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12.02.2024 10:32

Meta-Analyse zeigt Zusammenhang von Körpergröße, Intelligenz und Persönlichkeitsmerkmalen mit sozialem Status.

Lisa Schimmelpfennig Pressestelle
HMU Health and Medical University GmbH

    Erhalten einschüchternde, kompetente, selbstlose oder selbstdarstellende Menschen in Gruppen eher sozialen Status als andere Menschen? Wer wird also eher bewundert, hat eher Einfluss und wird eher als Führungsperson gewählt? Diesen Fragen gingen Michael Grosz von der HMU Health and Medical University Potsdam, Mitja Back von der Universität Münster und Robbie van Aert von der Universität Tilburg in einer soeben veröffentlichten Meta-Analyse von mehr als 100 Jahren Forschung auf die Spur.

    Über 1.000 Effekte aus 276 Stichproben mit mehr als 56000 Teilnehmer:innen wurden ausgewertet, um Zusammenhänge zwischen Körpergröße, kognitiven Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmalen mit sozialem Status zu identifizieren.

    "Unsere Analysen deuten darauf hin, dass sozialer Status häufig durch Menschen erlangt wird, die entweder kompetent oder selbstlos sind. Gleichzeitig legen die Ergebnisse nahe, dass Menschen ebenfalls Status erlangen können, wenn sie durch ihre selbstbewusste oder selbstdarstellende Art einfach nur den Eindruck von Kompetenz und Selbstlosigkeit erwecken.", erklärte Michael Grosz, Erstautor der Studie.

    Einschüchtern allein führt nicht zu Anerkennung und Bewunderung

    Nach den Befunden des Forschungsteams scheint es für das Erreichen von sozialem Status oft nicht auszureichen, durch die eigene Statur und Unnachgiebigkeit andere Menschen einzuschüchtern. Körpergröße hing zwar mit einem stärkeren Einfluss auf die Gruppe zusammen, aber nicht damit, wie sehr man von anderen bewundert und anerkannt wird. Zudem fanden die Forscher Hinweise dafür, dass Menschen, die besonders stark ihre Ellbogen zeigen und aggressiv agieren, tendenziell keinen hohen, sondern einen mittelmäßigen oder niedrigen Status haben. Diese Befunde werfen Zweifel an dem häufig angenommenen „Dominanzweg“ auf, nach dem das Vermögen und die Bereitschaft, anderen Schaden zuzufügen, zu einem höheren sozialen Status führen.

    Das Status-Rezept: Fähig sein, der Gruppe helfen und sich darstellen können

    Die Forscher konnten eine Reihe an Eigenschaften identifizieren, die mit dem Erreichen von sozialem Status einhergehen. Hierzu gehören zum einen Fähigkeiten wie Intelligenz, die es erlauben, höhere und für die Gruppe nützliche Leistungen zu erbringen: der „Kompetenzweg“ zu sozialem Status. Darüber hinaus fanden sich klare Hinweise für einen „Tugendweg“ zu sozialem Status: Menschen, die mehr Altruismus zeigten, sich also selbstloser für die Belange der Gruppe einsetzten, waren beliebter, wurden stärker respektiert und hatten größeren Einfluss. Und schließlich zeigte sich, dass auch extravertierte, durchsetzungsstarke und selbstdarstellende Verhaltenstendenzen positiv mit dem Erreichen von Status in Gruppen zusammenhingen. “Das ist ein wichtiger Befund“, sagt Mitja Back, Ko-Autor der Studie. „Bisherige Theorien haben zu wenig berücksichtigt, wie sehr unser sozialer Status mit der Art unserer Selbstdarstellung zu tun hat. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich: Selbstbewusster Charme ist statusförderlich, auch wenn er nicht immer mit Fähigkeiten und Werten einhergeht, die der Gruppe nützen“.

    Die Autoren betonen, dass zukünftige Studien genauer untersuchen sollten, welche Prozesse genau kompetente, selbstlose und selbstdarstellende Menschen zu sozialem Status verhelfen. Ebenso wird empfohlen, mehr nicht-westliche Stichproben in die Forschung einzubeziehen.

    Bedeutung für die Beurteilung und Auswahl von Führungskräften

    Die Ergebnisse der Meta-Analyse haben laut den Autoren nicht nur wichtige theoretische Implikationen für die Forschung, sondern auch praktische Relevanz. Sie können zum Beispiel einen Beitrag zur Optimierung von Bewertungen und Auswahlentscheidungen in Organisationen leisten. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, bei Personen mit hohem sozialen Status nicht als selbstverständlich auch von großer Kompetenz oder Selbstlosigkeit auszugehen. Die Autoren empfehlen außerdem, evidenzbasierte Auswahlverfahren (z.B. Intelligenztests) zu implementieren, um die richtigen Personen für Führungspositionen zu bestimmen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Michael Grosz
    Professur für Psychologische Diagnostik
    E-Mail: michael.grosz@hmu-potsdam.de
    Weitere Infos: https://www.health-and-medical-university.de/team-fakultaet-gesundheit-hmu/micha...


    Originalpublikation:

    Grosz, M. P., van Aert, R. C. M., [&] Back, M. D. (2023). A Meta-Analytic Review of the Associations of Personality, Intelligence, and Physical Size with Social Status. Psychological Bulletin. https://doi.org/10.1037/bul0000416


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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