Wissenschaftskommunikation in der Biologie steht vor spezifischen Herausforderungen. Dazu gehören die Geschwindigkeit des biowissenschaftlichen Erkenntnisgewinns sowie Erwartungen und Diversität der Zielgruppen. Der Verband Biowissenschaften, Biologe und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) hat in diesem Kontext ein Positionspapier vorgelegt, das die Besonderheiten skizziert und Empfehlungen an Forschungsfördernde, Hochschulen, Akademien sowie Wissenschafts- und Bildungspolitik formuliert. Zentrale Forderungen betreffen die stärkere Professionalisierung von Wissenschaftler/-innen sowie grundlegende biologisch-fachliche Qualifikationen von Vermittler/-innen aus dem Kommunikationsbereich.
Die hohe Geschwindigkeit von biowissenschaftlicher Konzeptentwicklung, Methodeninnovation und Erkenntnisgewinn stellen hohe – systemimmanente – Anforderungen an die Kommunikation entsprechender biologischer Inhalte. Hinzu kommt: Wegen der großen Nähe biologischer Themen zum persönlichen Leben sind die Betroffenheit und das Interesse an biowissenschaftlichen Erkenntnissen größer als an vielen anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Dies ist eine Chance für die Wissenschaftskommunikation, birgt aber auch besondere Herausforderungen.
Die Kommunikation biologischer Themen fängt dabei selten bei „Null“ an, denn jeder ist Expert/-in eigener Sache - war schon einmal krank oder möchte die Natur schützen. „Die Schwierigkeit dabei ist, dass es neben fundiertem Wissen auch viel Unkenntnis, Fehlvorstellungen und einseitige Betrachtungen und sich widersprechende Informationen gibt“, erläutert Prof. Dr. Kerstin Kremer, Präsidiumsmitglied des VBIO, die das Positionspapier „Wissenschaftskommunikation“ maßgeblich mitentwickelt hat. „Für die Öffentlichkeit ist es nicht immer einfach, Intentionen einzelner Akteur/-innen zu durchschauen und glaubwürdige Informationen und Quellen zu identifizieren,“ so Kremer weiter.
Hier ist auch aus den Biowissenschaften selbst heraus noch viel zu tun. Insgesamt kann aber – so das Positionspapier „Wissenschaftskommunikation“ des VBIO – nicht erwartet werden, dass Wissenschaftskommunikation, die höchsten Ansprüchen gerecht wird, von Forschenden ausschließlich „nebenbei“ durchgeführt wird. Es bedarf vielmehr sowohl einer stärkeren Professionalisierung von Wissenschaftler/-innen in Hinblick auf Wissenschaftskommunikation, als auch zusätzlicher, professionell ausgebildeter Vermittler/-innen.
Das Positionspapier „Wissenschaftskommunikation“ formuliert daher konkrete Forderungen an Forschungsfördernde, Hochschulen, Akademien sowie an Wissenschafts- und Bildungsministerien von Bund und Ländern, darunter:
* Schaffung von organisationsinternen Freiräumen und die dafür erforderliche finanzielle Unterstützung sowohl für institutionelle Strukturen als auch für individuelle Projekte zur Wissenschaftskommunikation von Forschenden,
* zusätzliche Stellen für Kommunikationsexpert/-innen mit soliden biologischen Kenntnissen,
* Berücksichtigung von Leistungen in der Wissenschaftskommunikation auch im Rahmen von Berufungs- und Evaluationsverfahren,
* erleichterte Durchlässigkeit zwischen Studiengängen aus Biowissenschaften, Kommunikationswissenschaften sowie Lehramtsstudiengängen zwecks Schaffung von professionellen Ausbildungsgängen für Vermittler/-innen zwischen Wissenschaft und gesellschaftlichen Zielgruppen.
Zugleich wendet sich das Positionspapier „Wissenschaftskommunikation“ des VBIO auch an die biowissenschaftliche Community selbst. Diese ist gefordert, die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation für die Vermittlung von Forschungsergebnissen und grundlegenden Konzepten stärker als bisher als integralen Teil der eigenen Rolle zu betrachten. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich grundlegende Fähigkeiten im Bereich der Wissenschaftskommunikation anzueignen und sich ggf. weiterzubilden.
Leistungen im Bereich der biowissenschaftlichen Wissenschaftskommunikation müssen von Forschungsinstitutionen (z. B. Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen) und Förderern (z. B. BMBF, DFG, Stiftungen), aber auch von der Gesellschaft insgesamt in stärkerem Maß wertgeschätzt werden.
Der VBIO sieht sich in einer besonderen Verantwortung daran mitzuwirken, dass eine umfassende Vermittlung biowissenschaftlicher Inhalte gewährleistet ist. Er bietet daher Veranstaltungen unterschiedlichster Formate zu biologischen Themen an und setzt sich in Praxis und Theorie mit der Wissenschaftskommunikation in den Biowissenschaften auseinander. Darüber hinaus engagiert er sich für die Weiterentwicklung der genannten Formate sowie für Forschung in der Wissenschaftskommunikation.
Teil dieses Engagements ist auch das Positionspapier „Wissenschaftskommunikation“, das sich als Einladung an alle Akteur/-innen versteht, noch stärker in den Dialog zu treten um die Situation im Sinne der vorgelegten Forderungen zu verbessern.
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Über den VBIO
Der VBIO e. V. ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig sind – egal ob in Hochschule, Schule, Industrie, Verwaltung, Selbstständigkeit oder Forschung.
Die Mitglieder des VBIO vertreten das gesamte Spektrum der Biowissenschaften von der molekularen, zellulären, organismischen bis hin zur ökologischen Sicht und der Biomedizin.
Weitere Informationen
Weitere Informationen erhalten Sie bei Prof. Dr. Kerstin Kremer (Präsidium VBIO), Kerstin.Kremer@didaktik.bio.uni-giessen.de
Dr. Kerstin Elbing (Ressort Kommunikation), Geschäftsstelle Berlin des VBIO, elbing@vbio.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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