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05.07.2004 10:49

Streitfall Evolution

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Ernst-Haeckel-Haus der Universität Jena veranstaltet am 9. Juli internationalen Workshop

    Jena (05.07.04) Als der britische Biologe Charles Darwin Weihnachten 1831 zu seiner fünfjährigen Weltexpedition aufbrach, ahnte er sicherlich noch nicht, welche revolutionäre Idee am Ende stehen sollte. 1859 veröffentlichte er das Konzept einer natürlichen Evolution. Dieses Jahr markiert den Beginn einer völlig neuen Sicht der Natur. Neben wissenschaftlicher Anerkennung rief diese so genannte "Deszendenztheorie" jedoch heftige Diskussionen und Kritik hervor - die selbst heute nicht verstummt ist. Dem "Streitfall Evolution" widmet sich daher am 9. Juli ein internationaler Workshop an der Friedrich-Schiller-Universität. Ausgerichtet wird die öffentliche Expertentagung von der Arbeitsgruppe "Alternative Evolutionstheorien" des Instituts für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik am Jenaer Ernst-Haeckel-Haus.

    "Wesentliche Einwände gegen die Darwinsche Evolutionstheorie wurden gleich nach ihrem Erscheinen vorgetragen", erklärt Organisator Dr. Uwe Hoßfeld. So bezweifelte man damals etwa die Allmählichkeit der Evolutionsveränderungen und ihren ungerichteten Charakter. Diese Problemstellung sowie die Diskussionen über den direkten Einfluss der Umwelt auf die Evolution führten zur Entstehung von alternativen Evolutionstheorien. Die Kritik an der von Darwin ausgehenden Evolutionstheorie ist nie versiegt, obwohl sie immer weiter entwickelt wird, Unstimmigkeiten beseitigt und durch neue Erkenntnisse ergänzt werden. Die Angriffe reichen von eher unqualifizierten Aussagen bis hin zu ernst zu nehmenden Erwiderungen auf bisher nicht geklärte Aspekte der Theorie.

    Dass der Kampf um eine allumfassende Evolutionstheorie selbst heute nicht ausgestanden ist, zeigen beispielsweise die jüngsten Entwicklungen in Italien oder Amerika. Als die italienische Bildungsministerin Letizia Moratti am 19. Februar dieses Jahres verfügte, dass an den staatlichen Grund- und Mittelschulen Italiens die Darwinsche Evolutionslehre ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr zu unterrichten sei, folgte ein Sturm der Entrüstung. Der Protest nötigte die Ministerin schließlich, ihre Anordnung Anfang Mai zu widerrufen. Zahlreiche Bundesstaaten der USA kennen dieses Problem schon seit vielen Jahrzehnten. Dort wird mitunter heftig gestritten, ob und in welcher Form die Evolutionstheorie in der Schule gelehrt werden sollte. Die Anhänger der Darwinschen Evolutionstheorie stehen insbesondere einer starken kreationistischen Opposition gegenüber, welche in jüngster Zeit zudem in der Intelligent-Design-Theorie eine akademische Basis etablierte. Auch in Deutschland gewinnt die "akademische Evolutionskritik" zunehmend an Bedeutung. Meist fehlt jedoch eine dezidierte Auseinandersetzung mit den Positionen des jeweiligen Gegenübers.

    Dies möchte der Jenaer Workshop leisten und einen Diskussionsbeitrag bieten. In einzelnen Vorträgen kommen renommierte Wissenschaftler zu Wort, um über alternative Erklärungsansätze und ihre zeitgenössische Bedeutung in der Wissenschaftslandschaft zu diskutieren. Einen Höhepunkt wird dabei um 18.00 Uhr der öffentliche Abendvortrag im Kleinen Zoologie-Hörsaal (Erbertstr. 1) von Prof. Dr. Axel Meyer aus Konstanz bilden. Er beschäftigt sich mit der Artbildung ostafrikanischer Buntbarsche, der Untertitel lautet: "Was hat uns Ernst Mayr dazu zu sagen?". Mayr gilt als eine der führenden deutschen Persönlichkeiten, welche die Darwinsche Evolutionstheorie Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer Synthese führte. Der weithin als einer der bedeutendsten Evolutionstheoretiker bekannte, heute in den USA lebende Mayr feiert am 4. Juli seinen 100. Geburtstag. Der Workshop in Jena soll auch ein "Geburtstagsgeschenk" an ihn sein.

    Kontakt:
    Dr. habil. Uwe Hoßfeld
    Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik - Ernst-Haeckel-Haus
    Berggasse 7, 07745 Jena
    Tel.: 03641 / 949505
    Fax: 03641 / 949502
    E-Mail: uwe.hossfeld@uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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