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06.02.2024 09:47

Frauenbewegung in Japan

Lisa Bischoff Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    „Immer wieder wurden wir gefragt, ob es in Japan überhaupt eine Frauenbewegung gibt“, erzählen Prof. Dr. Ilse Lenz von der Ruhr-Universität und Prof. Dr. Michiko Mae von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Mit ihrem kürzlich erschienen Band „Frauenbewegung in Japan“ beantworten die beiden Herausgeberinnen diese Frage nicht nur mit einem eindrücklichen Ja, sondern verschaffen rund 60 bis dahin außerhalb Japans unbekannten Stimmen Gehör. Das Buch ist die erste umfassende Darstellung der japanischen Frauenbewegung in Deutschland mit repräsentativen Texten, die größtenteils erstmals übersetzt wurden.

    Über 100 Jahre

    Mit ihrem Band führen Lenz und Mae ausführlich in die über hundertjährige Frauenbewegung und die Geschlechtergeschichte des modernen Japans ein, entschlüsseln die Vielfalt der Diskurse und Richtungen und legen die internationalen Verbindungen dar. Darüber hinaus thematisieren sie grundlegende gesellschaftliche und kulturelle Impulse und Schübe, die von der japanischen Frauenbewegung ausgingen und zu Weiterentwicklungen der japanischen Gesellschaft führten.
    Erste umfassende Quellensammlung außerhalb Japans

    Insgesamt 58 faszinierende und provokante Texte in Erstübersetzung haben die beiden Forscherinnen in den Band mit aufgenommen und mit Kommentaren versehen. Zu Wort kommen Aktivist*innen aus verschiedenen sozialen Positionen und Milieus wie etwa die Sprecherinnen für Frauenrechte aus dem 19. Jahrhundert, die erste feministische Zeitschrift Seito, pazifistische Mütter nach 1945, Männer mit ihrer Patriarchatskritik, dekoloniale Aktivistinnen oder auch Vordenkerinnen lesbischer und queerer Lebensweisen.

    Weit mehr als eine regionale Fallstudie

    Die Beiträge zeigen dabei die Ambivalenzen, Brüche und Widersprüche des japanischen Modernisierungsprozesses auf. „Im Unterschied zu Europa und den USA haben sich die Frauenbewegungen in Japan in aufeinander aufbauenden Phasen entwickelt. Doch inmitten dieser Kontinuität zeigen sich wiederholt radikale Aufbrüche vonseiten der Feminist*innen, die für Autonomie und Subjektivität eintraten“, so Lenz. Im internationalen Vergleich sei besonders hervorzuheben, dass die japanische Bewegung von Anfang an eine kritische internationale Perspektive eingenommen habe. Insbesondere Japans Doppelstellung als zunächst selbst vom Kolonialismus bedrohtes Land und dann spätere Kolonialmacht sei vor diesem Hintergrund interessant. „Man kann Japan als eine Art Experiment der Modernisierung sehen, mit dem die eurozentrische Fortschrittserzählung konfrontiert werden kann“, so Mae.

    Mit dem Band wollen die beiden Wissenschaftlerinnen auch dazu beitragen, verzerrende Denkmuster der postkolonialen Welt grundlegend zu hinterfragen und zugleich den Blick für den Feminismus in Japan und die gesellschaftlichen Veränderungen in Japan zu öffnen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ilse Lenz
    Soziologie
    Ruhr-Universität Bochum
    E-Mail: ilse.lenz@rub.de

    Prof. Dr. Dr. h.c. Michiko Mae
    Kultur- und Literaturwissenschaften
    Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
    E-Mail: mae@hhu.de


    Originalpublikation:

    Michiko Mae, Ilse Lenz: Frauenbewegung in Japan. Quellen und Analysen. Springer Verlag, Wiesbaden 2023, 706 Seiten, ISBN 978-3-531-14730-7, DOI: 10.1007/978-3-531-94095-3


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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