwerk methodisch innovativ ein Panorama des kroatischen Romans entwickelt, das bislang ein Desiderat darstellte. Auch in anderen Bereichen der kroatischen Literatur hat er eine neue Sicht begründet und gilt damit als führender Geist in der jüngeren kroatischen Literaturwissenschaft: modern in der Methodologie, sicher im ästhetischen Urteil und international anerkannt. Das von Kresimir Nemec konzipierte und herausgegebene Lexikon der kroatischen Schriftsteller gilt als das lang ersehnte Standardnachschlagewerk der Slawistik.

    Das Akademiestipendium 2004
    erhält Dr. Cornel Zwierlein

    Das Stipendium wird in der Regel für die Dauer eines Jahres gewährt. Die Fördersumme beträgt 30.000 Euro.

    Cornel Zwierlein, Jahrgang 1973, hat nach dem Abitur im Jahre 1992 in Deutschland Germanistik, Griechische Philologie, Theaterwissenschaften und Jura studiert und 1998 den Magister Artium erlangt, in Frankreich auf dem Gebiet der Geschichte der frühen Neuzeit 1997 die Maîtrise d'histoire erworben, schließlich 1999 das 1. Staatsexamen in Jura abgelegt. Im Juli 2003 verteidigte er in München seine im Rahmen einer deutsch-französischen Doppelbetreuung (Tours/München) entstandene Dissertation zum Thema "Discorso und Lex. Die Entstehung neuer Denkrahmen im 16. Jahrhundert und die Wahrnehmung der französischen Religionskriege in Italien und Deutschland - Discorso et lex: la genèse de nouveaux cadres de pensée au XVIe siècle et la perception des guerres de religion françaises en Italie et en Allemagne" mit summa cum laude.
    Von 1993 bis 1998 wurde Cornel Zwierlein von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert, 1996/1997 ermöglichte ihm ein Jahresstipendium des DAAD den Aufenthalt in Tours, von 1999 bis 2001 erhielt er ein Promotionsstipendium der Gerda-Henkel-Stiftung Düsseldorf, seit Oktober 2003 bis Jahresende ein Post-doc-Kurzstipendium des Historischen Instituts Paris. Praktika am Landestheater Koblenz (Regiepraktikum 1993), am Deutschen Bundestag (1995) und in der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit München (1998), Proseminare zur neueren deutschen Literatur und zur Geschichte, die Teilnahme an internationalen Kolloquien im In- und Ausland markieren seinen bisherigen Weg als Student und Wissenschaftler.
    C. Zwierlein verfolgt in seiner Dissertation die Fernwirkungen der französischen Religionskriege auf Nordwestitalien und Südwestdeutschland. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der vergleichenden Untersuchung der Wahrnehmung und Interpretation der französischen Religionskriege in Italien und im Reich. Unter Heranziehung eines kommunikationstheoretischen Ansatzes kommt er zu einer Neubewertung der von Machiavelli entwickelten Methode des "discorso" und erklärt, warum diese neue Form der "Politikberatung" in den norditalienischen Staaten positiv aufgenommen wurde, während sie im Reich mehrheitlich abgelehnt wurde.
    Mit seinen Untersuchungen zu den Auswirkungen der über Jahrzehnte währenden Instabilität des Königreichs im Herzen Europas auf die politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Europas hat er Pionierarbeit geleistet. Mit dem Akademiestipendium wird er bei Forschungsaufenthalten in Frankreich und Italien diese Untersuchungen vertiefen.
    Auch seine Aktivitäten außerhalb von Studium und Forschung sind beeindruckend - als Mitglied in Chören und studentischen Laientheatergruppen und Auftritten auf Festivals u. a. in Köln, Prag und Glasgow mit von ihm geschriebenen Stücken, als Teilnehmer an den Sommerakademien der Studienstiftung, als Mitorganisator des "Forums München", eines Aktivitätenkreises von Studienstiftlern für Studienstiftler.


    Weitere Informationen:

    http://www.bbaw.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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