Die erste Hochschulambulanz für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Mecklenburg-Vorpommern wurde am 31. Januar 2024 an der Universität Greifswald eröffnet. Das Zentrum für Psychotherapie für Kinder und Jugendliche (ZPKJ) wird für junge Patientinnen und Patienten von 0 bis 20 Jahren sowie deren Eltern bzw. Bezugspersonen Diagnostik, Beratung und Psychotherapie bei unterschiedlichen psychischen Beschwerden anbieten. Die Ambulanz ist eine Lehr- und Forschungsambulanz und die erste ihrer Art in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Bedarf für Psychotherapien bei Kindern und Jugendlichen ist in ganz Deutschland hoch. Zu den häufigsten Leiden und Erkrankungen zählen Ängste, Depressionen, ADHS, Essstörungen oder Traumafolgestörungen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 haben etwa 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren eine psychische Auffälligkeit. Allerdings erhalten nur etwa 10 Prozent von ihnen eine angemessene psychotherapeutische Versorgung. Die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz sind lang, vor allem in ländlichen Regionen, wo es zu wenige Psychotherapeut*innen gibt. Dies gilt für MV als Flächenland in besonderem Maße. Die Coronapandemie hat die Situation noch verschärft, da viele Kinder und Jugendliche unter den Folgen von Isolation, Stress und Unsicherheit leiden (1).
„Angesichts der Zunahme psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter ist die Eröffnung des ZPKJ ein bedeutender Schritt für Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere da frühzeitige Psychotherapie essenziell ist, um chronischen psychischen Störungen im Erwachsenenalter vorzubeugen“, so Dr. Sabine Ahrens-Eipper, die als Vertretungsprofessorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie und Psychotherapie die Ambulanz federführend aufgebaut hat.
In der Ambulanz wird perspektivisch Psychotherapie für Kinder und Jugendliche mit Störungen aus dem gesamten Spektrum der Kinder- und Jugendpsychiatrie angeboten. Aktuell starte die Ambulanz mit einem Behandlungsangebot für schüchterne Kinder zwischen 5 und 10 Jahren: „Mutig werden mit Til Tiger“. Breiter angelegte Angebote als Einzel- und Gruppentherapien werden nach und nach hinzukommen. Es ist geplant, dass perspektivisch auch Spezialsprechstunden zum Angebot der Ambulanz gehören, beispielsweise für Säuglinge.
Als Lehr- und Forschungsambulanz werden zudem Studien zu psychischen Erkrankungen und Psychotherapie durchgeführt, beispielsweise zur Entstehung von Depressionen, Angststörungen im Kindesalter und altersspezifischen Therapieangeboten. Zudem werden Psychotherapeut*innen im Rahmen des neuen Masterstudienganges Klinische Psychologie und Psychotherapie ausgebildet. Es werden in der Ambulanz auch neue Therapieansätze entwickelt und in reguläre Therapien überführt, die langfristig zu einer deutlichen Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in der Region beitragen sollen.
„Das ZPKJ ist ein zentraler Baustein zur Umsetzung des Psychotherapeutengesetzes, indem es unseren Studierenden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Psychologische Psychotherapie ermöglicht, im Masterstudiengang Psychotherapie Praxiserfahrung über die gesamte Lebensspanne, vom Kleinkind bis ins hohe Alter, zu sammeln. Studierende werden hier praxisnah auf dem neuesten Stand der Wissenschaft in allen anerkannten Psychotherapieverfahren ausgebildet“, so Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier, Direktorin des Zentrums für Psychologische Psychotherapie (ZPP).
Die Hochschulambulanz für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie wird einen wertvollen Beitrag dazu leisten, niedrigschwellige und qualitativ hochwertige Therapieangebote für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und zu implementieren.
Weitere Informationen
(1) Bundes Psychotherapeuten Kammer: Handlungsbedarfe in der ambulanten (Richtlinien-)Psychotherapie für Kinder und Jugendliche http://file://\\spsc.rz.uni-greifswald.de\6891\pressestelle\2024-arbeitsordner\2024-medieninformationen\2024-fakultaet-mnf\psychologie-2024\zentrum-kinder-jugend-psychotherapie\1.https:\www.apk-ev.de\fileadmin\downloads\Materialien_KiJu\Schreck_Ambulante_RL-Psychotherapie.pdf
Foto: Gesprächssituation in einem Behandlungsraum des ZPKJ Greifswald, © Arite Bandelin, 2024
Das Foto kann für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Medieninformation kostenlos unter pressestelle@uni-greifswald.de angefordert werden. Bei Veröffentlichung ist der Name der Bildautorin bzw. des Bildautors zu nennen.
Ansprechpartnerinnen an der Universität Greifswald
Dr. Sabine Ahrens-Eipper
Vertretungsprofessorin
Klinische Kinder- und Jugendpsychologie und -psychotherapie
Franz-Mehring-Straße 47, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3495
sabine.ahrens-eipper@uni-greifswald.de
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
Lehrstuhlinhaberin Klinische Psychologie & Psychotherapie
Direktorin des Zentrums für Psychologische Psychotherapie
Franz-Mehring-Straße 47, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3718
eva-lotta.brakemeier@uni-greifswald.de
Gesprächssituation in einem Behandlungsraum des ZPKJ Greifswald
Foto: Arite Bandelin
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
Deutsch
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