idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.02.2024 10:01

Toxoplasmose: Die Evolution der Infektionsmaschinerie

LMU Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Forschende haben ein Protein identifiziert, das gleichzeitig mit Zellkompartimenten entstand, die für die Vermehrung des Toxoplasmose-Erregers entscheidend sind.

    Toxoplasmose ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch den einzelligen Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Beim Menschen ist eine Infektion vor allem für Schwangere gefährlich, da sie zu Missbildungen beim Kind führen kann. Ebenso wie der eng verwandte Erreger der Malaria – Plasmodium falciparum – und andere verwandte Arten, besitzt T. gondii spezielle Organellen, sogenannte Rhoptrien und Mikroneme, um die Wirtszelle zu infizieren. Ein Team um Professor Markus Meißner, Leiter des LMU-Lehrstuhls für Experimentelle Parasitologie, und Professor Joel Dacks von der University of Alberta (Kanada) hat nun die Evolution dieser Infektionsmaschinerie untersucht und ein Organellen-spezifisches Protein identifiziert, das ein vielversprechendes Ziel für neue therapeutische Ansätze sein könnte.

    Im Lauf ihrer Evolution entwickelten die Parasiten sowohl spezielle Organellen wie die Rhoptrien und Mikroneme, als auch eine ganze Proteinmaschinerie, die notwendig ist, um Produktion und Funktion der Organellen zu gewährleisten. Die sogenannte Organellen-Paralogie-Hypothese (OPH) besagt, dass die heutige Vielfalt von Zell-Organellen darauf beruht, dass bestimmte Gene, die die Organellenidentität codieren, während der Evolution vervielfältigt wurden und anschließend diversifizierten. „Um ihre spezifischen Strukturen zu erzeugen, mussten die Parasiten einige Proteine umfunktionieren und auch neue Proteine hinzufügen“, erklärt LMU-Parasitologin Elena Jimenez-Ruiz.

    Kombination von Bioinformatik und Laboranalysen

    Um zu untersuchen, in welchem Ausmaß und auf welche Weise die Vielfalt der Organellen in den Apicomplexa – der Organismen-Gruppe, zu der T. gondii und P. falciparum gehören – entstand, kombinierten die Forschenden umfangreiche bioinformatische Genanalysen und molekulare zellbiologische Methoden. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 18 Kandidaten-Proteine identifizieren, die mit der Entwicklung neuer Organellen und deren Proteinmaschinerie in den Apicomplexa korrelieren.

    „Für eines dieser Proteine, das als ArlX3 bezeichnet wird, konnten wir dann experimentell nachweisen, dass es an der Bildung der Mikroneme und Rhioptrien bei T. gondii entscheidend beteiligt ist“, sagt Jimenez-Ruiz. „Ohne ArlX3 können sich die Parasiten nicht mehr vermehren.“ Da ArlX3 nur bei den Parasiten vorkommt, nicht aber in menschlichen Zellen, könnte das Protein nach Ansicht der Forschenden eine vielversprechende Zielstruktur für neue therapeutische Optionen darstellen. Zudem könnten mithilfe ihrer Methoden möglicherweise noch weitere spezifische Protein-Untergruppen identifiziert werden, die wichtige Einblicke in die Zellbiologie der Parasiten geben.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Markus Meissner
    Tierärztliche Fakultät, LMU
    Veterinärwissenschaftliches Department
    Experimentelle Parasitologie
    Tel. +49 (0)89 2180 - 3622
    markus.meissner@lmu.de


    Originalpublikation:

    Christen M. Klinger, Elena Jimenez-Ruiz, Tobias Mourier, Andreas Klingl, Leandro Lemgruber, Arnab Pain, Joel B. Dacks, Markus Meissner: Evolutionary analysis identifies a Golgi pathway and correlates lineage-specific factors with endomembrane organelle emergence in apicomplexans. Cell Reports 2024
    https://doi.org/10.1016/j.celrep.2024.113740


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).